Normalerweise erntet Jonas Scheidegger (22) aus Biel BE für seine Ständchen Applaus – im März war dies anders. Als er am Moorsee Étang de la Gruère bei Saignelégier JU sein Alphorn blies, gab es Ärger mit dem Wildhüter: «Er meinte, ich würde im Naturschutzgebiet die Ruhe stören, und er müsse das melden.»
Anfang Dezember flatterte dann schliesslich der Strafbefehl dem KV-Stift ins Haus. 100 Franken Busse und 71 Franken Bearbeitungsgebühren soll er bezahlen – oder einen Tag hinter Gittern verbringen. Unverständlich für den jungen Mann, der gerne Berufsmusiker werden möchte. Er habe zu keinem Zeitpunkt gedacht, etwas Illegales zu tun. Ein ausdrückliches Schild, dass das Musizieren im Naturschutzgebiet verboten sei, habe er nirgends gesehen: «Das muss man wohl einfach wissen.»
Blick-Leser wollen Busse übernehmen
Nachdem Blick letzte Woche diese Geschichte publik gemacht hatte, erhielt der junge Mann zahlreiche Solidaritätsbekundungen. «Es haben sich fast 15 Leute aus der ganzen Schweiz bei mir gemeldet, die gerne die Busse für mich bezahlen möchten», sagt er. «Ich habe nicht erwartet, dass so viele Menschen mir helfen möchten. Ich bin sehr überrascht und dankbar, ich schätze das wirklich sehr!»
Doch Scheidegger wolle die Busse jetzt «nicht einfach bezahlen und die Sache damit erledigen», sondern nachhaltig etwas bewirken und für das Recht von sich sowie seinen Musikerkollegen einstehen. «Die SVP des Kantons Bern hat sich nach dem Artikel bei mir gemeldet und hat mir nun geholfen, eine Einsprache zu formulieren», erklärt er. «Ich werde den Brief heute noch auf die Post bringen. Darin wird die Staatsanwaltschaft aufgefordert, mir die Busse zu erlassen.»
Alphornbläser kämpft für sein Recht
Sollte auf diese Forderung nicht eingegangen werden, wäre der Alphornbläser sogar bereit, vor Gericht zu ziehen. «Ich möchte, dass es eine Gesetzesänderung gibt», erklärt er. Er könne nicht verstehen, dass er dieses Traditionsinstrument in der Natur nicht spielen dürfe – das Argument, dass er mit seinen Klängen die Wildtiere störe, lässt er nicht gelten. Eine alternative Lösung des Problems wäre für ihn auch, dass das Musikverbot in Naturschutzgebieten zumindest ausdrücklich signalisiert würde, damit es niemandem mehr so ergehe wie ihm.
Da die Busse wegen der Einsprache aber nun noch nicht direkt fällig sei, sagt Scheidegger im Gespräch mit Blick: «Wer mich trotzdem finanziell unterstützen möchte, darf das natürlich gerne tun. Wenn wir vor Gericht ziehen, wird es nämlich vermutlich sehr schnell ziemlich teuer.»