Bewohner von Krauchthal BE schützte sein Internet nicht
Häftlinge auf dem Thorberg klauen ungeschütztes WLAN der Nachbarn

Im Gefängnis auf dem Thorberg in Krauchthal BE war es findigen Häftlingen gelungen, das WLAN eines Nachbarn anzuzapfen. Daraufhin zog die Gefängnisleitung die TV-Geräte zur Überprüfung ein – es folgten eine Gefängnis-Razzia und ein Mini-Streik.
Publiziert: 26.07.2023 um 18:25 Uhr
|
Aktualisiert: 29.07.2023 um 12:10 Uhr
1/12
Das Gefängnis in Krauchthal BE liegt erhaben auf dem Thorberg.
Foto: Keystone

Es sei «wirklich sehr, sehr unglücklich gelaufen», gibt Pascal Ludin, stellvertretender Vorsteher des Berner Amtes für Justizvollzug zu. Vergangene Woche wurde in der Anstalt Thorberg, dem Gefängnis auf dem Hügel in der Gemeinde Krauchthal BE, eine Razzia in den Zellen durchgeführt. Was war geschehen?

Ein Häftling auf dem Thorberg war plötzlich und unerlaubterweise im Internet unterwegs. «Teilweise sind die Zellen mit Smart-TVs ausgestattet», sagt Ludin zu Blick. Diese seien zwar internetfähig, aber nicht mit dem Netz verbunden und zudem mit einer vierstelligen PIN geschützt. «Ein Häftling konnte diese PIN knacken. Man kann es gar nicht anders sagen.»

Dorfbewohner hilft unwissentlich mit

So weit, so geschickt. Doch es kommt noch dicker: Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet ein Einwohner der Gemeinde Krauchthal sein WLAN nicht geschützt hatte. Einer der Insassen hatte sich damit verbunden und surfte auf dem Thorberg plötzlich ungeniert im Internet.

Der erfolgreiche Internettrick rief daraufhin Nachahmer auf den Plan. «Aufgefallen ist das Ganze erst, als Häftlinge anfingen, ihre TVs miteinander zu tauschen», sagt Ludin. Einige hätten ihre internetfähigen Geräte in besser gelegene Zellen gebracht, um Empfang zu haben.

Die Gefängnisleitung informierte die Insassen darüber, dass sämtliche TV-Geräte deswegen eingezogen und überprüft würden. Das liessen sich die Häftlinge nicht bieten und traten in den Arbeitsstreik.

Arbeitsstreik im Keim erstickt

Spezialisten enthüllten bei der Überprüfung der Geräte, dass die Häftlinge auf dem Thorberg Nutzniesser einer ungesicherten WLAN-Verbindung wurden und einem Haushalt regelrecht das Internet klauten. Da die TV-Geräte aber innert Tagesfrist wieder retourniert wurden, dauerte der Arbeitsstreik der Häftlinge nicht einmal 24 Stunden.

Mittels Triangulation, einer WLAN-basierten Ortung, konnte der Bewohner des Dorfes, der nichts von seiner Gehilfenschaft wusste, schnell identifiziert werden. Mittlerweile ist das betroffene WLAN gesichert und auch die Geräte haben eine neue PIN erhalten. Konsequenzen müssen die Häftlinge keine erwarten. Das Erraten einer PIN ist nicht illegal.

Für Pascal Ludin bleibt nach dieser irren Geschichte allerdings die grosse Frage: «Wer hat schon ein ungeschütztes WLAN?»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?