Gericht weist Beschwerde ab
Schlappe für Ex-Raiffeisen-Chef Vincenz im Mega-Prozess

Das Zürcher Obergericht weist eine Beschwerde von Pierin Vincenz ab. Der ehemalige Raiffeisen-CEO machte geltend, dass die Staatsanwälte im Betrugs-Prozess befangen gewesen seien.
Publiziert: 08.11.2024 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2024 um 13:19 Uhr
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Der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz verlässt mit Anwalt Lorenz Erni die Urteilseröffnung des Raiffeisen-Prozesses am Zürcher Bezirksgericht (13. April 2022).
Foto: Keystone

Die Staatsanwälte, die die Anklage gegen Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz (68) führten, sind nicht befangen gewesen. Zu diesem Schluss kommt das Zürcher Obergericht. Es weist die Beschwerden gegen die Staatsanwälte ab, wie es am Freitag mitteilte. Auslöser für die Beschwerden war der Umstand, dass die Zürcher Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vor dem Prozess von externen Fachleuten prüfen liess.

Dies sei den Parteien nicht vorgängig mitgeteilt worden, kritisierten Vincenz und mehrere der Mitbeschuldigten. Die Schweizerische Strafprozessordnung sehe es auch nicht vor, dass externe Fachpersonen beigezogen werden. Die Staatsanwaltschaft habe damit die Regeln in verschiedener Hinsicht missachtet.

Vincenz und mehrere Mitbeschuldigte reichten deshalb ein Ausstandsgesuch gegen die Staatsanwälte ein und verlangten damit, sie von dem Fall abzuziehen. Dazu gibt es nach Ansicht des Obergerichts aber keinen Grund. Die Beschwerden sind abgewiesen. Das Obergericht konnte keine Voreingenommenheit feststellen.

Keine Fehlleistung der Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft habe sich mit ihrem Vorgehen «keine Fehlleistung» geleistet, die dazu führen würde, dass die involvierten Staatsanwälte in den Ausstand treten müssten. Der Entscheid ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Vincenz und die Mitbeschuldigten können ihn noch vors Bundesgericht ziehen.

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Dass Staatsanwälte ihre Anklageschriften «zur Qualitätssicherung» von externen Fachleuten durchlesen lassen, wurde auch Thema im Kantonsrat. Dieses Vorgehen sei «höchst unüblich», fanden mehrere Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Sie fragten sich, auf welcher Rechtsgrundlage dies passiere. Der Regierungsrat wollte sich «wegen des laufenden Verfahrens» jedoch nicht äussern.

Seit Anfang dieses Jahres steht die Staatsanwaltschaft in Sachen Pierin Vincenz vor einem Scherbenhaufen: Das Obergericht hob an diesem Tag das gesamte erstinstanzliche Urteil gegen den früheren Raiffeisen-Chef auf – wegen «mangelhafter Anklage».

Die 356-seitige Schrift weise «schwerwiegende Verfahrensfehler» auf und sei viel zu lang, fand das Obergericht. Es schickte den Fall zur Überarbeitung an die Staatsanwaltschaft zurück.

Diese wiederum wollte das nicht auf sich sitzen lassen und rekurrierte vor Bundesgericht gegen den Rückweisungsentscheid. Ein Entscheid steht noch aus. Kommt das Bundesgericht zum Schluss, dass die Anklage tatsächlich mangelhaft war, muss die Staatsanwaltschaft diese überarbeiten und erneut vors Bezirksgericht bringen. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil dauert es sicher noch mehrere Jahre.

Das Bezirksgericht Zürich hatte Vincenz und vier Geschäftspartner im April 2022 zu teilweise mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem vor, dass sie sich heimlich an Firmen beteiligt und danach dafür gesorgt hatten, dass diese Unternehmen durch die Raiffeisenbank aufgekauft wurden. Dabei sollen sie Millionengewinne eingestrichen haben.

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