Idyllisch gelegen, steuergünstig und mit angenehmer Distanz zu den Nachbarn: Risch ZG ist bei Reichen und Mächtigen beliebt. Einem gefällt es hier besonders gut: Daniel Vasella, dem Ex-Chef von Novartis. Der 70-Jährige hat sich mit zwei imposanten Villen und einem stattlichen Gut mittlerweile über 500 Meter ungestörten Seezugang gesichert.
Prachtstück in seiner Sammlung ist das Gut Aabach. Einst sollte daraus ein Ausbildungszentrum für Novartis-Kaderleute werden. Weil die Umzonung nicht zustande kam, kaufte Vasella 2014 das rund 50'000 Quadratmeter grosse Areal mitsamt der historischen Villa Göhner. Hier lebte früher der Bauunternehmer Ernst Göhner (1900–1971), der gemäss Vasella auch das Bauernhaus samt Stöckli errichten liess, das auf einer 2500 Quadratmeter grossen Parzelle steht.
Ebendieses Bauernhaus bricht Vasella nun ab und baut neu. Geplant ist ein Mehrfamilienhaus mit Carports – zur Vermietung und zum Verkauf, wie aus dem Baugesuch hervorgeht.
Vasella schreibt auf Anfrage: «Der Ersatzbau ist wiederum ein Holzbau mit derselben Fläche und einer Aufteilung in Wohnungen wie der bisherige Bau.» Der Entwurf stamme von Fabio Magnago, einem deutschen Architekten aus Stuttgart.
Letzte Woche wurde das Gesuch bewilligt, demnächst dürften die Bauarbeiten beginnen. Es habe keine Einsprachen oder Einwendungen gegeben, schreibt Vasella. Es ist die erste Liegenschaft, die er vermieten wird.
Obwohl Vasella in den letzten Jahren zurückgezogen lebte, dürfte sich sein Name ins Schweizer Gedächtnis eingebrannt haben: 2013 hatte ausgerechnet er der Abzockerinitiative zum Durchbruch verholfen, als bekannt wurde, dass er als Abgangsentschädigung bei Novartis 72 Millionen Franken erhalten hatte.
Man nannte ihn «Super Dan»
Während seiner Zeit bei Novartis kassierte er über 400 Millionen Franken «Gesamtkompensation». Kein anderer CEO hat gemäss «Finanz und Wirtschaft» je wieder so viel Lohn bezogen.
Dabei hatte sich der gebürtige Bündner zweimal hochgearbeitet: erst als Arzt, dann als Manager. Mit der Fusion von Sandoz und Ciba zu Novartis formte er einen Weltkonzern. In den Medien wurde er geliebt und bewundert: «Super Dan» nannte man ihn.
Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella
Ab 2013 galt Vasella jedoch fortan als «Abzocker der Nation», der seinen Reichtum teils schamlos zur Schau stellte: Einmal flog er per Helikopter ins Thurgau, um 60 japanische Kois für einen Teich auf dem Novartis-Campus auszusuchen. Stückpreis: 1000 Franken.
Bereits als Novartis-Chef war er immer wieder zur Zielscheibe geworden. Einmal wurde das Familiengrab in Chur geschändet, dann sein Ferienhaus angezündet.
Flucht in die USA
Vasella floh nach seinem Abgang zunächst in die USA, kaufte eine Rinderfarm in Uruguay. Heute berät er Spitzenführungskräfte und hat neun Verwaltungsratsmandate, unter anderem bei PepsiCo und American Express.
Ruhig wurde es um ihn trotzdem nicht. Anfang Jahr wurden seine Steuertricksereien publik. Der Bündner hatte angegeben, seinen Lebensmittelpunkt zwischen 2013 und 2015 von Risch ins Steuerparadies Monaco verlegt zu haben. Die Zuger Steuerbehörden kamen ihm dank aufwendigen Nachforschungen – mittels Wasserverbrauch und Quittungen für monatliche Nespresso-Kapseln beispielsweise – auf die Schliche.
Wer will, kann also bald Nachbar eines Mannes mit bewegter Geschichte werden. Allerdings ohne direkten Seezugang – den hat Vasella bereits besetzt.
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