Weltblutspendetag – Rotkreuz-Expertin beantwortet Leser-Fragen
Warum dürfen Schwule kein Blut spenden?

Zum heutigen Weltblutspendetag beantwortet eine Expertin des Roten Kreuzes Fragen von BLICK-Leserinnen und Leser. Zum Beispiel, wieso Schwule kein Blut spenden dürfen, ob das Blut auf THC getestet wird und wie viel der Eisenwert nach einer Spende sinkt.
Publiziert: 14.06.2021 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2021 um 10:04 Uhr
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Soraya Amar, medizinische Direktorin der Abteilung Blutspendedienste des Schweizerischen Roten Kreuzes
Foto: zVg
Karin A. Wenger

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 14. Juni 2020 publiziert. Im Rahmen des Weltblutspendetags liest du ihn hier erneut.

Am 14. Juni ist der Weltblutspendetag. Zu diesem Anlass haben wir euch gefragt: Was wollt ihr über das Thema Blutspende wissen? Die Leser-Fragen beantwortet Soraya Amar, medizinische Direktorin der Abteilung Blutspendedienste des Schweizerischen Roten Kreuzes. Sie erklärt unter anderem, wie Blutspenden die Leistung beim Sport beeinflusst und wie viel Prozent des Blutes das SRK an Pharmakonzerne verkauft. Zudem beantwortet sie, ob Personen mit Heuschnupfen sowie Diabetiker Blutspenden dürfen.

Frage von René, Georges, Fredy, Ruede und Franz: Ab wann bin ich zu alt, um Blut zu spenden?

Die Obergrenze liegt für die erste Blutspende bei 60 Jahren. Für regelmässige Spender liegt die Grenze bei 75 Jahren und hängt vom individuellen Gesundheitszustand ab.

Frage von Hanspeter: Stimmt der Spruch «Rette Leben» überhaupt noch? Operationen können heute nahezu alle ohne zusätzliches Blut durchgeführt werden.

Nach wie vor werden in der Schweiz pro Tag 700 Blutspenden benötigt. Da Blut nicht künstlich hergestellt werden kann, ist Blutspenden sehr wichtig und viele Menschen sind auf die Solidarität der Blutspender angewiesen. «Spende Blut, rette Leben» gilt nach wie vor.

Frage von Heinz, Alessio und Björn: Wieso dürfen Schwule immer noch kein Blut spenden, auch wenn diese in einer festen Beziehung leben?

Die Kriterien für das Blutspenden dienen immer dazu, die Sicherheit von Blutprodukten für oft schwer kranke Empfänger zu gewährleisten. Sie sind nie darauf ausgerichtet, bestimmte Personen oder Gruppen pauschal von der Blutspende auszuschliessen oder zu diskriminieren. Viele Statistiken zeigen, dass das Risiko für eine Ansteckung mit gefährlichen Infektionskrankheiten bei Menschen in bestimmten Lebenssituationen deutlich erhöht ist. Um eine grösstmögliche Sicherheit für die Blutempfänger zu gewährleisten, können Menschen, auf die diese Risikosituationen zutreffen, temporär oder permanent nicht zu einer Spende zugelassen werden.

Dabei gilt es auch immer zu beachten: Bestimmte Risiken oder Infektionen, die bei gesunden Spendewilligen kein gesundheitliches Problem darstellen, können für die oft schwerkranken Empfängern von Blutprodukten lebensbedrohlich sein. Basierend auf neuen Daten, aktuellen Risikobeurteilungen sowie dem neuen Stand von Wissen und Technik werden die Spendekriterien durch Blut- und Infektionsspezialisten gemeinsam mit Blutspende SRK Schweiz jährlich überprüft und falls möglich angepasst.

Frage von Philippe, Sonia und Bruno: Werde ich beim Blutspenden auf Corona beziehungsweise Antikörper getestet?

Nein. Das Blut wird systematisch auf HIV, Hepatitis A, B, C, E und Syphilis getestet. Diese Erreger können über das Blut übertragen werden. Das Virus SARS-CoV-2 wird typischerweise über Tröpfchen (Niesen, Husten) übertragen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass das Virus über das Blut weitergegeben werden könnte. Die Übertragung des Virus über die Transfusion von Blutprodukten ist deshalb äusserst unwahrscheinlich und daher wird das Blut nicht systematisch auf COVID-19 Antikörper getestet.

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Frage von Luca: Ich würde gerne spenden gehen, kann aber kein Blut sehen. Gibt es dafür eine Lösung?

Bei einer Blutentnahme während einer Blutspende ist es fast nicht möglich, dass man gar kein Blut sieht. Hilfreich ist es, wenn man nicht alleine geht. Nehmen Sie jemanden mit, der bereits Blut gespendet hat und Sie ablenken kann. Am besten besprechen Sie mit einem regionalen Blutspendedienst in Ihrer Nähe, wie eine mögliche Blutentnahme für Sie ablaufen könnte.

Frage von Ruth und Robert: Wie hoch ist der Gewinn pro Beutel, wenn diese weiterverkauft werden? Wie viel Prozent des Blutes verkauft das SRK direkt oder indirekt an Pharmakonzerne, zum Beispiel für Medikamente aus Blutplasma? Und habe ich als Spender die Möglichkeit, dem Verkauf zu widersprechen?

Der Auftrag der Bundesbehörden an die regionalen Blutspendedienste lautet, die Blutpräparate zum Preis der Selbstkosten an die Spitäler zu verkaufen. Die Verkaufspreise der meisten Blutpräparate müssen von den Bundesbehörden vorgängig genehmigt werden und sind je nach Produkt unterschiedlich.

Mit dem Verkauf der Präparate an die Spitäler wird kein Gewinn angestrebt. Blut darf keine Handelsware sein, daher wird für die aus Blut hergestellten Präparate kein Geld verlangt. Was die Blutspendedienste hingegen verrechnen müssen sind ihre Kosten für die Beschaffung, das Testen, die Verarbeitung und Logistik.

Verkäufe von Plasma an die plasmaverarbeitende Industrie gibt es aus folgenden Gründen: Nach der klassische Vollblutspende wird das gespendete Blut in seine Bestandteile aufgeteilt: Rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma. Die Schweizer Spitäler benötigen nur rund 20% des gespendeten Plasmas. Es wird zum Beispiel bei grossen Blutungen eingesetzt.

Anstatt das nicht benötigte Plasma zu vernichten wird es an Firmen geliefert, die daraus wertvolle Heilmittel herstellen. Jährlich fallen rund 65’000 Liter Plasma in der Schweiz an. Mit dem Erlös können wir einen Teil unserer Ausgaben decken und dieses Geld hilft, den Preis der rote Blutkörperchen niedrig zu halten.

Bei jeder Spende wird eine Einverständniserklärung zur Verwendung des Blutes abgeholt. Sie können als Spender die Abgabe an die Plasmaindustrie verneinen.

Frage von Oliver und Yannick: Welchen Einfluss hat das Blutspenden auf die sportliche Leistung und wie lange dauert es, bis diese wieder normal ist?

Nach der Blutspende sollten Sie während zwei Tagen kein Leistungssport betrieben, auch vom Tauchen raten wir ab. Bei anderen sportlichen Aktivitäten sollte auf das eigene Körpergefühl gehört und unter Umständen Dauer und Intensität angepasst werden. Wichtig ist darauf zu achten, dass Sie genügend Flüssigkeit in Form von Mineralwasser oder Säfte zu sich nehmen.

Frage von Fredy, Markus, Esther und Marcel: Warum darf man nie wieder spenden, wenn man bei einer Operation Blut bekommen hat? Und wie lange gilt das?

Personen, die seit 1980 selbst eine Bluttransfusion erhalten haben, können kein Blut spenden. Der Grund ist, dass durch eine Bluttransfusion möglicherweise die Variante «Creutzfeld Jakob Krankheit» (vCJD) – umgangssprachlich Rinderwahnsinn – übertragen wurde.

Basierend auf neuen Daten, aktuellen Risikobeurteilungen und dem neuen Stand von Wissen und Technik werden die Spendekriterien durch Blut- und Infektionsspezialisten gemeinsam mit Blutspende SRK Schweiz jährlich überprüft und falls möglich angepasst.

Frage von Stephan und Daniel: Dürfen Diabetiker Blut spenden?

Es ist wichtig, Ihre Gesundheit durch eine Blutspende nicht zu gefährden. Wenn die Erkrankung mit oder ohne Tabletten gut eingestellt ist, kann nach Abklärung des generellen Gesundheitszustands Blut gespendet werden. Bei der Verabreichung von Insulin durch Spritzen ist eine Blutspende nicht möglich.

Frage von Rosi und Daniel: Kann man mit Heuschnupfen Blut spenden?

Eine Fachperson eines regionalen Blutspendedienstes stellt im Gespräch mit Ihnen fest, ob Sie Blut spenden können oder nicht. Grundsätzlich gilt: Wenn der Heuschnupfen akut ist und die Symptome mittel bis schwerwiegend sind, soll man auf die Blutspende verzichten.

Frage von Florine: Welchen Einfluss hat das Blutspenden auf meinen Eisenwert?

Ein gesunder Erwachsener hat ungefähr 4000 Milligramm Eisenvorrat. Bei jeder Spende verliert man davon circa 250 Milligramm – das Eisen ist an den Farbstoff Hämoglobin gebunden, welcher sich in den roten Blutkörperchen befindet. Im Schnitt ist der Eisenverlust nach 50 bis 120 Tagen wieder vollständig ausgeglichen.

Frage von Marc: Ist es möglich, mit Adipositas Blut zu spenden, insbesondere im Hinblick auf den Blutverlust und die damit einhergehenden Nebenwirkungen, zum Beispiel Schwindel?

Ein wichtiges Kriterium für die Blutspende ist ein guter Gesundheitszustand. Jede Person reagiert anders auf das Blutspenden. Vor der Blutspende füllen Sie einen Fragebogen aus, der anschliessend eine medizinischen Fachperson persönlich mit Ihnen bespricht. Danach wird Blutdruck und Puls gemessen und der Hämoglobinwert bestimmt. So kann sichergestellt werden, dass Sie für eine Blutspende gut gerüstet sind.

Frage von Petra: Ich habe gelesen, dass man mindestens 50 Kilo wiegen muss, um Blut zu spenden. Ich wiege nur 43 Kilo. Gibt es eine Möglichkeit, trotzdem zu spenden?

Nein. Das entnommene Blutvolumen bei einer Standard-Blutspende muss kleiner als 15 Prozent Ihres gesamten Blutvolumens sein. Bei einem Gewicht unter 50 Kilogramm kann diese Vorgabe nicht gewährleistet werden, was für Sie mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein kann.

Frage von Luc: Ich habe die Blutgruppe AB+ und kann mein Blut somit nur an diese Gruppe spenden. Braucht es mein Blut überhaupt?

Etwa vier Prozent der Schweizer Bevölkerung haben die Blutgruppe AB+. Es ist wichtig, dass Blut dieser Blutgruppe gespendet wird. Wenn Sie bei einem regionalen Blutspendedienst schon einmal gespendet haben und registriert sind, werden Sie bei Bedarf direkt kontaktiert. So kann sichergestellt werden, dass genügend Blut einer Blutgruppe vorhanden ist und es andererseits nicht zu einem Überschuss kommt. Mit dem digitalen Blutspendebarometer auf blutspende.ch sehen Sie jeweils den aktuellen Bedarf der verschiedenen Blutgruppen.

Frage von Thom und Hugo: Ich nehme Blutdruckpillen. Kann ich trotzdem spenden?

Es kommt drauf an. Wir empfehlen Ihnen, sich direkt bei einem regionalen Blutspendezentrum in Ihrer Nähe zu melden. Dort wird die Möglichkeit zur Blutspende individuell abgeklärt. Ein wichtiges Kriterium für das Blutspenden ist ein guter Gesundheitszustand und ein medikamentös gut eingestellter Blutdruck. Zudem wird auch der Puls kontrolliert im Zusammenhang mit der Einnahme von bestimmten Blutdruckmedikamenten.

Frage von Kevin, Anita und Sean: Was passiert, wenn man THC im Blut hat und spenden geht? Wird der Spender darüber informiert?

Grundsätzlich gilt: Unter der Einnahme von THC-haltigen Produkten soll nicht Blut gespendet werden. Das Blut wird nicht auf Medikamente oder andere Substanzen getestet.

Viele Leserinnen und Leser, die ein spezifisches Medikament einnehmen müssen, möchten wissen, ob sie Blut spenden dürfen. Gibt es eine Liste, welche Medikamente Blutspenden verhindern?

Unser Ziel ist es, die Sicherheit von Spender und Patienten durch die Spendekriterien zu gewährleisten. Deshalb ist es wichtig, dass Sie jede Gesundheitsfrage auf dem Fragebogen ehrlich beantworten, damit wir diese individuell abklären können. Detaillierte Informationen finden sich im Musterfragebogen oder auf den Internetseiten der regionalen Blutspendedienste.

Gehst du regelmässig Blut spenden? Oder hat dir eine Blutspende schon einmal das Leben gerettet? Erzähl uns hier mehr davon!

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