Es soll ein weltweiter Protesttag werden. Egal, ob in Deutschland, Spanien oder in den USA: Überall sollen Menschen auf die Strasse gehen und sich für Frieden, Freiheit und Menschenrechte einsetzen. So zumindest lautet der Aufruf in einschlägigen Telegram-Chats und teilweise auch in anderen sozialen Medien für diesen Samstag.
Auch in Bern wollen Teilnehmer des Protesttags zusammenfinden. Es sind vor allem Corona-Skeptiker und Gegner der geltenden Pandemie-Schutzbestimmungen, die am Samstag in der Hauptstadt aufmarschieren wollen. Allerdings gibt es für den Anlass keine Bewilligung. Und die Sicherheitsverantwortlichen der Stadt haben bereits durchblicken lassen, dass sie eine Veranstaltung nicht akzeptieren werden.
Genauer Ort und Zeit der Demo unbekannt
Die Initianten hinter der sogenannten «Swiss Freedom Rally», übersetzt Schweizer Freiheitsveranstaltung, geben im Vorfeld nur wenig Informationen über den Ablauf der Demo preis. Sowohl der Ort, wie auch die genaue Zeit sollen erst am Samstag bekannt gegeben werden. In einigen Aufrufen werden Teilnehmer aber bereits aufgefordert, sich als einfache Ausflügler auszugeben, um allfällige Kontrollen der Polizei zu umgehen.
Die Stadt Bern hat die Entwicklung rund um die Aufrufe bereits seit Tagen auf dem Radar. Sicherheitsdirektor Reto Nause (49) sagt gegenüber der «Berner Zeitung» deutlich: «Wir wollen am Samstag keine Bilder wie in Liestal oder Aarau sehen.» In diesen und weiteren Orten der Schweiz war es in den vergangenen Wochen wiederholt zu Ansammlungen von Corona-Skeptikern gekommen – teilweise trotz fehlenden Bewilligungen.
«Jetzt einen Superspreader-Anlass zu veranstalten, ist verantwortungslos»
Für Nause ist ein Aufmarsch der Demonstranten in dieser Form schlicht nicht gerechtfertigt: «In diesen Wochen kommen laufend neue Öffnungsschritte hinzu. Die Legitimation für Protestveranstaltungen sinkt deshalb laufend. Jetzt einen Superspreader-Anlass zu veranstalten, ist verantwortungslos.»
Die Veranstalter hätten gemäss dem Sicherheitsdirektor nie Kontakt mit den Behörden aufgenommen. Man werde aber keine Ansammlung von Personen ohne Masken tolerieren, so Nause gegenüber der Zeitung weiter.
Die Corona-Skeptiker sind aber nicht die einzigen, von denen die Stadt Bern erwartet, dass sie auf grössere Ansammlungen verzichtet. Am Abend empfangen die Young Boys zum letzten Heimspiel der Saison den FC Luzern. Der Meister wird im Anschluss an die Partie den Pokal entgegennehmen dürfen. «Wie die Fans freut sich auch die Stadtregierung, dass der Pokal zum vierten Mal in Serie nach Bern kommt. Aufgrund der andauernden Corona-Krise müssen aber leider auch in diesem Jahr offizielle Feierlichkeiten in der Stadt Bern ausbleiben», schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung dazu. (cat)