Künftig sollen Ärzte und Pflegerinnen in den Spitälern nur noch drei Tage pro Woche arbeiten und dafür den vollen Lohn erhalten. Das fordert der Erwachsenenbilder und Technologieberater Arnaldo Urbanetti in einem Interview mit dem Portal Medinside.
Urbanetti fordert, dass das Fachpersonal in den Spitälern vier Tage Ruhezeit erhält und drei Tage arbeiten muss. Dafür sollen sie den vollen Lohn erhalten. Die Priorität der Arbeitnehmenden solle allerdings dennoch auf dem Spital liegen. Falls es in den übrigen Tagen einem Nebenerwerb nachgehe, müsse das Personal jederzeit bereit sein, in einem Krisenfall das Pensum auf 100 Prozent zu erhöhen.
Auch Gewerkschaften wollen Lösungen
Durch diese Massnahmen könnte die Attraktivität des Berufs stark gesteigert werden, ist Urbanetti überzeugt. Zudem könnten mehr Personen angestellt werden. So sei sichergestellt, dass auch in einer Krise genügend Personal zur Verfügung stehe. Derzeit sei der Druck aufgrund von ausgebranntem Personal und ständigen Ausfällen zu hoch.
Auch die Gewerkschaften streben solche Lösungen an. Elvira Wiegers, Zentralsekretärin des Schweizerischen Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), sagt gegenüber «20 Minuten», dass es eine Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohn brauche. Es brauche «fundamentale Verbesserungen und Massnahmen», um die ‹dramatischen Berufsausstiege› zu stoppen, so Wiegers.
Reaktionen gemischt
Auch Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), begrüsst grundsätzlich die Idee einer reduzierten Woche. Urbanettis Idee erscheint ihr allerdings «noch nicht ausgereift genug».
Grosszügige Angebote wie etwa ein 60-Prozent-Pensum bei vollem Lohn könnten helfen, Pflegende in den Beruf zurückzuholen, findet der Spitalverband H+. Direktorin Anne Bütikofer sagt aber zeitgleich, dass mehr Personal auch höhere Personalkosten bedeute. Der finanzielle Handlungsspielraum der Spitäler und Kliniken sei allerdings bereits heute «sehr beschränkt».
Zudem befürchtet Bütikofer Auswirkungen auf die Qualität. Denn mehr Personal bedeute auch mehr Übergabe von Patienten. So erfahre die Behandlungskontinuität einen Bruch. (zis)