«Ich flüchtete, als ich ein Teenager war. Nach der 11. Klasse drohte mir die Einziehung in den Eritrean National Service (ENS) und ich wusste von Freunden, wie schlimm es dort ist. Es gibt zu wenig Essen, man wird wie Dreck behandelt, viele kriegen Depressionen, die Frauen werden vergewaltigt. Für die meisten dauert der ENS ewig, die Dienstpflicht ist nicht beschränkt. Darum flüchtete ich. Schliesslich kam ich über Italien in die Schweiz. Hier habe ich zuerst zweimal das zehnte Schuljahr gemacht, danach ein Praktikum als Kinderbetreuerin. Bevor ich eine Lehre beginnen konnte, kam der erste negative Asylentscheid. Dadurch war es schwierig, eine Stelle zu finden, weil die Arbeitgeber niemanden wollen, der vielleicht plötzlich weg ist. Ein Altersheim in Ittigen BE gab mir trotzdem eine Chance. Letzten Sommer habe ich dort eine Lehre als Assistentin Gesundheit und Soziales begonnen. Die Arbeit ist herausfordernd und spannend. Besonders mit dementen Menschen zu arbeiten ist interessant. Ich hoffe jetzt, dass der zweite Entscheid positiv ist und ich bleiben darf. Ansonsten weiss ich nicht, was ich machen soll. Vielleicht flüchte ich wieder, aber immer eine neue Sprache und eine neue Kultur zu lernen, ist auch sehr schwierig. Sicher ist nur, dass ich nicht nach Eritrea zurück kann.»