«In Äthiopien habe ich ein Studium als Pfleger abgeschlossen, was ungefähr einer Schweizer Fachhochschulausbildung entspricht. Zu Hause bin ich ein gesuchter Aktivist der Befreiungsorganisation ONLF. Man nahm mich dort fest und warf mich ins Gefängnis. Bei der ersten Gelegenheit flüchtete ich. 2015 kam ich nach Ägypten, wo ich rund ein Jahr blieb. Anschliessend gelangte ich über Italien in die Schweiz. Hier war es zu Beginn extrem schwierig. Ich konnte die Sprache nicht, hatte nichts und sass einfach im Flüchtlingszentrum. Doch eines Tages fand ich eine Schweizer Familie, die mich betreute, später sogar zu sich aufnahm und mich für Deutschkurse anmeldete. Nach rund einem Jahr fand ich eine Vorlehre als Pfleger. Bis auf die Sprache hatte ich keinerlei Problem. Mein Arbeitgeber war so zufrieden mit mir, dass er mir einen richtigen Lehrvertrag anbot. Das habe ich sehr geschätzt, denn für den Arbeitgeber ist die Situation extrem unsicher, solange ein Flüchtling keinen Aufenthaltsentscheid hat und jederzeit abgeschoben werden könnte. Dieser Entscheid kam dann leider auch vor ungefähr einem Jahr. Ich musste deshalb meine Arbeit im Altersheim abbrechen. Zur Schule darf ich allerdings weiterhin. Warum die Gesetze so sind, verstehe ich nicht.»