Das Wetter wird milder, die Frühlingsferien sind in Sicht, die Pandemie ist weitestgehend ausgestanden. Perfekte Bedingungen für eine Reise – nur blöd, wenn man gleich zu Beginn Geduld beweisen muss. Am Dienstagmorgen standen Reisende am Flughafen Zürich in einer langen Schlange. Erinnerungen an das Reise-Chaos im vergangenen Sommer wurden wach. Droht in den Frühlingsferien dieselbe Misere?
Eine Sache ist klar: Nach drei Jahren Corona kehrt die Reiselust zurück. «Wir spüren eine sehr grosse Reiselust und ein grosses Nachholbedürfnis», sagt Andrea Beffa, Geschäftsführerin des Schweizer Reise-Verbands, gegenüber Blick. Das zeige sich auch in den Zahlen. «Das Vorjahresniveau übertreffen wir. Manche Betriebe sind sogar über dem Niveau vor der Pandemie.»
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Die Trend-Destinationen für die Frühlingsferien: Ägypten, Dubai, Thailand, die Malediven und die Kanarischen Inseln. «Auch Städtereisen sind wieder beliebter», sagt Beffa.
Passagierrekord erwartet
Die Rückkehr der Reiselust bedeutet auch mehr Arbeit am grössten Flughafen der Schweiz. Elena Stern, Mediensprecherin des Flughafens Zürichs, sagt zu Blick: «Die Ostertage und die Frühlingsferien gehören zu den Hauptreisezeiten in der Schweiz. Wir rechnen damit, dass wir einen Passagierrekord verzeichnen werden seit Ausbruch der Corona-Pandemie.» An Spitzentagen erwarte man zwischen 90'000 und 98'000 Passagiere.
Um Chaos zu vermeiden, stimme man sich mit allen Flughafenpartnern ab. Aber: «Wie schon vor Corona lassen sich verlängerte Wartezeiten während den Abflugspitzen trotzdem nicht immer vermeiden.» Deshalb rät Stern: «Es empfiehlt sich, zwischen zwei und drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.»
Für den grossen Frühlingsandrang sei man personell gerüstet: «Bei der Flughafen Zürich AG besteht kein akuter Personalmangel, und wir haben grundsätzlich genügend Personal im Einsatz», sagt Stern. Allerdings könne man sich nicht zur Situation bei den Partnern wie etwa Groundhandling-Unternehmen oder der Kantonspolizei Zürich äussern. Letztere ist unter anderem für die Sicherheits- und Passkontrolle zuständig.
Weil viele Passagiere erwartet werden, stockt die Polizei auf: «Für 2023 sind vier Lehrgänge für Kontrollpersonal fix geplant», sagt Polizeisprecher Florian Frei zu Blick. Parallel erfolge die Rekrutierung und Ausbildung von zusätzlichem, temporärem Assistenzpersonal, das die Polizei in den Sommermonaten bei der Sicherheitskontrolle unterstützen soll.
Flughafenboss skeptisch für Sommer
Reise-Verbandschefin Beffa ist optimistisch, dass sich die Reisenden nicht mit dem Warte-Wahnsinn am Flughafen herumquälen müssen: «Man hat die Lehren aus dem letzten Jahr gezogen. Ich glaube, dass die Flughäfen nun gut vorbereitet sind.» Das Fazit: «Wir gehen nicht von einem Chaos aus.»
Weniger optimistisch zeigte sich Stephan Widrig, der abtretende Chef des Flughafens Zürich. An einer Medienkonferenz vor zwei Wochen sagte er, dass sich der Chaos-Sommer wiederholen dürfte: «Es wäre naiv, zu meinen, es laufe dieses Jahr deutlich reibungsloser als letztes Jahr.»
Noch radikaler formulierte es die europäische Luftverkehrskontrolle Eurocontrol. Wegen Personalengpässen, der Inflation und regelmässigen Streiks schreibt die Organisation: «2023 wird das herausforderndste Jahr seit einem Jahrzehnt.»