Eigentlich geht es um tote Forellen. Die tonangebende Figur im Umweltskandal am Blausee allerdings ist Stefan Linder (53). Der umtriebige Präsident und Mitbesitzer der Blausee AG setzt seine ganze Energie in die Aufklärung des Falls, er zieht die Fäden im Hintergrund und versorgt die Medien mit Informationen. Kurz: Er ist der Held der Geschichte. Und als solcher wohlgesinnte Berichterstattung gewohnt.
Weniger erfreut zeigt er sich, wenn es andersherum läuft. Nachdem SonntagsBlick vor zwei Wochen Linders Methoden kritisch beleuchtete und, auf Protokolle gestützt, publik machte, dass er Zeugen vor ihrer polizeilichen Einvernahme aufsuchte, schaltet Linder nun auf Gegenangriff: Er deckte den Verfasser des Artikels kurzerhand mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede ein. SonntagsBlick liegt die Anzeige nicht vor.
Die Tatsache, dass Linder diesen Schritt jedoch umgehend öffentlich machte, offenbart den taktischen Charakter des Manövers: Nichts taugt besser zur Einschüchterung und Ablenkung als der Ruf nach dem Richter. Die Nachrichtenagentur SDA kolportierte denn auch prompt Linders absehbare Trump-Floskel der «Fake News».
Linder ist für Stellungnahme nicht erreichbar
Linder beschert der Justiz somit weiteren Aufwand. Mittlerweile sind drei Anzeigen hängig, darunter jene vom Sommer, mit der Linder den Fall überhaupt erst ins Rollen brachte.
Die Steinbruchbetreiberin SHB, die verdächtigt wird, für die Verschmutzung des Sees mitverantwortlich zu sein, erstattete im Dezember Strafanzeige gegen Linder wegen Nötigung. Der Anlass: protokollierte Aussagen einer Lastwagenchauffeurin, die sich von Linder «bedroht» gefühlt habe.
Linder, für den die Unschuldsvermutung gilt, bestreitet die Anschuldigungen vehement. Er habe sein Vorgehen mit der Kantonspolizei Zürich abgesprochen. Er moniert, die SHB-Anzeige sei rein taktischer Natur – um nun nach dem gleichen Muster zu handeln.
Nachdem er mutmasslich auf dem privaten Steinbruchgelände Untersuchungen angestellt hatte, steht ausserdem der Vorwurf des Hausfriedensbruchs der SHB gegen ihn im Raum.
SonntagsBlick hätte Linder gern um Stellungnahme zu der verzwickten Sachlage gebeten, doch er war trotz mehrmaliger Versuche nicht erreichbar.