So sieht also ein Serien-Einbrecher aus: Rote Pufferjacke, roter Kapuzenpulli, eine adrette Schiebermütze und ein freundliches Lächeln. «Ich sass insgesamt viereinhalb Jahre im Knast», sagt Nico Z.* (27) aus Bern zu Blick und nippt an seinem Pfefferminztee. «Aber ich will nie mehr dahin zurück. Ich will neu anfangen, doch das ist gar nicht so einfach. Ich finde nicht einmal eine Wohnung!»
Der gebürtige Aargauer geriet schon früh auf die schiefe Bahn. «Mit 13 Jahren habe ich zum ersten Mal gekifft, mit 15 Jahren sind die Drogen härter geworden», erzählt er. «Ich bin in einer Familie mit sieben Kindern aufgewachsen, und da ist es meinen Eltern lange nicht aufgefallen, dass ich Drogen nehme.»
Einbrechen war die Lösung – zumindest zu Beginn
Auch in der Schule hätte er Mühe gehabt. Die Drogen seien das optimale Mittel gewesen, um Coolness zu beweisen und herauszustechen. «Und dann haben mein Kumpel und ich einmal ein Rapvideo angeschaut, in dem ein Einbruch verübt wurde», erinnert er sich. «Das war die Inspiration für den allerersten Einbruch.» Die Jungs seien dann in ihre alte Schule eingestiegen und hätten dort die Klassenkassen geklaut.
Nico Z., der wegen seiner Drogensucht zunehmend in Geldnot kam, hatte Blut geleckt. Ausserdem sei er ein geschickter Einbrecher gewesen und mochte den Adrenalinkick, berichtet er: «Ich bin nie in bewohnte Gebäude eingebrochen, sondern immer bei Firmen oder Vereinen. Und ich war auch nie bewaffnet.» Ihm sei es lediglich ums Geld gegangen, er habe auch keine anderen Wertsachen geklaut.
Nico Z. zeigte sich zweimal selbst bei der Polizei an
Bis zu 10'000 Franken habe er pro Einbruch erbeutet. «Damit habe ich mir Drogen gekauft, Freunde in teure Hotels eingeladen und in Saus und Braus gelebt», sagt er und kann unterdessen nur noch den Kopf darüber schütteln. «Und nach drei oder vier Tagen war das Geld weg.»
Insgesamt hat er 64 Einbrüche- und Einbruchsversuche auf dem Kerbholz. Zweimal stellte er sich selbst der Polizei, einmal wurde er beim Einbruch in eine Kindertagesstätte in Aarau erwischt: «Ich war auf Koks, schon zwei Tage wach und brauchte wieder Geld. Ich war unvorsichtig und der Nachbar hat wegen des Lichts meiner Taschenlampe schliesslich die Polizei gerufen.» Die habe ihn mit gezogener Waffe verhaftet: «Und ich habe den Beamten zugerufen, dass sie bitte den Diensthund auf keinen Fall loslassen sollen – ich würde mich ergeben.»
«Ich will einen Neustart und bin bereit dafür»
Das erste Mal sei er zu sechs, das zweite Mal zu 22 und das dritte Mal zu 39 Monaten verurteilt worden – viereinhalb Jahre hat er effektiv abgesessen. «Das erste Mal war ich in St. Johannsen», sagt er zu Blick. «Das war schlimm für mich. Dort sitzen zum grossen Teil Sexualstraftäter und Pädophile, viele davon ältere Herren.»
Zurück in Freiheit wurde der Drogenabhängige nach den ersten beiden Haftstrafen wieder rückfällig: Beging erneut Einbrüche, um Koks zu kaufen. «Aber dieses Mal wird alles anders», ist Nico Z., der nun seit Oktober auf freiem Fuss ist, überzeugt. «Ich will einen Neustart und bin bereit dafür.»
Sein grösster Wunsch: Eigene vier Wände und ein Job
Die Ursache für seine Rückfälle? Etwa die schwierige Wiedereingliederung in die Gesellschaft. «Ich möchte gerne arbeiten, aber fast niemand stellt einen ehemaligen Häftling an», erzählt er. «Von der Wohnungssuche ganz zu schweigen. Sobald die Verwaltungen mein Straf- und Betreibungsregister sehen, kriege ich eine Absage.» Zu gerne würde der Berner ohne Ausbildung irgendwo arbeiten – zu schade ist er sich für nichts.
Der Ex-Einbrecher hätte auch Verbesserungsvorschläge für die Behörden: «Es bräuchte Firmen, die entlassene Strafgefangene beispielsweise befristet für ein halbes Jahr beschäftigen.» Das würde schon reichen, damit man für eine andere Stelle eine gute Referenz hätte. «Und grössere Immobilienfirmen könnten ein Prozent ihrer günstigsten Wohnungen an ehemalige Häftlinge vermieten», sagt er. «Ansonsten haben wir einfach fast keine Chance, ausser vom Sozialamt zu leben – und das will ich nicht.»
Handlungsbedarf – oder doch nicht?
Hierzu äussert das Amt für Justizvollzug in der schriftlichen Stellungnahme: «Arbeitgeber, welche bereit wären, straffällig gewordene Personen für ein paar Monate anzustellen, sind selten.» Man biete aber sowohl während des Vollzugs mit Aus- und Weiterbildungen als auch in der Probezeit durch die Bewährungshilfe viel Unterstützung an. Der Vollzugserfolg werde dabei wesentlich bestimmt von der aktiven Mitwirkung der Betroffenen.
In Sachen Wohnung gebe es eine Stiftung, die den Häftlingen ein Daheim biete. Genau in so einer Bleibe lebt Nico Z. derzeit auch, doch er meint: «Das ist für mich keine langfristige Lösung, ich möchte meine eigenen vier Wände haben.»
* Name geändert
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