Liebesbetrüger im Internet
Falscher SP-Wermuth knöpft Frauen Geld ab

Die Opfer glauben, mit SP-Chef Cédric Wermuth eine Liebesbeziehung einzugehen – dann sollen die Frauen hohe Geldbeträge überweisen. Nun reagiert Wermuth mit einer Strafanzeige.
Publiziert: 19.08.2024 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2024 um 17:31 Uhr
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Cédric Wermuth ist schockiert: Liebesbetrüger haben seinen Namen missbraucht, um im Internet Frauen um ihr Geld zu erleichtern.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel BallmerRedaktor Politik

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (38) soll nicht schlecht gestaunt haben. Vom Chef einer Bankfiliale sei er informiert worden, dass eine Kundin 100'000 Franken an ihn überweisen wolle. Doch: Der Betrag sollte auf ein Konto fliessen, das gar nicht unter Wermuths Name laufe.

Bald soll sich herausgestellt haben: Wermuth kannte die Frau nicht. Die Frau sei aus allen Wolken gefallen – denn sie meinte, dass der Politiker eine Liebesbeziehung mit ihr eingegangen sei, wie die Zeitungen von CH Media berichten.

Bekannt ist das Phänomen als «Romance Scam», als Liebesbetrug im Internet. Wermuth sei als Lockvogel eingesetzt worden, ohne davon gewusst zu haben.

Romantische Treffen immer wieder verschoben

Die Betrüger erstellen in sozialen Medien gefälschte Profile. Wermuth habe alleine auf Facebook fünf Seiten mit seinen Angaben und zahlreichen Fotos gefunden. Die Betrüger warten dann auf Likes und wohlwollende Kommentare.

Dann wird es ganz perfid: Frauen, die positiv reagieren, würden in einem Chat kontaktiert. Der falsche Wermuth bekunde erst Interesse, dann Sympathie, verschicke Fotos – bald sei die Rede von tiefen Gefühlen. Und davon, dass seine Ehe zerrüttet sei.

Die Liebesbetrüger im Internet schreiben von Treffen, zu denen es bald kommen werde, die dann aber aus unterschiedlichen Gründen immer wieder verschoben werden müssen. Bald komme ein anderes Problem dazwischen: ein finanzieller Engpass.

Berset soll Geld für Europarat benötigt haben

Wie CH Media schreibt, nennen die Betrüger Gründe, warum sie dringend Geld brauchen. Manchmal tischten sie den Opfern originelle Storys auf. Gemäss Wermuth sei einer Frau erzählt worden, dass er überschuldet sei. «Der Täter teilte ihr mit: Alain Berset habe mich um Geld gebeten. Ich hätte ihm dann einen hohen Betrag überwiesen – mit dem er Politiker bestochen und damit seine Wahl zum Generalsekretär des Europarats abgesichert habe.»

Meist gehe es erst um kleinere Beträge, dann solle mehr Geld fliessen. Macht das Opfer nicht mit, würden die Liebesbetrüger den Kontakt abbrechen.

Betrugszahlen steigen stark an

SP-Chef Wermuth hat nun Anzeige erstattet wegen Identitätsdiebstahls. Die missbräuchliche Nutzung einer anderen Identität ist erst seit 2023 strafbar. Gemäss der Aargauer Polizei sei dies kantonsweit der erste Fall eines Politikers, «dessen Identität für Liebesbetrug im Internet missbraucht worden ist».

2023 seien alleine im Aargau 58 Fälle von Liebesbetrug im Internet zur Anzeige gebracht worden. Deliktsumme: 2,8 Millionen Franken. Im laufenden Jahr würden die Zahlen stark ansteigen; in den ersten sechs Monaten seien bereits 40 Fälle angezeigt worden.

Dabei würden viele Fälle von «Romance Scam» nicht angezeigt. Die Opfer schämten sich. Sie haben Geld an einen Betrüger überwiesen. Darüber wollen viele nicht sprechen.

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