Selten hat eine Freilassung für einen so grossen Medienrummel gesorgt. Vor zehn Tagen ist der berühmteste Häftling der Schweiz auf freien Fuss gekommen: Brian Keller (28), der 7,5 Jahre lang hinter Gitter und drei davon gar in Isolationshaft verbracht hat, durfte das Gefängnis verlassen.
In der Sendung «Talk Täglich» äussert sich Keller am Montagabend zum ersten Mal öffentlich zu seiner wieder gewonnenen Freiheit. «Ich bin glücklich, dass ich nun draussen bin und bei meiner Familie sein darf», so Keller im Interview mit Moderator Hugo Bigi. Trotzdem sei die Rückkehr nicht ganz einfach gewesen. Er sei schliesslich «ohne nichts» freigelassen worden. In dieser kurzen Zeit sei er deshalb noch nicht ganz angekommen.
Auf die Frage von Bigi, was er sich gewünscht hätte, antwortet Keller: «Ich hätte geschätzt, wenn mir beispielsweise bereits eine Wohnung zur Verfügung gestellt worden wäre.»
Fremder wollte mit Brian Selfie machen
Seit er draussen ist, sei er bereits einige Male auf der Strasse angesprochen worden. Die Reaktionen seien dabei durchaus positiv. «Die Leute haben sich gefreut und mir von Herzen alles Gute gewünscht.» Im Fitness habe ihn jemand in seinem Traum, Profi-Boxer zu werden, bestärkt. «Der Mann hat mir gesagt, dass ich mein Ziel bestimmt erreichen werde. Das hat mich sehr gefreut.» Jemand anderes wollte gar ein Foto mit ihm machen, so Keller.
Damit hätte der 28-Jährige nicht gerechnet: «Ich habe immer gedacht, ich bin der meist gehasste Mensch in diesem Land. Dass ich solche Reaktionen erhalte, hätte ich niemals erwartet.»
Rückblickend bereut Keller nichts aus seiner Gefängniszeit. «Ich war im Recht. Sie haben wirklich übertrieben mit den drei Jahren Einzelhaft», so der Ex-Häftling. Vielmehr bereue er, wie er sich in seiner Jugendzeit verhalten habe. «Ich habe viele Drogen genommen und wollte mich oft gegenüber Älteren beweisen.»
Keller will jetzt auf eigenen Beinen stehen
Trotz allem gibt sich Keller zuversichtlich. «Ich muss und will jetzt auf eigenen Beinen stehen.» Künftig wolle er keine Probleme mit der Justiz mehr und vor allem nie mehr hinter Gitter.
Besonders für seine Familie sei die Zeit, in der er im Gefängnis war, hart gewesen. «Für sie war das Ganze noch viel schlimmer als für mich.» Teilweise habe er betonen müssen, wie gut es ihm gehe und dann gelacht, damit sie sich nicht allzu grosse Sorgen und kein schlechtes Gewissen machen.
Trotzdem sei die Gefängniszeit vor allem an seiner Mutter nicht spurlos vorbeigegangen: «Meine Mutter hat seitdem psychische Probleme und leidet unter Bluthochdruck», so Keller im Interview. Der ehemalige Häftling betont, wie sehr ihn seine Familie stets unterstützt hat.
Seine Freilassung habe ihn nicht unbedingt erstaunt. «Vielmehr war ich darüber verwundert, dass ich überhaupt so lange hinter Gitter sein musste.»
Über seine Zukunft macht sich Keller kaum Sorgen. Sein Traum: Er will Profi-Boxer werden. Zweifel, dass dies nicht funktionieren wird, hat er nicht die geringsten: «Das klappt zu 100 Prozent!» (dzc)