«Meinen Bruder haben sie mitgenommen, als er 17 war. Ins Militär, wo in Eritrea jeder hinmuss, der erwachsen aussieht. Zurück blieben ich und meine jüngeren Schwestern. Meine Eltern starben, als wir Kinder waren. Ich wollte nicht das Schicksal meines Bruders teilen, also bin ich geflüchtet. Zuerst ging ich nach Äthiopien, dann in den Sudan, nach Libyen und kam über Italien vor fünf Jahren in die Schweiz. Hier gefiel es mir sofort super. Nach vier Monaten habe ich einen Job als Demonteur von elektronischen Geräten gefunden. Eineinhalb Jahre arbeitete ich dort. Anschliessend fand ich eine Anstellung bei der Heilsarmee. Daneben habe ich fleissig Deutsch gelernt und zuerst ein Jahr die Schule in Biel BE, danach das 10. Schuljahr in Köniz BE besucht. Ich wollte unbedingt auch eine Lehre machen. Wegen meines Ausweises gab es aber sehr viele Absagen, bis mir das Restaurant Landhaus im bernischen Liebefeld eine Lehre als Koch EBA anbot. Der Vertrag war bereits unterschrieben, doch kurz danach kam der negative Asylentscheid. Von hier weg gehe ich aber nicht mehr, denn wohin soll ich? Nach Eritrea sicher nicht, dort droht Gefängnis und Zwangsarbeit. Verwandtschaft habe ich auch kaum mehr. Ich bin in einer schwierigen Situation, aber zu viele Gedanken zu verschwenden bringt auch nichts.»