Wegen strenger Umweltauflagen
Blausee-Besitzer fahren Fischzucht herunter

Die prominenten Eigentümer des Blausees geben ein Drittel ihrer Forellenproduktion auf – und wollen die Standortgemeinde mit zehn Millionen Franken betreiben.
Publiziert: 03.04.2022 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2022 um 09:29 Uhr
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Die Besitzer des Blausees, Stefan Linder, Philipp Hildebrand und André Lüthi, am 1. Dezember 2019 nach dem Blausee-Schwimmen.
Foto: keystone-sda.ch
Reza Rafi

Wer vor anderthalb Jahren vorausgesagt hätte, welche Kreise der Umweltskandal am Blausee ziehen wird, wäre für verrückt erklärt worden. Neuste Wendung: Die Betreiber des Berner Oberländer Gewässers stellen einen beträchtlichen Teil ihrer Fischzucht ein. Und sorgen mit happigen Geldforderungen an die Gemeinde Kandergrund für Aufregung.

Hintergrund der Betriebsreduktion ist ein Streit mit dem Kanton um die Verschmutzung eines Rinnsals namens Fürtbach mit Futter und Fäkalien. Die Behörden hatten die Gesellschaft von Philipp Hildebrand (58, Blackrock), André Lüthi (62, Globetrotter) und Stefan Linder (54, Swiss Economic Forum) am 28. Oktober 2021 per Verfügung dazu verbrummt, den Bach zu reinigen und nach strengeren Ökostandards zu arbeiten.

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Reduktion von 93 Prozent nötig

Nun liegt die Antwort der Blausee AG vor: Die Einhaltung der Umweltanforderungen würden im entsprechenden Bereich der Forellenfarm eine Reduktion des Tierbestandes um 93 Prozent nötig machen. Weshalb man sich entschieden habe, die dortige Fischzucht «bis auf weiteres stillzulegen».

Im Brief vom 7. März, der SonntagsBlick vorliegt, heisst es: «Nach eingehender Prüfung mit Experten und Fachleuten mussten wir feststellen, dass am Fürtbach mit den verfügten Massnahmen keine Bio-Forellenzucht betrieben werden kann.» Weiter stellen die Absender in Aussicht, die vereinbarten Reinigungsarbeiten durchzuführen.

Teiche entleert

Auf Anfrage erklärt das Unternehmen: «Die Grenzwerte für Phosphor und Ammonium wurden um bis zu 90 Prozent gegenüber der vorliegenden Bewilligung gesenkt.» Man habe daher die Teiche bei der Anlage entleert und prüfe mit Experten, «wie in Zukunft die Einleitbedingungen in ein Oberflächengewässer mit neuster Filtertechnik eingehalten werden können». Der betroffene Bereich der Fischzuchtanlage mache rund 35 Prozent der Gesamtproduktion aus.

Für die illustren Besitzer ist die finanzielle Lage ihres Projekts sicher nicht angenehmer geworden. Angesichts der laufenden Strafuntersuchung kämpfen Linder & Co. unentwegt für ihre Version der Vorfälle, wonach illegale Ablagerungen im Steinbruch Mitholz ein Forellensterben verursacht hätten. Jetzt gerät auch die Standortgemeinde des Ausflugsziels ins Visier: Die Blausee AG hat am 1. März ein Betreibungsbegehren gegen Kandergrund in der Höhe von zehn Millionen Franken deponiert. Ein rechter Batzen für die 800-Seelen-Gemeinde.

Verjährung soll verhindert werden

Auslöser ist der Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK) vom 10. Februar. Die parlamentarischen Aufseher des Kantons monieren, dass die sogenannte Grubenkommission der Gemeinde ihre Kontrollaufgabe im Steinbruch ungenügend wahrgenommen habe. Mit ihrer Aktion wollen Linder & Co. die Verjährung der Sache verhindern.

Die Gegenseite gibt sich gelassen, fühlt sich aber vor den Kopf gestossen. «Wenn man immer wieder zusammenarbeitet und auch aufeinander angewiesen ist, belastet so etwas das Vertrauen», sagt Gemeindepräsident Roman Lanz.

Schon länger im Gegenwind der Blausee-Betreiber und ihnen wohlgesinnter Medien steht Baudirektor Christoph Neuhaus (55, SVP). Anders als manche erwartet hatten, wurde am Sonntag allerdings nicht Neuhaus abgewählt, sondern sein politischer Gegenspieler: GPK-Präsident Peter Siegenthaler (SP).

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