Neue Einstellung zur Menopause
Wechseljahre haben auch ihre guten Seiten

Weltweit fordern Frauenärztinnen, die Menopause neutraler zu betrachten. Diese Lebensphase habe auch ihre guten Seiten. Man müsse ältere Frauen feiern und ihnen positive Rollenbilder anbieten.
Publiziert: 20.01.2023 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2023 um 15:54 Uhr
Frauen sollten die Wechseljahre nicht als Belastung, sondern als natürliche Bereicherung empfinden, sagen Expertinnen der Menopause.
Foto: imago/Jochen Tack

Die Wechseljahre als Herbst des Lebens, als Abschied von der Fruchtbarkeit, als eine Phase mit Beschwerden und Einschränkungen: Der ausschliesslich negative Blick auf die Menopause müsse dringend geändert werden, fordern Expertinnen und Experten verstärkt.

Neu ist auch, dass prominente Frauen offen über ihre persönlichen Erfahrungen berichten, zuletzt etwa Hollywoodstar Salma Hayek und die frühere First Lady Michelle Obama.

«Zeit für Veränderung: Wir brauchen eine neue Einstellung zur Menopause» lautete der Titel eines Leitartikels in «The Lancet», welcher im Sommer 2022 publiziert wurde. Die Menopause werde zu Unrecht stigmatisiert.

«Die Wechseljahre sind lange negativ belegt gewesen»

Man brauche dringend einen ganzheitlichen und individuellen Blick auf diese Lebensphase. «Die Wechseljahre sind in zu vielen Gesellschaften lange negativ belegt gewesen - oder totgeschwiegen worden.»

Ja, viele Frauen hätten Probleme in dieser Phase, manche litten unter Hitzewallungen und Nachtschweiss, Niedergeschlagenheit und kognitiven Einschränkungen, dem Nachlassen sexueller Lust oder Schlafstörungen.

Die Menopause hat auch positive Seiten

Aber viele Frauen hätten diese Probleme eben auch nicht - nur erlaube es der Diskurs kaum, die positiven Seiten wahrzunehmen. Vorteile können zum Beispiel sein, dass die lästige Regelblutung ausbleibt und dass man nicht mehr verhüten muss. Die Menopause könne auch einen Neubeginn markieren: «Die Menopause kann eine Zeit sein, sein Leben neu zu erfinden.»

Die Menopause ausschliesslich als behandlungsbedürftiges Hormondefizit zu sehen, sei falsch, sind Medizinerinnen um Martha Hickey von der University of Melbourne und dem Royal Women’s Hospital Victoria (Australien) überzeugt. Das schüre negative Erwartungen und sei damit potenziell schädlich.

Hickey und ihre Kolleginnen fordern ein realistischeres und ausgewogeneres Narrativ für das weibliche Altern. Sie schlagen vor, Frauen besser aufzuklären und das Positive zu betonen: «Das Altern von Frauen als normal anzusehen, Stärke, Schönheit und Errungenschaften älterer Frauen zu feiern, kann das Narrativ ändern und positive Rollenmodelle anbieten.»

Der Hochsommer des Lebens

Die zweite Lebenshälfte sei nicht der «Herbst des Lebens», sagt auch die Wiesbadener Frauenärztin Sheila de Liz, die mit «Woman on Fire» (Rowohlt) einen Bestseller über die Wechseljahre geschrieben hat, in einem Trailer zu ihrem Buch.

«Es ist mehr der Hochsommer.» Auch de Liz findet, dass das Bild dieser Lebensphase sich ändern muss: «Es ist an der Zeit, dass wir über die Wechseljahre und ihre Vorteile sprechen.»

Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, findet den Ansatz gut, ist aber skeptisch, wie das praktisch aussehen soll. Etwa 30 bis 50 Prozent aller Frauen hätten in den Wechseljahren Beschwerden, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen. (SDA)

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