Deutschland plant eine Einführung ab Oktober
Kommt jetzt wieder die Maskenpflicht zurück?

Das Coronavirus ist wieder auf dem Vormarsch – auch in der Schweiz. Die Zahlen steigen und steigen. In Deutschland wird deswegen eine Wiedereinführung der Maske geplant. Müssen auch wir bald wieder Maske tragen?
Publiziert: 08.07.2022 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 06:39 Uhr
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Die Corona-Zahlen schnellen wieder in die Höhe.
Foto: imago images/Leonhard Simon

Die Corona-Fälle schnellen gerade wieder in die Höhe. Die Omikron-Variante BA.5, die in Portugal für explodierende Zahlen sorgte, grassiert mittlerweile auch in der Schweiz. Die Sommer-Welle ist da.

Damit nicht genug: Gerade ist die neue Omikron-Variante BA.2.75 auf dem Vormarsch. Zuerst wurde sie in Indien entdeckt, mittlerweile ist sie schon in sieben Ländern nachgewiesen worden. Die Variante ist hoch ansteckend. Und: Sie weise beunruhigend viele Mutationen auf, erklärte Molekularbiologe Ulrich Elling von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften diese Woche. «Noch bevor wir mit der BA.5-Welle durch sind, müssen wir uns vielleicht schon auf die nächste vorbereiten», sagte er.

Immerhin: Bislang gibt es noch keinen einzigen Fall in der Schweiz, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von Blick mitteilt. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein. Denn: Die Variante ist bereits in Deutschland.

Spitäler führen wieder Maskenpflicht ein

Schon ohne die neue Variante BA.2.75. befürchtet die Genfer Virologin Isabella Eckerle (42) eine Mega-Welle. «Der Herbst macht mir schon Sorgen», sagte Eckerle am Donnerstag zu Blick. Auf Twitter schrieb sie: «Die aktuelle #Omicron BA.5 Welle ist ein kleiner Vorgeschmack auf ein anstrengendes Winterhalbjahr.»

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Die Expertin warnt davor, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen. Für sie ist klar: Die Corona-Massnahmen werden kommen. Daran führt kein Weg dran vorbei. «Entweder es kommen wieder offizielle Einschränkungen, oder das Virus sorgt für Einschränkungen, weil zu viele Menschen gleichzeitig krank sind», so Eckerle. Mit dem Hashtag #Maskebleibtauf bringt sie ihre Forderung auf den Punkt.

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Einige Spitäler haben angesichts der steigenden Zahlen bereits reagiert. Seit Ende Juni gibt es wieder eine Maskenpflicht – beispielsweise in Zürich und in der Zentralschweiz. Auch Deutschland denkt über eine Wiedereinführung nach. Ab Oktober könnte in Deutschland wieder die Maskenpflicht eingeführt werden – und zwar bis Ostern. Grund für die «Winterreifen-Regel» sind die steigenden Corona-Zahlen.

Massnahmen im Herbst sind «nicht auszuschliessen»

Das BAG sieht derweil keinen Handlungsbedarf, wie es auf Anfrage von Blick mitteilt. Eine Pflicht wird es erstmal nicht geben. Aber die Empfehlung gelte weiterhin: Maske tragen, Händewaschen und gut lüften.

Ob im Herbst wieder Massnahmen angeordnet würden, könne man derzeit noch nicht sagen, wie das BAG auf Anfrage von Blick mitteilt: «Es ist aktuell zu früh für solche Einschätzungen», so die Behörde. Zudem verweist das BAG darauf, dass in der aktuell normalen Lage die Kantone für die Anordnung allfälliger Massnahmen sind.

Auch der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen (60) sieht im Moment keinen Grund für neue Massnahmen. «Die aktuell vorherrschende Omikron-Untervariante (BA.4 und BA.5) sind zwar ansteckender als die bisher dominierenden Varianten. Wir sehen aber auch international in vergleichbaren Ländern keine Zeichen für eine Überlastung der Gesundheitsversorgung durch diese häufigeren Ansteckungen.»

Trotzdem könne man «nicht ausschliessen, dass im Herbst wieder Corona-Massnahmen notwendig werden.» Dementsprechend sei es wichtig, sich gut auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten. Viel vorbereitet wird jedoch auf nationaler Ebene nicht – auch der Bundesrat sieht in den steigenden Fallzahlen derzeit keine Dringlichkeit und verabschiedete sich in die Sommerferien.

«Wir dürfen nicht in Panik ausbrechen»

Der Epidemiologe Marcel Tanner (69) räumt zwar ein, dass die Infektionszahlen steigen, und auch die Dunkelziffer hoch sei – geschätzte sechs bis acht Mal höher gar, wie er auf Anfrage von Blick schreibt.

Trotzdem: «Wir müssen und dürfen nicht in Panik ausbrechen», so Tanner zu Blick. Die aktuelle Belastung des Gesundheitssystems sei nicht vergleichbar mit jener 2020 oder 2021.

Deshalb werden dem Epidemiologen zufolge keine flächendeckenden Massnahmen mehr notwendig sein. In vereinzelten Situationen könnten aber durchaus Hygienemassnahmen wie das Tragen einer Maske wieder sinnvoll sein. In den Stein gemeisselt sei diese Einschätzung aber nicht: «Wir können heute noch keine Prognosen dazu machen.» Zudem setzt Tanner auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. (dzc/jmh)

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