Er nannte sich «Solo-Daddy» und zockte Frauen ab – andere erzählen von Gewalt
«Ich wurde auch während meiner Schwangerschaft geschlagen»

Prozess in Moutier BE: Der Liebesschuft Fabien muss am Montag vor Gericht. Er soll zwei Frauen körperlich misshandelt haben. Die Anklagepunkte reichen von Körperverletzung bis Sozialhilfebetrug. Ob es zum Prozess kommt, ist unklar.
Publiziert: 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 20:59 Uhr
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Laura Cirone (35, l.) und Vanessa Ramires (33) ziehen gegen Fabien vor Gericht. Der verurteilte Liebesbetrüger soll die beiden mehrfach körperlich misshandelt haben. Mit Cirone hat Fabien ein gemeinsames Kind.
Foto: MAGALI GIRARDIN

Auf einen Blick

  • Liebesschwindler soll Frauen um Zehntausende Franken betrogen haben und wird wegen häuslicher Gewalt angeklagt
  • Er lockte rund ein Dutzend einsame Frauen über Dating-Apps und Social Media an
  • Am Montag soll es in Moutier zum Prozess kommen.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sebastian BabicReporter Blick

Die vermeintlich grosse Liebe kam sie teuer zu stehen! Rund ein Dutzend Frauen soll der Liebesschwindler Fabien* um Zehntausende von Franken betrogen haben. Die Vorwürfe wiegen schwer: Über Dating-Apps und Social Media sucht er sich Frauen, die in einer schwierigen Lebensphase sind, verführt sie und erleichtert sie mit erfundenen Geschichten um ihr Geld. Bei mindestens zweien davon soll er auch gewalttätig geworden sein. Ab Montag soll er für einen Teil der Vorwürfe vor dem Regionalgericht Berner Jura-Seeland stehen.

Es fängt jeweils harmlos an. Fabien verspricht unter dem Pseudonym «Papa solo» einsamen Frauen die grosse Liebe, wie mehrere Betroffene gegenüber Blick berichteten. Sein Versprechen: nichts weniger als ein gemeinsames Leben!

Perfide Masche

Der Casanova entpuppt sich aber bald als Enttäuschung. Er lebt auf ihre Kosten und erschleicht teilweise mit erfundenen Geschichten Geld, so die übereinstimmenden Vorwürfe von Betroffenen.

Im Laufe der Jahre soll er sich auf diese Art Zehntausende von Franken von mehreren Frauen erschlichen haben. In den Gerichtsakten ist ersichtlich: Der Liebesschuft ist vorbestraft. Zwei weitere Frauen sollen hingegen mit dem Versuch gescheitert sein, Fabien vor Gericht zu bringen.

Wegen häuslicher Gewalt vor Gericht

Mindestens zwei weitere Betroffene werfen dem Liebesschuft wiederholte Gewalttätigkeiten vor und bringen ihn jetzt vor Gericht. Neben der Staatsanwaltschaft treten dort nämlich auch zwei seiner ehemaligen Partnerinnen als Nebenklägerinnen auf: Laura Cirone (35) – mit der er ein gemeinsames Kind hat – und Vanessa Ramires (33).

Ramires wirft ihm im Blick-Interview psychische und physische Gewalt vor. Auch die Mutter seines eignen Kindes, Laura Cirone, soll Gewalt erlebt haben, wie sie gegenüber Blick erzählt: «Ich wurde geschlagen. Vor, während und auch nach meiner Schwangerschaft.» Zusätzlich soll Fabien die beiden psychisch missbraucht haben.

Von Laura Cirone habe er immerhin nie Geld verlangt, wie sie sagt. Sein Geld habe er sich zu dieser Zeit von Jeanne*, einer anderen Frau geholt, rund 30'000 Franken, wie die Geprellte gegenüber Blick erzählt.

Auch Vanessa bittet er nie direkt um grössere Geldbeträge. Weil er aber auf ihre Kosten gelebt habe und ihr Lohn damals nicht reichte, hätte sie sich schliesslich 15'000 Franken von Verwandten geliehen, um über die Runden zu kommen, wie sie sagt.

Bunter Mix aus Anklagepunkten

Die konkreten Vorwürfe, die vor Gericht verhandelt werden sollen, werden aus dem Gerichtsdokument, das Blick vorliegt, nicht im Detail ersichtlich. Sicher ist, dass sich Fabien unter anderem wegen Drohung, Nötigung, Tätlichkeit und Körperverletzung verantworten muss. 

Hinzu kommen noch andere Vorwürfe wegen unrechtmässigen Bezugs von Sozialleistungen, Veruntreuung, aber auch wegen Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz. Welches Strafmass droht, wird erst vor dem Kadi klar. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. 

Am Montag soll der auf mehrere Tage angelegte Prozess in Moutier starten. Ob es dazu kommt, ist aktuell unsicher. Fabiens Anwalt sagt auf Blick-Anfrage, dass er diesen mittlerweile nicht mehr vertrete. In einer Textnachricht an den Blick, behauptet Fabien selbst: «Ich habe weder eine Anklageschrift noch eine Vorladung erhalten.» Zudem sei er bis Mitte Februar ohnehin im Ausland. Sollte der Angeklagte also nicht vor Gericht erscheinen, könnte der Prozess verschoben werden.

Ob mit oder ohne den Angeklagten: Blick ist ab Montag vor Ort und tickert live aus dem Gerichtssaal. Das Urteil soll am 30. Januar bekannt gegeben werden.

* Namen geändert 

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