Bei Marcel Imhof in Boll BE sinken Temperaturen auf bis zu 15 Grad – Vermieter sagt dazu
«Sie müssen im Winter halt einen Pullover anziehen»

Frostige Zustände in Boll BE: Marcel Imhof (45) leidet unter der Kälte in seiner Mietwohnung. Trotz Heizung auf Hochtouren sinkt die Temperatur auf 15 Grad. Der Vermieter sieht kein Problem.
Publiziert: 11.12.2024 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 08:01 Uhr
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Marcel Imhof weiss nicht weiter: «In unserer Wohnung ist es den ganzen Winter über kalt. Im letzten Winter ging es bis zu 15 Grad runter.» Leider habe er erst nach dem Tief-Rekord angefangen, die Temperatur zu dokumentieren.
Foto: zVg
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Gina KrücklReporterin

Was gibt es mit dem einbrechenden Winter Besseres als eine gemütlich warme Wohnung? Davon kann Marcel Imhof (42) aus Boll BE im Moment nur träumen. «Unsere Bodenheizung heizt nicht richtig und die wenige Wärme verschwindet durch die undichten Fenster.»

Seit zweieinhalb Jahren wohnt Imhof mit seiner Partnerin und den gemeinsamen Tieren in der 4,5-Zimmerwohnung. Wie schlecht diese isoliert sei, fiel ihnen schon nach kurzer Zeit auf. «Im Sommer haben wir hier über 35 Grad.» Im Winter wird es dagegen kalt. Die niedrigste Temperatur, die sie in ihrer Wohnung dokumentierten, betrug 16,7 Grad. «Letzten Winter ging es sogar bis auf 15 Grad runter», behauptet Imhof. Er habe aber erst nach dem Tief-Rekord angefangen, die Temperatur zu dokumentieren.

Während sie sich mit der Wärme arrangieren, geht ihnen die Kälte an die Nieren. «Meine Freundin hat eine Immunschwäche und eine Nierenerkrankung. Die Kälte macht es noch schlimmer». Doch auch er selbst spüre die Auswirkungen. «Ich war im Winter noch nie so häufig krank, wie seitdem ich hier wohne.»

18,6 Grad bei Blick-Besuch

Blick hat Imhof an einem Nachmittag besucht. Es ist ein eher warmer Wintertag mit rund 15 Grad Aussentemperatur. Dennoch schwankt die Temperatur in Imhofs Wohnung, obwohl die Bodenheizung in jedem Raum aufs Maximum gestellt ist. Am kältesten ist es mit 18,6 Grad im Schlafzimmer.

Gemäss rechtlicher Faustregel muss eine Wohnung auf mindestens 20 Grad erwärmt werden können. Allerdings gilt das laut Mieterverband vor allem für Wohnräume am Tag. In Schlafzimmern dürfen es dagegen 17 bis 20 Grad sein. Zudem kann die Temperatur über Nacht gesenkt werden, kälter als 16 Grad darf es aber nicht sein.

Um sich durch die kältesten Wochen zu bringen, benutzt das Paar zusätzlich einen Radiator. «Aber deswegen ist unsere Stromrechnung so hoch wie noch nie», so Imhof. Fürs vergangene Jahr zahlten sie knapp 3650 Franken. Viel Geld für zwei Menschen, die beide eine IV-Rente beziehen.

«Müssen frieren, damit unser Vermieter Geld sparen kann»

Seinen Vermieter habe er bereits im ersten Winter über die Probleme informiert, erzählt Imhof. «Aber es ist ihm egal. Er hat uns gesagt, dass es kein Problem mit der Heizung gibt und er die Fenster frühestens in zwei Jahren ersetzen wird. Wir müssen frieren, damit unser Vermieter Geld sparen kann.»

Auf Anfrage sagt der Vermieter klar: «Weder die Heizung noch die Fenster sind defekt.» Dementsprechend habe er nicht vor, eines davon in nächster Zeit zu reparieren oder zu ersetzen. «In zwei bis drei Jahren wird die Fassade saniert, dabei werden auch die Fenster gemacht.» Bei der Bodenheizung sei vor einem Jahr ein Service gemacht worden. «Den haben die Mieter in Auftrag gegeben und mir die 950 Franken Rechnung überlassen.»

Die Temperatur in der Wohnung liege im rechtlichen Rahmen, fährt der Vermieter fort. «Sie müssen im Winter halt einen Pullover anziehen.» Keiner der anderen Mieter im Haus würde sich über eine kalte Wohnung beschweren. Aber: Im Gegensatz zu Imhof wohnen die nicht direkt über der unbeheizten Garage.

Das sagen Experten

Um eine Expertenmeinung zum Zoff einzuholen, hat Blick mit dem Heizungsinstallateur gesprochen, der vor einem Jahr den Service an Imhofs Bodenheizung durchgeführt hat. «Wenn eine Wohnung direkt über einem unbeheizten Raum liegt, sollte man die Vorlauftemperatur ein paar Grad höher einstellen.» Denn: Die Bodenheizung sei ein träges System, das nur eine Temperatur zwischen 28 und 35 Grad hat und Räume langsam erwärmt.

Auch die Fenster hat sich vor etwa einem Jahr auf Wunsch von Imhof ein Handwerker angeschaut und daraufhin eine Offerte ausgestellt, um alle 14 Fenster zu ersetzen. Auf Anfrage sagt er nun: «Die Fenster waren nicht mehr ganz dicht und müssten ausgetauscht werden.» Wie alt genau sie sind, könne er nicht sagen. Aber da es doppelt verglaste Fenster sind, dürften sie zwischen 15 und 30 Jahren alt sein.

Imhof überlegt sich nun, eine Mängelrüge einzureichen. «Ich weiss nicht, was ich sonst noch tun soll.» Auch an einen Umzug hat er bereits gedacht. «Wir suchen schon seit Monaten. Aber es ist schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden, in die wir unsere Tiere mitnehmen dürfen.»

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