Die E-Mail kommt sofort zur Sache. «Wir leiten (...) rechtliche Schritte gegen Sie ein», steht im ersten Absatz. Es ginge um «Kinderpornografie – Pädophilie – Exhibitionismus – Cyberpornografie». Der Empfänger wird aufgefordert, sich innerhalb von 48 Stunden zu rechtfertigen. Ansonsten werde das Gericht eingeschaltet und ein Haftbefehl ausgestellt, der zu einer sofortigen Festnahme führe. Anschliessend werde man in das nationale Register für Sexualstraftäter aufgenommen und die Akte an die Medien weitergeleitet.
Über dem furchteinflössenden Schreiben prangt das Logo des National Cyber Security Centre (NCSC). Unterzeichnet ist es von Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (59) höchstpersönlich.
Betrüger wollen erpressen
Diese und ähnliche E-Mails kursieren seit Monaten. Es handelt sich um eine Phishing-Attacke. Dabei verwenden Kriminelle gefälschte Angaben, um sich als vertrauenswürdig auszugeben. Die Betrüger beabsichtigen, an persönliche Daten zu gelangen. Wer einen Link öffnet oder Dateianhänge herunterlädt, riskiert, eine Schadsoftware zu installieren. Deshalb sollen Betroffene auf keinen Fall auf das Mail reagieren. Auch den Absendern zu antworten, ist nicht ratsam. Denn so könnten die Schwindler herausfinden, wer erpressbar ist. Am besten, man löscht das E-Mail und sperrt die Absenderadresse.
Phishing-Mails können täuschend echt aussehen, weisen aber meist Mängel auf, die sie entlarven. So ist das Nationale Zentrum für Cybersicherheit der Schweiz, das als Absender angegeben ist, nicht Bundesrätin Baume-Schneider unterstellt, sondern Verteidigungsministerin Viola Amherd (61). Auch enthält das E-Mail zahlreiche Schreibfehler und ist daher als Fälschung erkennbar.
Weitere Stellen betroffen
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) warnt auf seiner Homepage vor solchen Betrugs-Mails. Einige würden auch im Namen von Bundesrätin Karin Keller-Sutter oder von Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle. Die Behörde bittet, solche Mails dem NCSC zu melden. (rba/lha)