Trotz Personalmangel
Erfahrene Pflegerin bietet Berner Inselspital Hilfe an – doch keiner meldet sich

Immer wieder hört man von einem Pflegernotstand in den Spitälern! Freiwillige bieten deshalb ihre Hilfe an. Doch die Verantwortlichen verzichten auf sie – zum Beispiel auf Renate Stooss, eine Intensivpflegefachfrau mit 30 Jahren Erfahrung.
Publiziert: 23.01.2022 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2022 um 12:37 Uhr
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Im Berner Inselspital haben die Pfleger seit Beginn der Pandemie alle Hände voll zu tun.
Foto: Keystone

Die Pflegefachkräfte sind seit zwei Jahren stark gefordert. Sie müssen sich nicht nur um kranke Corona-Patienten kümmern, sondern auch immer wieder für ihre ausgefallenen Gschpänli einspringen und auf Ferien verzichten. Um die Pfleger und Pflegerinnen zu entlasten, hatten sich zu Beginn der Pandemie viele Freiwillige gemeldet.

Unter ihnen ist auch Renate Stooss (61). Sie ist Intensivpflegefachfrau und hat früher 30 Jahre lang auf der Intensivstation des Berner Inselspitals gearbeitet. Mittlerweile ist sie Operations- und Praxisassistentin bei einem Belegarzt. Um ihrem früheren Arbeitgeber unter die Arme zu greifen, hatte sie sich im März 2020 als befristete Aushilfe beworben. «Ich wollte auf der Intensivstation helfen, um einen Beitrag gegen den drohenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu leisten», sagt sie zur «Sonntagszeitung».

Dossier auf Reserveliste

Doch auf einen Einsatz wartet die Fachfrau bis heute vergeblich. Mehrfach hiess es während der ersten Welle, die Abdeckung «des Bedarfs mit internen Verschiebungen von Mitarbeitenden» sei noch möglich. Ihr Dossier werde in die Reserveliste aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt neigte sich die erste Welle dem Ende zu.

Im Herbst 2020 wendete sich das Blatt. Die Spitäler waren am Anschlag, Operationen wurden verschoben. Ende 2021 mussten im Inselspital sogar Intensivplätze abgebaut werden, weil Personal fehlte. Doch keiner meldete sich bei Stooss. Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, habe sich ihr Angebot zwar damals auf den Lockdown beschränkt, sie wäre jedoch auch später noch für Einsätze bereit gewesen.

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Bei Pensionierten zurückhaltend

Braucht das Inselspital gar keine zusätzlichen Mitarbeiter auf der Intensivstation? Spitalsprecherin Petra Ming sagt gegenüber der Zeitung, dass bei es ehemaligen Mitarbeitenden eine Rolle spiele, wie lange sie nicht mehr «in diesem Umfeld» gearbeitet hätten. Besonders zurückhaltend sei man bei Pensionierten. Renate Stooss war zum Zeitpunkt der Bewerbung 60 Jahre alt, sie ist nicht in Rente, und ihr Wechsel von der Intensivstation in den Operationssaal lag zu Beginn der Pandemie sechs Jahre zurück.

Nun will man sich ihre Bewerbung doch wieder anschauen. «Wir brauchen sehr dringend mehr diplomierte Expertinnen in der Intensivpflege», sagt die Sprecherin. (man)

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