Böse Überraschung für Blick-Leser Daniel K.*, als er nach einmonatigen Ferien zurückkehrt: In seiner Abwesenheit wurde über seinen Sunrise-Account ein iPhone 15 Pro Max bestellt. Kostenpunkt: 1519 Franken. «Ich habe ein Gratulationsmail zum Kauf erhalten und dachte: Ich habe doch gar nichts bestellt!» Das Handy wurde mit einem 24-Monate-Vertrag gekauft. Auf den Kosten bleibt Daniel K. sitzen.
«Warum soll ich etwas zahlen, das ich gar nie gekauft habe?», fragt K. verzweifelt. Er reicht Anzeige betreffend Cyberkriminalität bei der Kantonspolizei Luzern ein. Daniel K. wurde Opfer einer Phishing-Attacke. Auf Anfrage bestätigt Sunrise: «Einer unbekannten Täterschaft ist es gelungen, persönliche Daten von Daniel K. zu stehlen.» Diese seien aufgrund eines grösseren Datenlecks bei «einem Online-Versandhändler respektive anderweitigen Onlineplattformen» in der Vergangenheit zugänglich gewesen.
Zweites Handy konnte Opfer stornieren
Mit den gestohlenen Daten meldeten sich Unbekannte beim Sunrise-Account von Daniel K. an – und bestellten das iPhone. Der Sunrise-Mediensprecher betont gegenüber Blick: «Sunrise wurde nicht gehackt, es gab keinen unautorisierten Zugang in unsere Systeme.»
Knapp einen Monat nach der ersten Bestellung wiederholt sich der Albtraum für Daniel K.: Ein zweites Handy wird in seinem Namen gekauft. Dieses kann er aber rechtzeitig stornieren, weil er zu diesem Zeitpunkt aus den Ferien zurück ist und das Bestätigungsmail sofort sieht. Das erste iPhone, das Sunrise bereits an eine fremde Adresse verschickt hat, wird ihm hingegen in Rechnung gestellt.
Den Schaden will Sunrise nicht übernehmen. Der Telefonanbieter verweist gegenüber Blick auf die «vertragliche Verantwortung zum Schutz der Log-in-Daten seitens des Kunden». Dazu zählt, die von Sunrise empfohlenen Sicherheitsweisungen zu befolgen und «insbesondere die Geräte vor unrechtmässigen Zugriffen Dritter zu schützen», heisst es. «Aufgrund der uns vorliegenden Daten und des geschilderten Sachverhaltes müssen wir leider davon ausgehen, dass der Kunde die gebotene Sorgfaltspflicht nicht wahrgenommen hat.» Die Kosten für die Handy-Abonnemente würden aus «Kulanzgründen» aber annulliert.
iPhone wurde nach Westafrika geschickt
Daniel K. versteht die Welt nicht mehr. «Seit 37 Jahren lebe ich in der Schweiz, zahlte immer brav meine Rechnungen und jetzt so etwas!» Das Handy sei nicht einmal auf die gelöste Nummer aktiv. Sofort melde sich die Combox, wenn man die Nummer wähle. Auch Blick versucht, die Nummer zu kontaktieren – vergeblich.
Das iPhone befindet sich nicht mehr in der Schweiz, sondern in Ghana, wie Sunrise bestätigt. Und: Es ist nicht das einzige Handy, das von einer unbekannten Täterschaft über fremde Accounts gekauft wurde. Die Spur führt zu zwei Frauen im Aargau. Die Drahtzieherinnen hinter dem Betrug also? Mitnichten. Auch sie sind Betrugsopfer.
Fälle von Cyberkriminalität verdoppelt
Fälle von Cyberkriminalität nehmen in der Schweiz rasant zu. Gemäss Bundesamt für Cybersicherheit haben sich die Fälle innerhalb eines Jahres verdoppelt! Auch Phishing-Fälle wurden doppelt so viele verzeichnet wie ein Jahr zuvor.
Zurück zu Daniel K. und der offenen Handy-Rechnung. «Selbstverständlich können wir die Verärgerung des Kunden als Opfer eines solchen Betrugsfalls nachvollziehen. Sunrise sind im vorliegenden Fall aber keine Fehler unterlaufen, weshalb wir eine Übernahme des Schadens grundsätzlich ablehnen müssen», so der Sunrise-Mediensprecher.
Auch Daniel K. weigert sich, die Rechnung zu begleichen. Er hat nun Kontakt mit dem Rechtsschutz aufgenommen. Und er sagt: «Ich möchte andere vor solchen Fällen warnen.»
* Name geändert