«Mutationen gefallen mir gar nicht»
Corona-Experte wegen neuer Variante alarmiert

Die Corona-Variante BA.2.75 ist auf dem Vormarsch: Im Juni in Indien entdeckt, wurde sie inzwischen schon in sieben Ländern nachgewiesen. Forscher sind besorgt. Denn die neue Variante weist acht Mutationen auf und könnte damit eine weitere Infektionswelle auslösen.
Publiziert: 05.07.2022 um 15:37 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2022 um 19:42 Uhr
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Forscher sind wegen der im Juni entdeckten Corona-Variante BA.2.75 besorgt.
Foto: imago/Science Photo Library

Zuerst wurde sie in Indien entdeckt, mittlerweile ist sie schon in sieben Ländern nachgewiesen worden – auch in Deutschland. Die im Juni entdeckte Corona-Variante BA.2.75 breitet sich rasant aus und bereitet Forschern schlaflose Nächte, wie «Focus» berichtet.

Die Variante sei hoch ansteckend. Und: Sie weise beunruhigend viele Mutationen auf. «Noch bevor wir mit der BA.5-Welle durch sind, müssen wir uns vielleicht schon auf die nächste vorbereiten», sagt Molekularbiologe Ulrich Elling von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu «Focus». Auch in der Schweiz steigen die Corona-Zahlen seit März stetig an. Unter anderem, weil die dominante BA.2-Variante die vorherige Omikron-Mutation BA.1 abgelöst hat.

Der Biologe ist deswegen besorgt. «Die beobachteten Mutationen gefallen mir gar nicht», so Elling. Aktuell sei in Deutschland die Omikron-Variante BA.5 vorherrschend. Dies könnte sich mit der BA.2.75, die auf dem Vormarsch ist, jedoch schlagartig ändern.

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Explodierende Zahlen in Griechenland

Verglichen mit seinem Vorgänger BA.2 weist die neue Variante nämlich acht Mutationen am Spike-Protein auf. Durch diese könnte gar eine neue Infektionswelle ausbrechen. Zum Vergleich: der Vorgänger, BA.2, habe lediglich drei Mutationen aufgewiesen.

Dennoch macht die BA.2.75 aktuell einen kleinen Teil der Infektionen aus. Deshalb lässt sich noch nicht abschätzen, welchen Einfluss die Variante auf das Pandemiegeschehen haben wird.

Derweil explodieren gerade die Zahlen in Griechenland. Ausgerechnet in den Touristen-Hotspots steigen Corona-Neuinfektionen jetzt wieder an. Experten zufolge gibt es jedoch auch Positives zu vermelden: Trotz steigender Infektionszahlen seien die Intensivstationen bisher nicht stärker belastet.

BAG verstärkt Abwasser-Monitoring

Auch in der Schweiz steigen die Infektionen seit Mitte Juni stark an. Der Bund ist deswegen aber nicht beunruhigt. Die Situation in den Spitälern und insbesondere auf den Intensivpflegestationen sei ruhig. «Die Situation ist stabil», sagte Céline Gardiol, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle und Impfprogramme im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag. Trotz der hohen Fallzahlen und der erhöhten Positivitätsrate sei die Lage nicht besorgniserregend.

Trotzdem ist laut Bund Vorsicht geboten in den kommenden Wochen und Monaten. Das BAG stelle den Kantonen die notwendigen Informationen zur Verfügung. «Wir haben das Abwasser-Monitoring verstärkt», sagte Gardiol. Mittelfristprognosen blieben aber schwierig.

Die Genfer Virologin Isabella Eckerle (42) plädiert angesichts der steigenden Zahlen für Corona-Massnahmen, wie das Maskentragen. Denn: «Ein Mindestmass an Massnahmen kann die Inzidenz senken und damit Krankheitsfolgen verhindern», schreibt sie auf Twitter. Es führe kein Weg an weiteren Massnahmen vorbei. «Entweder es kommen wieder offizielle Einschränkungen, oder das Virus sorgt für Einschränkungen, weil zu viele Menschen gleichzeitig krank sind.» (dzc)

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