Konsumieren die Jugendlichen hier Lachgas?
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Video wirft Fragen auf:Konsumieren die Jugendlichen hier Lachgas?

Er zelebriert Ferien und Luxusautos im Netz – und Reue im Gerichtssaal
Die zwei Gesichter von Lachgas-Todesfahrer Jay F. (21)

Er liebt den Luxus, er liebt Boliden und präsentiert sich gerne auf Social Media: Jay F. baute im November 2021 einen Unfall mit einem Todesopfer. Jetzt musste sich der Aargauer vor Gericht verantworten. Wie er sich dort gab und weshalb er Kritik auslöste.
Publiziert: 20.03.2025 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2025 um 22:49 Uhr
Laut Zeitstempel wurde das Bild am Abend nach dem ersten Prozesstag auf Instagram hochgeladen.
Foto: Instagram
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Man nimmt ihm die Reue nicht wirklich ab. Obwohl Jay F.* (21) ein Menschenleben ausgelöscht hat, wirkt er vor dem Strafgericht in Muttenz selbstsicher. Top gestylt und frisch frisiert spaziert der Schweizer mit kroatischen Wurzeln in den Gerichtssaal, flankiert von Familie und seinem Verteidiger. Dem jungen Mann wird unter anderem vorsätzliche Tötung und mehrfache versuchte vorsätzliche Tötung vorgeworfen. Im November 2021, damals erst 18 Jahre alt, baute er unter dem Einfluss von Lachgas einen schweren Unfall. Laut Anklage verlor er das Bewusstsein und die Kontrolle über das Auto. Im darauffolgenden Unfall starb einer seiner Kollegen sofort und die anderen leiden noch heute sowohl physisch als auch psychisch unter den Unfallfolgen.

Der Todesfahrer sagte der Richterin zwar: «Mir tut all das leid!» Gleichzeitig macht er sich in den sozialen Medien über die Anklage lustig – und veröffentlicht Nachrichten, in welchen die Mitfahrer aus der Todesnacht als geldgierig dargestellt werden. Vor Gericht wird klar: Der Todesfahrer hat zwei Gesichter.

«Blut an den Händen»

Der Prozess begann mit einer zünftigen Portion Selbstmitleid. «Ich trinke viel Alkohol, nehme Drogen und auch Medikamente. Ich habe versucht, das Geschehene zu verdrängen», sagte Jay F. und fuhr fort: «Es ist schwer zu leben, wenn man Blut an den Händen hat.»

Nach einer Überdosis im Januar wolle er schliesslich versuchen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er spricht über gescheiterte Pläne, etwa von einer Erwachsenen-KV oder eine Absage durch die Schweizer Armee. Die Gründe: vielfältig, jedoch aus seiner Sicht stets in Zusammenhang mit dem Unfall und einer vermeintlich daraus resultierenden Vorverurteilung. Spätestens hier macht sich der Totfahrer zum Opfer. Jay F. meinte vor Gericht auch: «Die Leute sehen mich mal lachen oder etwas essen und denken, mir geht es gut.» Dabei wisse keiner, wie es wirklich in ihm aussehe. Jay F. gab zu: «Ich bin etwas nervös.»

Boliden, Partys und Ferien

Im Internet sieht es nicht nach Leiden aus. Er präsentiert auf Social Media immer wieder teure Boliden, etwa einen schwarzen Mercedes SLS AMG oder einen gelben Lamborghini. Auch zeigt Jay F. seinen ausschweifenden Lebensstil: Er macht Party, teilt Bilder aus den Ferien. Gleich nach dem ersten Prozesstag repostete er auf Instagram das Bild eines Kollegen. Es zeigt Jay F. mit zwei Freunden beim Abendessen in einem schicken Restaurant. Für die ehemaligen Kumpels und mehrere Blick-Leser einfach bloss «respektlos».

Auf dem Foto zu sehen: das Wort «Sicherheitshaft». Es bezieht sich auf die Forderung des Staatsanwalts. Er verlangte insgesamt sechs Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe – und zudem eine Sicherheitshaft. Der Grund: Jay F. soll sich nicht absetzen können. Denn nach eigener Aussage sieht er in Kroatien seine Zukunft.

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Kurz nach Mitternacht ist es am Samstag, dem 13. November 2021, auf der A2 bei Arisdorf BL zu einem schweren Unfall gekommen.
Foto: POLIZEI BASEL-LANDSCHAFT

Was er ebenfalls im Netz verbreitet: Nachrichten seiner Unterstützer. «Es ist traurig, dass die ganze Schuld auf dich geschoben wird. Deine Ex-Kollegen sind nur auf Geld aus – traurig.» Die Unfallopfer als geldgierige Mitschuldige?

Bröckelnde Selbstsicherheit

Als sich Jay F. zum Tathergang äussern soll, wirkt er distanzierter. Immer wieder betont er, dass er zahlreiche Erfahrungen mit Lachgas gemacht habe. So soll er seit dem Jahr 2020 bis zum Unfall 30 bis 40 Mal Lachgas konsumiert haben. Jay F. verteidigte sich mit der Aussage, vor dem Unfall sei ihm beim Konsum nie schwindlig geworden, auch habe er nie das Bewusstsein verloren. Daher sei ihm das Risiko auch nicht bekannt gewesen. Er gab gar zu: Bereits vor der Unfall-Fahrt lenkte er ein Auto und konsumierte gleichzeitig Lachgas. Diese Aussagen könnten dazu dienen, das Strafmass zu senken – und decken sich genau mit den Aussagen des Verteidigers.

Während der Verhandlung bröckelte die Selbstsicherheit immer wieder. Etwa als die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten forderte – im Gesicht des Angeklagten beim Rauslaufen aus dem Saal: der pure Schock. Oder als er am zweiten Tag vor Prozessbeginn von seiner Familie umarmt wird und ihm über den Rücken gestreichelt wird.

Das Urteil wird in der ersten Aprilhälfte erwartet. Bis dahin gilt für Jay F. die Unschuldsvermutung.

*Name geändert 

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