Nur knapp eine Woche nach der Zulassung liess sich in Grossbritannien der erste Mensch gegen das Coronavirus impfen: Die 90-jährige Margaret Keenan erhielt die Spritze in einem Krankenhaus im mittelenglischen Coventry. Endlich ist der Impfstoff da, Hoffnung auf die Rückkehr in ein normales Leben!
Natürlich freuen wir uns über solche Nachrichten. Sie versprechen einen Wendepunkt der Pandemie. Doch zu glauben, die Zulassung von Impfstoffen bedeute das Ende des Albtraums, wäre verfrüht. Die Folgen von Corona werden unser Leben noch Jahre prägen; sozial, gesundheitlich, politisch, wirtschaftlich.
Mittelfristig machen die Impfungen Schutzmassnahmen und Hygieneregeln nicht obsolet. Sie werden in den kommenden Monaten ein zusätzliches Werkzeug sein, das Virus zu bekämpfen.
Während der britische Premier Boris Johnson jubiliert, muss sich die Schweizer Bevölkerung weiter gedulden. Denn anders als in Grossbritannien existiert hierzulande keine gesetzliche Grundlage für eine Notfallzulassung. Eine solche hatte überhaupt erst möglich gemacht, dass sich Margaret Keenan impfen lassen konnte.
Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic gibt einem Impfstoff erst dann grünes Licht, wenn mögliche Gefahren und Neben- wirkungen für Risikogruppen oder Patienten mit Vorerkrankungen bekannt sind. Noch liegen diese Daten nicht vor.
Je länger der Zulassungsprozess dauert, desto mehr lernen die Spezialisten darüber, wie Präparate wirken. Das ist gut und schafft Vertrauen – in den Impfstoff, seine Zulassung, die Behörden. Nur wenn die Bevölkerung dem Stoff traut, hält sie auch den Arm hin. Und nur so lässt sich das Virus effektiv besiegen.
Dabei tut sich für Swissmedic und die Pharmahersteller eine unerwartete Chance auf. Sie könnten das tun, was Gesundheitsexperten schon seit Jahren fordern: Transparenz schaffen, in dem sie alle verfügbaren Daten aus den klinischen Tests öffentlich zugänglich machen.
Damit würde sie den Impfgegnern das wesentliche Element ihrer Skepsis entziehen: Der Vorwurf der Geheimniskrämerei wäre damit vom Tisch.
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