Seit 1987 ist der 28. Mai als Internationaler Aktionstag für Frauengesundheit definiert. Er soll auf die Bedeutung der psychischen und physischen Gesundheit von Frauen aufmerksam machen. Aus diesem Anlass stellte Blick Petra Stute (51), leitende Ärztin für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Berner Inselspital, Fragen zu Hormontherapien in den Wechseljahren.
Wann braucht es eine ärztliche Abklärung?
Sobald sich eine Frau aufgrund der Symptome im Alltag eingeschränkt fühle, solle sie sich von ihrer Gynäkologin respektive ihrem Gynäkologen beraten lassen, sagt Petra Stute. Jede dritte weibliche Person leidet in den Wechseljahren unter intensiven Beschwerden. Dazu gehören Schweissausbrüche, starke Hitzewallungen und heftige oder sehr lang anhaltende Blutungen. Grund der Beschwerden ist der Umstand, dass die Eierstöcke in den Wechseljahren immer weniger Sexualhormone (Östrogen und Gestagen) produzieren. Das führt zu Veränderungen im Zwischenhirn (Hypothalamus), von wo aus Körpertemperatur und Emotionen gesteuert werden.
Was kann eine Hormonersatztherapie bewirken?
Mit einer Hormonersatztherapie wird die Konzentration der Sexualhormone erhöht, indem sie dem Körper «von aussen» zugeführt werden. Gemäss Stute das effektivste Mittel, um die Symptome zu lindern. «Das gibt den Frauen mehr Kontrolle in einer Lebensphase, in der viele das Gefühl haben, dass alles aus den Fugen gerät.» Eine Hormonersatztherapie schützt zusätzlich vor Osteoporose, senkt das Diabetesrisiko und verlangsamt die Entstehung von Verkalkungen in den Blutgefässen.
Was sind die Gefahren?
Bei den Hormonersatztherapien gibt es entweder reine Östrogentherapien oder kombinierte Präparate mit Östrogen und Gestagen, sogenannte Ganzkörper-Hormonersatztherapien. Je nach Präparat und Anwendungsform ist die Therapie mit gewissen Risiken verbunden. Die drei grössten sind:
- Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs
Östrogene stimulieren die Gebärmutterschleimhaut, was zu Wucherungen von Krebszellen führen kann. Bei Frauen, die ihre Gebärmutter noch haben, wird deshalb eine Ganzkörper-Hormonersatztherapie empfohlen. «Es braucht das Gestagen als Gegenspieler, um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen», sagt Stute. Eine reine Östrogentherapie sei für Frauen nach einer Gebärmutterentfernung möglich. Eine solche Operation kann unter anderem wegen einer Krebserkrankung oder bei Endometriose nötig sein.
- Brustkrebsrisiko
Laut Stute zeigen aktuelle Studien, dass das Brustkrebsrisiko bei einer Ganzkörper-Hormonersatztherapie nach 5½ Jahren minim steigt, weil die Hormone das Brustgewebe verändern. Bei einer reinen Östrogentherapie ist das Brustkrebsrisiko nicht erhöht. Frauen, die Brustkrebs hatten, sollten aufgrund des Rückfallrisikos keine Hormonersatztherapie machen. Wenn jemand in der Familie Brustkrebs hatte, ist das Risiko sowieso erhöht. Die Hormone erhöhen es nicht zusätzlich. - Thromboserisiko
Wenn Frauen die Hormone als Tabletten schlucken, kann das Thromboserisiko steigen. Der Grund ist, dass die Hormone den Leberstoffwechsel verändern, was wiederum dazu führt, dass das Blut zu schnell gerinnt. Diese Gefahr besteht nicht, wenn die Hormone in Form von Pflastern oder Gelen über die Haut in den Körper gelangen. Auf diesem Weg umgehen sie die Leber. «Pflaster oder Gele sind für Frauen über 60 empfohlen», sagt Stute. Denn in diesem Alter sei das Risiko für Thrombosen erhöht.
Warum lohnt sich die Therapie trotz Risiken?
«Wenn die Therapie frühzeitig nach Beginn der Symptome gestartet wird, überwiegt der Nutzen die Risiken», sagt Stute. Bei 900 von 1000 Frauen bessert eine Hormonersatztherapie die Beschwerden. Die individuellen Vor- und Nachteile sollte jede Frau mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen abwägen.
Petra Stute (51) leitet am Berner Inselspital das Zentrum für Menopause und ist seit 14 Jahren stellvertretende Chefärztin für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Als Hormonexpertin führt sie wissenschaftliche Studien zu den Wechseljahren durch und gibt mehrere Fachzeitschriften im Bereich Frauengesundheit heraus. Sie hat in Deutschland Medizin studiert und fand das Thema Hormone schon in der Schulzeit interessant.
Petra Stute (51) leitet am Berner Inselspital das Zentrum für Menopause und ist seit 14 Jahren stellvertretende Chefärztin für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Als Hormonexpertin führt sie wissenschaftliche Studien zu den Wechseljahren durch und gibt mehrere Fachzeitschriften im Bereich Frauengesundheit heraus. Sie hat in Deutschland Medizin studiert und fand das Thema Hormone schon in der Schulzeit interessant.