«Gefahr für mein Kind»
Winterthurer Mieter leben monatelang ohne Warmwasser und Heizung

Ein Streit zwischen der Hauseigentümerin und dem Hauptmieter hat die Untermieter in Mitleidenschaft gezogen. Seit Monaten leben sie in Winterthur in prekären Verhältnissen – nun müssen sie endgültig ausziehen.
Publiziert: 26.10.2023 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 12:06 Uhr
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Die Bewohner eines Hauses an der Strittackerstrasse in Winterthur leben in schwierigen Verhältnisse. Ende Oktober müssen sie endgültig ausziehen.
Foto: Google Street View

Winzige Zimmer, ausstehende Reparaturen, nur eine Küche und eine Dusche für neun Personen. So sieht der Alltag der Bewohner eines Hauses an der Strittackerstrasse im Winterthurer Stadtteil Töss aus. Im Frühsommer wurden zudem Heizung und Warmwasser abgestellt. Die Situation spitzt sich zu: Ende Oktober müssen die Bewohner ausziehen – zum Teil ohne neue Bleibe.

Ein Architekturbüro, welches als Hauptmieter fingiert, gab gegenüber der Eigentümerin an, eigene Bauarbeiter im Haus unterzubringen. Tatsächlich wurden aber acht bis elf IV- und Sozialhilfebezüger sowie Armutsbetroffene untervermietet. Dies berichtete der «Landbote».

Hauptmieter zahlt nicht – Bewohner ohne Heizung

Die Bewohner hatten überhöhte Mieten, doch das Architekturbüro als Hauptmieterin zahlte nur unvollständig und vernachlässigte die Hygiene im Haus. Im Frühjahr kündigte die Hausbesitzerin, eine ältere Frau aus Winterthur, der Firma. 

Ohne Aussicht auf eine andere Wohnmöglichkeit blieben die Bewohner den Sommer über in dem Haus an der Strittackerstrasse. Im Frühsommer kam plötzlich kein warmes Wasser mehr – der Hauptmieter hatte die Nebenkosten nicht bezahlt. Die Besitzerin wollte nicht dafür aufkommen.

Ihr Anwalt bestätigt auf Anfrage des «Landboten», dass die Stadtwerke gewisse Leistungen eingestellt haben – wegen offener Rechnungen von über 20'000 Franken. Die zuständige Firma sagt dazu nur: «Wir bedauern aber sehr, dass die Bewohner in dieser Lage sind, und wir ihnen nicht helfen konnten.»

«Jeder Tag im Haus ist eine Gefahr für das Kind»

Nicht nur das Warmwasser, sondern auch die Heizung wurde abgestellt. «Im Sommer ging das. Doch inzwischen ist es sehr kalt», erzählt eine Bewohnerin der Zeitung. Auch die hygienische Situation habe sich verschlechtert – eine Belastung für die Frau, die im sechsten Monat schwanger ist. «Mein Arzt sagt, dass jeder Tag in diesem Haus eine Gefahr für das Kind ist.»

Obwohl sie und ihr Partner sich fast täglich bewerben, hatten sie bisher kein Glück bei der Wohnungssuche. Ratlos wendet sie sich an den Winterthurer Stadtpräsidenten Michael Künzle. Doch seine Antwort enttäuscht die Frau: «Es tut mir sehr leid, dass Sie mit Ihren Lebensumständen nicht mehr zufrieden sind», schreibt er laut dem «Landboten». Das Sozialsystem in Winterthur sei gut und die Lebensqualität «für viele» hoch.

Nur noch wenige Tage Zeit

Ende Oktober müssen alle Bewohner ausziehen. Doch die angebotenen Notlösungen gefallen nicht allen, wie der «Landbote» berichtet. Ein Mieter zum Beispiel müsste für die ihm angebotene Wohnung seinen Hund abgeben. Das lehnt er ab.

Auch die schwangere Bewohnerin verzichtet gemäss dem Zeitungsbericht auf das Angebot einer Einzimmerwohnung für 1000 Franken im Monat. Inzwischen haben sie und ihr Partner aber eine Zusage für eine passende Wohnung erhalten. Andere sind noch nicht fündig geworden – und haben nur noch wenige Tage Zeit. (gs)

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