Dabei war sie doch fast ausgerottet
Syphilis-Zahlen schnellen in alarmierende Höhen

Immer mehr Infektionen mit Syphilis werden weltweit gemeldet. Auch in der Schweiz steigen die Zahlen an. Dabei galt die Geschlechtskrankheit fast als ausgerottet. Wieso ist dann Syphilis plötzlich wieder so auf dem Vormarsch?
Publiziert: 10.07.2023 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2023 um 16:46 Uhr
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Syphilis verbreitet sich immer mehr.
Foto: imago images/Science Photo Library
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Sven ZieglerRedaktor News

Die Infektionszahlen mit Syphilis schnellen derzeit in ungeahnte Höhen. Nachdem die sexuell übertragbare Krankheit noch vor einigen Jahren als beinahe ausgerottet galt, steigen die Zahlen nun wieder drastisch an.

«Es besteht kein Zweifel, dass wir steigende Syphilis-Raten verzeichnen. Raten, die wir in den letzten 20 Jahren nicht gesehen haben», sagt Leandro Mena von der amerikanischen Gesundheitsbehörde gegenüber der BBC.

2020 wurden weltweit über sieben Millionen neue Syphilis-Fälle registriert. Einige Länder meldeten prozentual ein dreistelliges Wachstum in den vergangenen Jahren. Laut der BBC stieg etwa die Anzahl der Syphilis-Fälle in Kanada zwischen 2011 und 2019 um 389 Prozent an. In den USA lag die Zahl der gemeldeten Fälle im Jahr 2020 3,5-mal höher als noch 2016.

Auch in der Schweiz steigen die Zahlen wieder an, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von Blick sagt. Wurden 2013 noch 616 Fälle gemeldet, waren es 2022 bereits 1056.

Verringerung des Risikos möglich

Ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung mit Syphilis besteht laut dem BAG vor allem bei Männern, die Sex mit anderen Männern haben. Auch Personen mit mehreren wechselnden Sexualpartnern können betroffen sein. Ebenfalls besteht im Bereich der Prostitution ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Verringern lässt sich das Risiko einer Ansteckung beispielsweise mit Kondomen. Garantiert ist ein Schutz dabei aber nicht. «Wer wechselnde oder mehrere Sexualpartner im gleichen Zeitraum hat, soll mit seinem Arzt, seiner Ärztin oder einer anderen Fachperson über Syphilis und andere sexuell übertragbare Infektionen sprechen und sich beraten lassen, ob Tests nötig sind», heisst es beim BAG. Zudem empfehle man den Schlüsselgruppen regelmässige Tests.

Meist verschwinden diese Symptome nach vier bis sechs Wochen wieder

Syphilis tritt laut dem Bundesamt in vier verschiedenen Stadien auf. In einem ersten Stadium bilden sich rote Flecken und Knoten an den Geschlechtsteilen. Auch Lymphknotenschwellungen können Anzeichen einer Erkrankung sein. In der Regel verschwinden diese Symptome nach vier bis sechs Wochen wieder – auch ohne Behandlung. Die Krankheit bleibt aber bestehen.

In einer zweiten Phase folgt meist unmittelbar danach ein nicht juckender Hautausschlag. Dieser kann aber je nach Person sehr unterschiedlich aussehen. Auch hier gilt: Der Hautausschlag verschwindet ohne Behandlung, die Krankheit selbst bleibt aber.

Krankheit kann gut behandelt werden, wenn sie früh erkannt wird

Im Extremfall und ohne Behandlung kann die Krankheit zu einer Schädigung von Herz, Gehirn, Knochen, der Haut und anderen Organen führen. Auch der Abbau von Nervengewebe ist möglich. Laut dem BAG ist dieses Stadium dank Antibiotika-Behandlungen mittlerweile aber zum Glück extrem selten geworden.

Nach der Infektion folgt dann die vierte Phase. In dieser schreitet laut BAG die Krankheit fort, ohne dass Symptome auftreten. Diese Phase kann zu Schädigungen des Nervensystems führen.

Wird die Krankheit früh erkannt, kann Syphilis mit Antibiotika geheilt werden. Wenn sie aber nicht rechtzeitig behandelt wird, kann sie schwerwiegende gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Gegenüber der BBC sagt Jodie Crossman von der britischen Stiftung für Geschlechtskrankheiten: «Wir sollten lernen, dass eine solche Krankheit keine Schande ist und behandelt werden kann. In der Gesellschaft sollte darüber gesprochen werden. Wir haben Sex – und manchmal passieren Dinge.»

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