BAG rechnet neu
Warum im September die Impfquote plötzlich steigen wird

In der Schweiz ist offiziell knapp die Hälfte der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Das Impfmonitoring bildet jedoch nicht ganz alle Fälle korrekt ab. Das BAG arbeitet deshalb an einer Anpassung.
Publiziert: 13.08.2021 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2021 um 17:29 Uhr
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Achtung, fertig, Piks: Eine Fachperson bereitet im Impfzentrum Bernexpo in Bern Spritzen mit Corona-Impfstoff vor.
Foto: Keystone
Georg Nopper

Der Anteil der vollständig geimpften Bevölkerung wird sich im September wohl auf einen Schlag um einige Prozente erhöhen. Grund dafür ist aber nicht ein neuer Impf-Enthusiasmus der Schweizer. In Wirklichkeit ist die Zahl der vollständig Geimpften schon heute etwas höher als offiziell angegeben.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Genesenen nach einer Corona-Erkrankung nur eine Impf-Dosis. Eine doppelte Impfung ist demnach nicht nötig. Genesene mit nur einem Piks gelten also als vollständig geimpft – nur wird das bisher in der Impfstatistik nicht so wiedergegeben. Das soll sich jetzt ändern.

Zunahme im «tiefen, einstelligen Prozentbereich»

Laut BAG sind in der Schweiz inzwischen 49,6 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. 55,3 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten. Wie das BAG gegenüber Blick erklärt, ist derzeit eine Anpassung in Arbeit, um die Genesenen mit einer Impfung zu den vollständig Geimpften zu zählen.

BAG-Sprecherin Masha Renfer-Foursova: «Das Schweizer Impfmonitoring wird laufend optimiert und weiterentwickelt.» Die Änderung sei für kommenden Monat geplant. «Die Anpassung im September wird zu einer – im tiefen, einstelligen Prozentbereich – höheren Impfquote bei vollständig Geimpften führen», sagt Renfer-Foursova.

Befragung in Deutschland sorgt für Aufsehen

In Deutschland sorgt derzeit eine Befragung durch das Robert-Koch-Institut (RKI) für Aufsehen. Demnach könnte die Impfquote in Wirklichkeit um einiges höher sein, als vom Digitalen Impfquotenmonitoring verzeichnet. Die RKI-Erhebung legt nahe, dass vor allem unter jungen Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben könnten.

Das Impfquotenmonitoring in Deutschland bezieht seine Daten aus Impfzentren, Spitälern und von Ärzten. In der Befragung durch das RKI wurden zwischen Ende Juni und Mitte Juli Angaben von rund 1000 Erwachsenen erhoben und auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Der Unterschied ist enorm: Während laut Meldesystem 59 Prozent mindestens eine Dosis hatten, gaben in der Befragung 79 Prozent an, mindestens einmal geimpft zu sein.

Daten-Schlamperei oder fehlerhafte Erhebung?

Über die Ursachen für diese Diskrepanz wird noch gerätselt. Ein möglicher Grund ist, dass viele Impfungen nicht wie vorgesehen gemeldet werden. Zudem wird befürchtet, dass die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson durchgeführten Impfungen, bei denen nur eine Dosis nötig ist, falsch erfasst werden. Nicht zuletzt werden auch Schwächen der RKI-Erhebung in Betracht gezogen.

Sind solche Ungewissheiten bezüglich der tatsächlichen Impfquote auch in der Schweiz denkbar? Laut BAG-Sprecherin Renfer-Foursova gibt es bisher keine Anzeichen, dass Impfungen systematisch ohne Dokumentation durchgeführt wurden. Die Kantone «sind verpflichtet, bei jeder Impfung die relevanten Angaben zu erfassen und sicherzustellen, dass die Daten aller verwendeten IT-Systeme an das BAG weitergeleitet werden – dies gilt auch für Spontanimpfungen wie Walk-ins».

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