Auf einen Blick
Mehr als 500 Tage sind es noch bis zum Anpfiff der Fussall-Weltmeisterschaft in Kanada, Mexiko und den USA. Fifa-Präsident Gianni Infantino (54) richtet sich aber bereits an einem der Austragungsorte ein.
Sieben der über 100 WM-Spiele finden 2026 in Miami (USA) statt – der «Magic City». Pulsierendes Nachtleben, Palmenstrände, türkises Meer. Recherchen zeigen: Infantino fühlt sich dort offenbar so wohl, dass er gleich eine Wohnung bezogen hat.
Mehr noch: Er schickt eine seiner Töchter im Sonnenstaat Florida zur Schule. Bemerkenswert daran ist: Die Kosten dafür trägt nicht er selbst, sondern die Fifa. Das geht aus Unterlagen hervor, die Blick vorliegen. Das Fifa-Kompensationskomitee und die Personalchefin genehmigten die monatlichen Gebühren in der Höhe von rund 5000 Dollar für das Schuljahr 2023/2024.
Nötig hätte der mächtigste Funktionär im Weltfussball die finanzielle Annehmlichkeit nicht. Infantino kassiert so viel wie der Chef einer mittelgrossen Bank. 2023 erhielt er nach einer satten Lohnerhöhung 4,13 Millionen Franken – rund 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Die Fifa rühmt sich gerne für ihre Transparenz. Das Millionensalär ihres Chefs weist sie auf ihrer Website denn auch aus. Von welchen konkreten finanziellen Vorteilen Infantino sonst profitiert, steht dort jedoch nicht.
Massive Steuererleichterung
Man könnte jetzt einwenden, dass sogenannte «Fringe Benefits» bei internationalen Unternehmen der Norm entsprechen, insbesondere in Leitungsfunktionen. Doch die Fifa ist nicht irgendein Unternehmen. Sie ist als Verein organisiert. Damit profitiert sie in der Schweiz von massiven Steuererleichterungen – trotz Milliardengewinnen in WM-Jahren. Prozentual zahlt die Fifa nicht mehr als ein Bocciaklub, sofern dieser nicht von der Steuerpflicht befreit wurde.
Hinzu kommt: Die Fifa übernimmt nicht nur die Schulkosten von Infantinos Tochter, der Weltfussballverband zahlt dem Walliser auch eine Wohnung in Paris und ein Penthouse in der Steueroase Zug, wie Recherchen von Blick und dem norwegischen Fussballmagazin «Josimar» kürzlich zutage förderten. Der Mietvertrag des Penthouse in Zug liegt Blick vor. Es handelt sich um eine 4½-Zimmer-Attikawohnung mit Seesicht, Kostenpunkt: 7950 Franken pro Monat.
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Laut der Fifa sind alle Vergütungen ihres Präsidenten vertraglich geregelt und von einem unabhängigen Ausschuss festgelegt. «Die Gesamtleistungen sind vergleichbar mit den Vergütungspaketen, die andere internationale Unternehmen und Sportorganisationen mit Sitz in der Schweiz ihren Führungskräften anbieten», so ein Sprecher.
Die Fifa betont in einer Stellungnahme, dass Infantino seinen Wohnsitz weiterhin in der Schweiz habe: «Er reist um die ganze Welt und hat öffentlich erklärt, dass er vor der Klub-Weltmeisterschaft 2025 und der Weltmeisterschaft 2026 mehr Zeit in den Vereinigten Staaten verbringt.»
Infantino bei den Scheichs
Es ist nicht das erste Mal, dass es Fifa-Chef Infantino Richtung Austragungsort einer WM zieht. 2021 machte Blick publik, dass der Walliser ein Haus in Katar gemietet und zwei seiner Töchter in Doha eingeschult hatte. Grund für den Umzug war gemäss Fifa unter anderem die Fussball-WM, die 2022 im Emirat stattfand.
Der Weltfussballverband meldete damals, ihr Präsident zahle trotz seiner neuen Bleibe in Katar weiter Steuern in der Schweiz. Er verbringe zwar die Hälfte der Arbeitszeit in Doha, sei aber auch regelmässig am Hauptsitz in Zürich anzutreffen.
100 Stellen nach Miami verlegt
Nun also Miami. Ob Infantinos Tochter aktuell noch die gleiche Schule besucht, ist unklar. Die Fifa äussert sich nicht dazu. Sicher ist: Die Metropole wird für den Verband immer wichtiger. Nicht nur das Hauptquartier der WM 2026 befindet sich in Miami, im September 2023 entschied die Fifa zudem, dass die Rechtsabteilung, die interne Revision sowie das Risikomanagement vom Hauptsitz in Zürich an die US-Ostküste verlegt werden. Betroffen sind rund 100 Stellen.
Mit der Expansion werde die Vision fortgesetzt, «den Fussball wirklich global zu machen», schrieb die damalige Generalsekretärin Fatma Samoura den Angestellten. Andere deuteten den Umzug als weiteren Beleg dafür, dass die Fifa längerfristig ganz aus Zürich wegwill.