Schon früh entdeckte Daniel Vasella seine Liebe zur Natur. Gerne erinnert er sich der einstige Novartis-Chef an seine Kindheit mit Aufenthalten bei einer Bauernfamilie in der bündnerischen Surselva. Und an die Briefe, die sein Vater damals aus Uruguay bekommen hatte. «Da waren Briefmarken mit Rindern drauf, das hat meine Neugier geweckt, fast eine Sehnsucht», sagt er.
Da ist es kein Zufall, dass der ehemalige CEO und Verwaltungsratspräsident des Basler Pharmariesen eine zweite Heimat in Uruguay gefunden hat, auf seiner Rinderfarm Sol Dorado (goldene Sonne). Vasella mag nicht der erste erfolgreiche Schweizer Unternehmer sein, der eine Ranch in Lateinamerika betreibt – aber der erste, der zertifiziert klimaneutrales Rindfleisch erzeugt, ist er in jedem Fall. Uruguay bietet dafür ideale Voraussetzungen. Die Winter sind mild, die Weideflächen gross und die Böden fruchtbar. Für die Zukunft der Fleischproduktion sei es entscheidend, neue Wege zu gehen, stellt Vasella fest: «Man muss aufforsten und den Energieverbrauch minimieren.» Und typisch Topmanager, fügt er hinzu: «Wir haben uns aus Überzeugung schrittweise jedes Jahr höhere Ziele gesetzt.»
Das erstklassige Angus-Rindfleisch wird unter der Marke «Sol Dorado» in die Schweiz geliefert und über A+C Delikatessen vertrieben. In den Wochen vor Weihnachten ist es in allen Top CC erhältlich und bei Spar als handgeschnittenes Chinoise. Das Fleisch ist mit dem «Cradle to Gate»-Siegel der LSQA gekennzeichnet. Die Zertifizierung basiert auf internationalen ISO-Normen und adaptiert die Methodik des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zur Erhebung und Überprüfung des Kohlenstoff-Fussabdrucks von Fleisch. Die Qualität und Einhaltung der Richtlinien wird regelmässig von der INAC (Instituto Nacional de Carnes) und der schweizerischen SGS und LSQA kontrolliert. Sämtliche Produkte von Sol Dorado sind mit «Never Ever 3» (keine Antibiotika, Wachstumsförderer oder tierische Eiweissfuttermittel), «Bienestar Animal» zertifiziert. Sol Dorado trägt als erstes südamerikanisches Rinderzucht-Unternehmen das Gütesiegel «CO₂ neutral».
Das erstklassige Angus-Rindfleisch wird unter der Marke «Sol Dorado» in die Schweiz geliefert und über A+C Delikatessen vertrieben. In den Wochen vor Weihnachten ist es in allen Top CC erhältlich und bei Spar als handgeschnittenes Chinoise. Das Fleisch ist mit dem «Cradle to Gate»-Siegel der LSQA gekennzeichnet. Die Zertifizierung basiert auf internationalen ISO-Normen und adaptiert die Methodik des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zur Erhebung und Überprüfung des Kohlenstoff-Fussabdrucks von Fleisch. Die Qualität und Einhaltung der Richtlinien wird regelmässig von der INAC (Instituto Nacional de Carnes) und der schweizerischen SGS und LSQA kontrolliert. Sämtliche Produkte von Sol Dorado sind mit «Never Ever 3» (keine Antibiotika, Wachstumsförderer oder tierische Eiweissfuttermittel), «Bienestar Animal» zertifiziert. Sol Dorado trägt als erstes südamerikanisches Rinderzucht-Unternehmen das Gütesiegel «CO₂ neutral».
Ein Rind auf zwei Fussballfelder
Die Farm im Departement Florida auf 5600 Hektaren im Süden Uruguays ist von Pampas umgeben, das südamerikanische Land besitzt eines der grössten Grasland-Biome der Welt, wie Fachleute solche wertvollen Ökozonen bezeichnen. Jedes Rind ernährt sich im Schnitt auf einer Fläche von mehr als zwei Fussballfeldern. Damit bleibt genügend Platz für eine reiche Umwelt mit Rehen, Wasserschweinen, Füchsen, Hasen, Schlangen oder Gürteltieren. Insgesamt grasen auf Sol Dorado 4700 Angus-Rinder in Herden von 135 bis 400 Tieren. Die Kälber kommen im Freien zur Welt, die ersten Monate wachsen sie mit ihrer Mutter auf. Sie ernähren sich ausschliesslich von Gras, kennen weder Hormone oder Antibiotika, tierische Nebenprodukte oder Kraftfutter. Und nicht nur die Fleischqualität liegt den Betreibern der Farm am Herzen, sondern auch das Tierwohl, nicht zuletzt die medizinische Betreuung. Trotz der weiten Flächen sind die Rinder keineswegs scheu: «Sie sind uns Menschen gegenüber sehr zutraulich», sagt Agronom Sebastian Olaso, Geschäftsführer der Farm.
«Wir behandeln unsere Rinder so artgerecht wie nur möglich», sagt Olaso, die Liebe zum Beruf hat er im Blut, schon sein Grossvater war Landwirt: «Die Ranch hat eine lange Geschichte, wir pflegen hier eine 100 Jahre alte Tradition, zugleich führen wir die Farm in die Moderne.» Wenn man die Gauchos auf ihren wendigen Arbeitspferden sieht, fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Geschickt treiben sie die Herden von einer Weide zur nächsten, Border Collies helfen ihnen dabei als Hirtenhunde.
Rinder als Teil der Lösung
Doch das idyllische Bild von grasenden Rindern hat ein schlechtes Image: Eine Kuh stösst pro Jahr rund 100 Kilogramm Methan aus, das Gas ist 10- bis 20-mal schädlicher für das Klima als CO₂. Die industrielle Tierhaltung mit ihrem hohen Einsatz von Kraftfutter verschärft das Problem. Doch Kühe gelten zu Unrecht als Klimakiller, meint Olaso: «Rinder sind nicht das Problem, sie sind Teil der Lösung.» Denn: «Sie fressen Gras, regen so das Wachstum an und binden Kohlenstoff im Boden.» Stösst die Kuh Methan aus, verwandelt es sich es in der Atmosphäre innert zwölf Jahren in CO₂.
Eingepfercht zwischen Brasilien und Argentinien umfasst Uruguay eine Fläche, die etwa viermal so gross ist wie die Schweiz. Die politischen Verhältnisse sind stabil, und es gibt kaum Korruption. Laut Demokratie-Index der britischen Zeitung «The Economist» liegt Uruguay auf Platz 13, also nur drei Plätze hinter der Schweiz. Das Pro-Kopf-Einkommen ist mit umgerechnet 17'000 US-Dollar im Jahr eines der höchsten in Südamerika. Die Viehwirtschaft ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren: Bei vier Millionen Menschen gibts zwölf Millionen Rinder. Das Land ist auf dem Weg, sich als klimafreundlicher Fleischproduzent zu positionieren.
Eingepfercht zwischen Brasilien und Argentinien umfasst Uruguay eine Fläche, die etwa viermal so gross ist wie die Schweiz. Die politischen Verhältnisse sind stabil, und es gibt kaum Korruption. Laut Demokratie-Index der britischen Zeitung «The Economist» liegt Uruguay auf Platz 13, also nur drei Plätze hinter der Schweiz. Das Pro-Kopf-Einkommen ist mit umgerechnet 17'000 US-Dollar im Jahr eines der höchsten in Südamerika. Die Viehwirtschaft ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren: Bei vier Millionen Menschen gibts zwölf Millionen Rinder. Das Land ist auf dem Weg, sich als klimafreundlicher Fleischproduzent zu positionieren.
Auf Sol Dorado wird ursprünglich gewirtschaftet, die Resultate werden mit modernsten Mitteln gemessen. Bis zur SGS-Zertifizierung war der Weg lang: Zwei Jahre dauerte es bis zum Nachweis, dass der Betrieb von der Geburt der Rinder über die Aufzucht und die Mast bis hin zur Ankunft im Schlachthof eine Kohlenstoffbindung erreicht hat, die mindestens so hoch ist wie seine Emissionen. Aber was ist mit dem Transport nach Europa? «Weil die Energiebilanz unserer Produktion so effizient ist, gleicht sich das aus», erklärt Olaso. Dennoch sei man dabei, auch diesen Ablauf zu zertifizieren.
Qualität statt Gewinn
Mit einem Export von jährlich 60 Tonnen Fleisch ist Sol Dorado am Markt kein grosser Player, aber es geht Vasella nicht nur ums Geschäft. «Um diese hohe Qualität zu erreichen, haben wir viele Jahre auf Gewinn verzichtet», sagt er. Trotz leicht gestiegener Preise sei der Profit noch immer bescheiden. Der Ex-Pharmamanager: «Letztlich müssen Konsumenten selber entscheiden, ob sie bereit sind, für hochwertiges Fleisch mehr zu bezahlen, und damit auch unsere Vorgehensweise zu unterstützen.»
Vasella hat sich mit der Farm einen Jugendtraum erfüllt. Seine Zeit in Uruguay mache ihn dankbar und gebe ihm ein Gefühl von Freiheit: «Nach Möglichkeit verbringen meine Frau und ich zweimal im Jahr einige Wochen auf der Ranch. Unsere Kinder schliessen sich gern an, wenn es deren Arbeit zulässt.» Galoppieren wie ein Gaucho, das könne er nicht. «Ich reite gerne, aber nicht gut», gibt Vasella unumwunden zu. «Glücklicherweise nimmt mein Pferd auf mich Rücksicht.»
Nachgefragt bei Florian Leiber, Leiter Departement für Nutztierwissenschaften beim FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG.
Herr Leiber, kann man Fleisch klimaneutral produzieren?
Florian Leiber: Jede Fleischproduktion verursacht Emissionen. Wie viel, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, ob die Tiere von Weide- oder Ackerland ernährt werden. Die Ausweitung und Intensivierung des weltweiten Ackerbaus – nicht zuletzt für die Produktion von Tierfutter – wirkt sich negativ auf das Klima aus.
Liesse sich eine klimaneutrale Rinderfarm, wie sie Daniel Vasella in Uruguay betreibt, auch in der Schweiz verwirklichen?
Absolut. Unsere Landschaft ist typisch dafür, in der Schweiz dominiert Grasland. Wenn man Rindfleisch produzieren will, ist die weidebasierte Produktion aus Gründen der Landnutzung am nachhaltigsten. Denn das Futter von Schweinen und Hühnern braucht Ackerland, und davon haben wir hierzulande nicht genug. Weideland haben wir jedoch viel – und nutzen es immer weniger.
Wie kommt das?
Weil es trotz Subventionen nicht rentabel ist. Jährlich gehen bis zu 10 Prozent der Alpweiden an die Verbuschung verloren. Dadurch entsteht auch ökologischer Schaden. Dafür entlasten wir, je mehr Milch und Fleisch wir auf Wiesen produzieren, das Ackerland. Dieses ist in der Schweiz eine knappe Ressource, da sind wir importabhängig.
Ist die Kuh also gar kein Klimakiller?
Sie leistet einen wichtigen Beitrag im Ökosystem, denn Naturwiesen sind ein wichtiger Kohlestoffspeicher. Solche Böden sind dank ihrer Biodiversität effizienter als Wald – sie speichern CO₂ wie ein Schwamm. Das funktioniert nur, wenn auf den Wiesen Kühe und Schafe weiden, sie düngen und zum Wachstum anregen. Wenn man also Fleisch und Käse konsumiert, ist Rindfleisch nicht das Schlechteste – sofern man die Ressourcen richtig nutzt.
Nachgefragt bei Florian Leiber, Leiter Departement für Nutztierwissenschaften beim FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG.
Herr Leiber, kann man Fleisch klimaneutral produzieren?
Florian Leiber: Jede Fleischproduktion verursacht Emissionen. Wie viel, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, ob die Tiere von Weide- oder Ackerland ernährt werden. Die Ausweitung und Intensivierung des weltweiten Ackerbaus – nicht zuletzt für die Produktion von Tierfutter – wirkt sich negativ auf das Klima aus.
Liesse sich eine klimaneutrale Rinderfarm, wie sie Daniel Vasella in Uruguay betreibt, auch in der Schweiz verwirklichen?
Absolut. Unsere Landschaft ist typisch dafür, in der Schweiz dominiert Grasland. Wenn man Rindfleisch produzieren will, ist die weidebasierte Produktion aus Gründen der Landnutzung am nachhaltigsten. Denn das Futter von Schweinen und Hühnern braucht Ackerland, und davon haben wir hierzulande nicht genug. Weideland haben wir jedoch viel – und nutzen es immer weniger.
Wie kommt das?
Weil es trotz Subventionen nicht rentabel ist. Jährlich gehen bis zu 10 Prozent der Alpweiden an die Verbuschung verloren. Dadurch entsteht auch ökologischer Schaden. Dafür entlasten wir, je mehr Milch und Fleisch wir auf Wiesen produzieren, das Ackerland. Dieses ist in der Schweiz eine knappe Ressource, da sind wir importabhängig.
Ist die Kuh also gar kein Klimakiller?
Sie leistet einen wichtigen Beitrag im Ökosystem, denn Naturwiesen sind ein wichtiger Kohlestoffspeicher. Solche Böden sind dank ihrer Biodiversität effizienter als Wald – sie speichern CO₂ wie ein Schwamm. Das funktioniert nur, wenn auf den Wiesen Kühe und Schafe weiden, sie düngen und zum Wachstum anregen. Wenn man also Fleisch und Käse konsumiert, ist Rindfleisch nicht das Schlechteste – sofern man die Ressourcen richtig nutzt.