Ein Obdachloser, der unter der Treppe schläft, aufgerissene Pakete, aufgebrochene Türen. Ein Bewohner findet eines Tages eine gebrauchte Spritze im Keller. Im Basler Familienquartier Erlenmatt West am Erlkönig- und Tangentenweg sind viele Mieter verängstigt. Einige von ihnen machen ihrem Ärger in der Quartier-App, der Erlenapp, Luft. «Als ich nach Hause kam, sah ich einen Junkie im Treppenhaus, der in den Keller ging!», schreibt eine Bewohnerin des Tangentenwegs.
Blick wollte von der Kantonspolizei Basel-Stadt wissen, ob sie angesichts der Missstände die Patrouillen im Quartier verstärkt. Mediensprecher Stefan Schmitt winkt ab: Die Polizei erhalte aus dem Erlenmatt-Quartier nicht mehr Meldungen als von anderswo. Es würden nicht häufiger Drogenutensilien aufgefunden, auch komme es nicht häufiger zu Paketdiebstählen als in anderen Teilen der Stadt. «Die Mitarbeitenden des Community Policing der Kantonspolizei stehen mit der Bevölkerung in stetem Austausch und können für jegliche Anliegen kontaktiert werden», sagt Schmitt. «Die Polizei darf auch jederzeit über die Notrufnummer 117 beigezogen werden, wenn sich beispielsweise fremde Personen in Liegenschaften aufhalten und sich die Bewohnerinnen oder Bewohner dadurch verunsichert fühlen.»
Messerstecherei, Raubüberfälle, Grossrazzien
Tatsächlich kann sich die Kantonspolizei Basel-Stadt nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen – es vergeht kaum ein Tag ohne Raubüberfall oder Messerstecherei. Das zeigen auch die letzten Mitteilungen der Staatsanwaltschaft: Ein Rumäne (43) verletzt am 27. Januar beim Bahnhof mutmasslich einen Algerier (31) mit einem Messer mittelschwer. Am Tag zuvor verletzt und beraubt ein Unbekannter an der Klingentalstrasse eine Taxifahrerin (56). Am 23. Januar gehen der Polizei zwei Franzosen (beide 20) ins Netz. Sie sollen am Steinentorberg bei der Markthalle einen Jugendlichen (17) überfallen und verletzt haben.
Am Wochenende führte die Kantonspolizei zudem Grossrazzien in mehreren Bars und Clubs durch und stellte dort zahlreiche Lachgasflaschen sicher. Am Donnerstag führten Beamte eine Kontrolle im Kleinbasler Rotlichtmilieu durch.
Verständnis für Sorgen der Bewohner
Die Ursache für die Verwahrlosung im Erlenmatt-Quartier ist weitgehend klar: Wenige Gehminuten von Erlenmatt West entfernt befindet sich das Gassenzimmer am Riehenring. Dort können Heroinsüchtige in geschütztem Rahmen ihre Drogen konsumieren.
Polizei-Sprecher Schmitt hat Verständnis für die Sorgen der Quartierbewohner: «Das Auffinden von gebrauchten Spritzen ist sehr unangenehm und an Orten, wo sich Kinder aufhalten, auch gefährlich.» Bei entsprechenden Meldungen an die Polizei würden Drogenutensilien fachgerecht entsorgt, so Schmitt weiter. Zudem werde die Suchthilfe Region Basel informiert, die das «Sprützewäspi» betreibt. Dabei handelt es sich um einen Kontroll- und Sammeldienst für verunreinigtes Spritzenmaterial im öffentlichen Raum. «Dies hat zur Folge, dass die Örtlichkeiten regelmässig vom ‹Sprützewäspi› angefahren werden», erklärt Schmitt.