«Es ist unmenschlich, was dieser Typ macht»
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Mieter frieren in der Wohnung:«Es ist unmenschlich, was dieser Typ macht»

Mieter in Adliswil ZH bibbern seit Wochen wegen kalter Heizung – Vermieter wartet Start der Heizperiode ab
«Wir frieren uns hier den Arsch ab!»

Kaltes Gesicht, kalte Hände und altertümliche Heizmethoden. Mit all dem müssen zurzeit Mieter eines Wohnblockes in Adliswil ZH kämpfen. Grund: Seit bald einem Monat fehlt das Heizöl, die Radiatoren in den Wohnungen sind kalt. Jetzt kritisieren die Mieter den Vermieter.
Publiziert: 09.10.2024 um 12:49 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2024 um 12:56 Uhr
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Stellvertretend für alle Mietparteien sprechen Nita R. (31, l.) und Regula E. (66) aus Adliswil ZH darüber, dass sie seit bald einem Monat in ihren Wohnungen frieren, weil der Vermieter kein Heizöl liefert.
Foto: Ralph Donghi

Auf einen Blick

  • Mieter frieren in Adliswil ZH seit Mitte September wegen fehlendem Heizöl
  • Zwölf Mietparteien betroffen, Temperaturen tagsüber unter 18 Grad
  • Mieter erwägen Mietzinsreduktion
  • Vermieter soll über Expresslieferung oder normale Bestellung entscheiden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Ein Mehrfamilienhaus in Adliswil ZH. Zwei Hauseingänge. Und insgesamt zwölf Mietparteien. Tönt alles ziemlich normal. Doch drinnen wird gerade gebibbert. Denn: «Seit dem Kälteeinbruch Mitte September frieren wir uns hier den Arsch ab», kann es Mieterin Nita R.* (31) gegenüber Blick nicht anders sagen.

Der Grund: Es ist kein Heizöl mehr im Tank des Blockes. Die Heizungen in den Wohnungen sind darum kalt – seit bald einem Monat. Menschen im Alter zwischen drei und 90 Jahren kämpfen mit der Kälte.

Und dem Vermieter scheint das laut den Mietern «schlichtweg egal» zu sein. Nita R.: «Es ist einfach nur himmeltraurig. Wir haben alles unternommen, was man rechtlich machen kann.»

Und das ist nicht wenig. «Wir haben der Verwaltung einen eingeschriebenen Brief geschickt und die Rechtsschutzversicherung eingeschaltet, die den Vermieter auch kontaktiert hat», zählt Nita R. auf. Doch alles vergebens. «Die Verwaltung hat leider immer noch kein Heizöl liefern lassen.»

Die Mieter sind im Recht

Die Antworten, die bei den Mietern angekommen sind und Blick teils vorliegen, sind so bunt wie ein Blumenstrauss. In einem E-Mail schreibt die Verwaltung am 16. September einer Mieterin etwa: «Die Heizung wird heute auf Winterzeit umgestellt.» Nur einen Tag später mailt sie: «Nach interner Abklärung bleibt die Heizung bis 10. Oktober in der Sommerzeit.» Heisst: Erst ab diesem Datum soll sie eingeschaltet werden.

Nur: Gemäss schweizerischem Recht gibt es kein fixes Datum für den Beginn der Heizperiode. Es gilt der Grundsatz: Geheizt werden muss, wenn das nötig ist.

Und: Der Vermieter hat das Mietobjekt jederzeit in einem «zum Gebrauch tauglichen Zustand» zu erhalten. Und zum Gebrauch taugt eine Wohnung nur, wenn man darin nicht friert. Massgebend ist die ungeschriebene Regel, dass die Raumtemperatur in einer Mietwohnung 20 bis 22 Grad erreichen muss. In der Nacht darf es kühler sein, jedoch nicht weniger als 16 Grad.

In den Wohnungen des betroffenen Blockes ist es am Tag zurzeit unter 18 Grad kalt. Das zeigen Messungen von Mietern. «Wir haben auch ein Gesuch bei der zuständigen Schlichtungsbehörde eingereicht», sagt Nita R. Aber: «Dort läuft leider in den nächsten ein, zwei Monaten auch noch nichts.»

Nita R. schläft nachts mit Bettflasche

Viele Mieter überlegen sich nun, eine Mietzinsreduktion zu verlangen oder allenfalls selber den für die Heizung angegebenen Pikettdienst kommen zu lassen, die Kosten zu bezahlen und den Betrag vom Vermieter zurückzufordern. Dies dürften sie tun, weil es in ihren Wohnungen nicht genügend warm ist.

Nita R. klagt: «Wir haben das Jahr 2024 – und kalt!» Es bleibe ihr weiterhin nichts anderes übrig, als sich mehrere Schichten Kleider anzuziehen und sich bei der Homeoffice-Arbeit mit einem Öfeli zu behelfen, welches aber ihre Augen und den Hals austrockne sowie Geld fresse. Vor dem Fernseher wickelt sie sich in eine Decke und nachts schläft sie mit einer Bettflasche. «Man merkt die Kälte vor allem, wenn man am Morgen die Decke im Bett aufschlägt», sagt Nita R. «Das ist unzumutbar.»

Mieterin ist unzufrieden mit neuem Hausbesitzer

Das findet auch Mieterin Regula E. (66): «Ich lade schon gar niemanden mehr zu mir ein.» Und den Kaffee müsse sie so schnell trinken, dass er nicht zu einem Eiskaffee werde. «Es ist einfach sehr, sehr ungemütlich.» Sie haut noch einen drauf: «Früher hatten wir nie Probleme. Mein grösster Wunsch ist, dass dieser eher neue Hausbesitzer endlich Heizöl liefern lässt. Es ist einfach unmenschlich, was dieser Typ macht.»

Tatsächlich findet man im Internet einige Artikel über den umstrittenen Vermieter. Die Vorwürfe: Er kaufe günstigen Wohnraum auf und vermiete diesen teuer weiter. Oft an Menschen, die sich bei Problemen nicht trauen, sich zu wehren. Blick hätte gerne mit ihm gesprochen – doch Anfragen blieben bisher unbeantwortet.

So bleibt den Mietparteien nur die Hoffnung, dass endlich Heizöl geliefert wird. Im Block ist zu hören, dass der Vermieter derweil überlege, ob er das Heizöl express innerhalb 24 Stunden bestellt oder eine normale Bestellung aufgibt – die Lieferfrist könnte dann jedoch bis zu 30 Tagen dauern.

* Namen bekannt 

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