Es handelt sich um eine perfide Betrugsmasche: Unbekannte stehlen deine Daten im Netz, loggen sich damit bei deinem Handy-Konto ein und bestellen hochwertige iPhones – auf deine Kosten. Was Blick-Leser Daniel K.* meldete, ist kein Einzelfall. Die Mobiltelefone werden zuerst an eine Adresse in der Schweiz verschickt und von dort aus weiter nach Westafrika versendet. Blick-Recherchen zeigten: Eine Aargauerin nahm – verführt durch einen Unbekannten – bis zu 20 solcher iPhones entgegen und schickte sie nach Ghana.
Die Meldung eines zweiten Betrugsopfers lässt nun vermuten, dass weitere Personen in den Fall verstrickt sind. Und es damit auch weitere Geschädigte gibt. Die beiden iPhones, wegen welcher Blick-Leser Alessandro B.* Anzeige bei der Polizei erstattete, wanderten als Zwischenstation nicht in den Aargau, sondern zu einer Frau im Kanton Bern – in ein Altersheim!
Auch Fälle bei Swisscom und Salt
Ob dies nur die Spitze des Eisbergs ist und ob eine oder mehrere Täter dahinter stecken, ist unklar. Sowohl bei der Kantonspolizei Zürich als auch in Luzern, wo unter anderem Anzeigen eingingen, heisst es auf Anfrage: «Wir äussern uns nicht zu laufenden Ermittlungen.» Laut einem Sunrise-Mediensprecher tauchen Handy-Betrugsfälle seit Jahren immer mal wieder auf. Solche in Kombination mit Liebesbetrug, also sogenannter Romance Scam wie in obigem Fall, verzeichnet der Telefonanbieter aber erst seit Januar 2024.
Sunrise kämpft nicht als Einzige gegen diese Handy-Betrüger. Swisscom verzeichnet seit April «einige» Fälle, Salt hat Kenntnis von «vereinzelten» Fällen, wie es auf Blick-Anfrage heisst. Bei Sunrise gucken betroffene Kunden in die Röhre. Der Telefonanbieter kommt nicht für den entstandenen Schaden bei versendeten Handys auf. Auch Salt weist darauf hin, dass Betroffene «selbst dafür verantwortlich sind, ihre Zugangsdaten vor unerlaubtem Zugriff zu schützen». Swisscom schreibt, es hänge von der konkreten Situation ab und es werde von Fall zu Fall beurteilt, ob Kunden die Kosten übernehmen müssen.
- Sei vorsichtig, wenn sensible Daten wie Passwörter, PINs, Bankverbindungen oder Kreditkartennummern abgefragt werden. Gib niemals Passwörter und PINs an andere weiter
- Achte auf starke Passwörter und verwende für jedes Nutzerkonto ein anderes
- Verwende wo möglich eine Multi-Faktorauthentifizierung
- Prüfe E-Mails genau, bevor du auf Anhänge oder Links klickst
Wenn Kriminelle deine Daten bereits gestohlen haben:
- Informiere deine Bank oder die Betreiberin der Plattform und lasse betroffene Konten und Karten sperren
- Reiche Anzeige bei der Polizei ein
- Ändere die Passwörter deiner Accounts
- Sei vorsichtig, wenn sensible Daten wie Passwörter, PINs, Bankverbindungen oder Kreditkartennummern abgefragt werden. Gib niemals Passwörter und PINs an andere weiter
- Achte auf starke Passwörter und verwende für jedes Nutzerkonto ein anderes
- Verwende wo möglich eine Multi-Faktorauthentifizierung
- Prüfe E-Mails genau, bevor du auf Anhänge oder Links klickst
Wenn Kriminelle deine Daten bereits gestohlen haben:
- Informiere deine Bank oder die Betreiberin der Plattform und lasse betroffene Konten und Karten sperren
- Reiche Anzeige bei der Polizei ein
- Ändere die Passwörter deiner Accounts
Die Rechtsexpertin empfiehlt Betrugsopfern, den Ombudsmann der Telekommunikation «Ombudscom» zu kontaktieren: «Die Schlichtungsstelle vermittelt bei zivilen Streitigkeiten zwischen Kundinnen und den Unternehmen. Das ist eine gute Möglichkeit, um eine Lösung zu erzielen.»
Möglichkeit nach Zusatzversicherung abklären
Meldungen zu Cyberbetrug in der Schweiz haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Wer kriminelle Aktivitäten befürchtet, soll sich an die Polizei wenden. Zudem rät die Rechtsexpertin, bei der eigenen Hausratsversicherung nachzufragen, ob Möglichkeiten für eine Zusatzversicherung im Fall von Betrugsfällen bestehen. Ein Polizeisprecher empfiehlt auch, die Homepage cybercrimepolice.ch zu konsultieren. Hier würden sämtliche Betrugsmaschen aufgelistet und Verhaltensempfehlungen abgegeben.
Klar ist: Betrugsfälle wie solche rund um die gekauften iPhones konnten noch nicht unterbunden werden. Die Telefonanbieter verzeichnen weiter Meldungen. Der Polizeisprecher sagt: «Die Ermittlungen bei Handy-Betrugsfällen gestalten sich als langwierig und schwierig – insbesondere, wenn die Fäden ins Ausland laufen.»
*Namen geändert