Gläubiger atmen auf
Ex-Bankenchef Vincenz verkauft Villa in Niederteufen AR für 10 Millionen Franken

Die Villa des Ex-Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz wechselt für 10 Millionen Franken den Besitzer. Der Verkauf befriedigt die Interessen der Gläubiger – trotzdem bleiben offene Betreibungen in der Höhe von 56 Millionen.
Publiziert: 12.04.2025 um 22:39 Uhr
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Aktualisiert: 09:46 Uhr
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Für 10 Millionen verkauft: Pierin Vicenz' Villa in Niederteufen AR.
Foto: Marco Latzer

Die Villa des ehemaligen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz in Niederteufen AR wird für 10 Millionen Franken verkauft, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Der Verkaufspreis liegt deutlich unter der ursprünglichen Schätzung von 14,1 bis 14,9 Millionen Franken durch Immobilienspezialisten. Laut Nadia Ceregato, Vincenz' Ex-Frau, sei dieser Preis aber «schlechterdings unmöglich» gewesen.

Gemäss einem der «Sonntagszeitung» vorliegenden Gerichtsbeschluss sind trotz des niedrigeren Verkaufspreises die meisten Gläubiger zufrieden. Der Käufer ist der Immobilienhändler Timo Cajacob, der auf historische Bauten spezialisiert ist.

Offene Betreibungen in Höhe von 56 Millionen

Vincenz steht momentan vor erheblichen finanziellen Herausforderungen: Gegen ihn laufen Betreibungen in der Höhe von 56 Millionen Franken – die Gläubiger streiten sich um die Vermögenswerte, die Vincenz noch hatte. Trotzdem stand die Villa in Teufen seit längerem leer und war zum Verkauf ausgeschrieben, fand aber, wegen mangelnder zahlungswilliger Käufer, lange keinen Abnehmer.

Eine Komplikation beim Verkauf waren Forderungen der Kreditkartenfirma Viseca in Höhe von 1,14 Millionen Franken. Diese Summe steht im Zusammenhang mit dem umstrittenen Verkauf der Firma Commtrain, für den Vincenz vom Bezirksgericht Zürich erstinstanzlich verurteilt wurde.

Der Verkaufserlös wird nun aufgeteilt: Das Immobilienunternehmen Ginesta erhält ein Honorar von 291'150 Franken. Der Stadler-Rail-Besitzer Peter Spuhler, der Vincenz 2019 ein Darlehen von 6,7 Millionen Franken gewährt hatte, bekommt sein Geld plus eine Million Franken Zinsen zurück. Das Appenzeller Betreibungsamt erhält 627'000 Franken.

Der Restbetrag wird auf Sperrkonten bei der Zürcher Staatsanwaltschaft eingezahlt, bis geklärt ist, ob Viseca tatsächlich Anspruch darauf hat.

Berufungsverfahren läuft

Das juristische Nachspiel für Vincenz geht weiter. Das Bezirksgericht Zürich verurteilte ihn 2022 wegen Betrugs, mehrfacher qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung und mehrfacher passiver Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von 45 Monaten. Ein Berufungsverfahren läuft.

Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, gab es mehrere Versuche, das Urteil für ungültig zu erklären. Ein Versuch hatte beim Obergericht sogar Erfolg, bis das Bundesgericht einschritt und das Zürcher Obergericht anwies, das Berufungsverfahren durchzuführen.

Ein weiterer Versuch von Vincenz' Anwälten, das Urteil zu kippen, scheiterte ebenfalls. Dabei ging es um den Vorwurf der Befangenheit gegen den zuständigen Staatsanwalt und seine Mitarbeiter. Vincenz zog schliesslich seine letzte Eingabe beim Bundesgericht zurück, wie das Finanzportal «Tippingpoint» berichtete.

«Die Villa ist zum Abreissen und nur noch das Land wert»
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Interessent über Vincenz-Haus:«Die Villa ist zum Abreissen und nur noch das Land wert»
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