Wer kann Flüchtlinge aufnehmen?
Jede und jeder. Zentral ist, dass du Geflüchteten ein stabiles Umfeld bieten kannst. Ideal ist, wenn du Zeit hast, diese Menschen im Alltag zu unterstützen.
Warum braucht es private Unterkünfte für Flüchtlinge?
Derzeit befinden sich laut Schätzungen der Uno rund zwei Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Die Schweiz rechnet daher mit einer steigenden Zahl von Flüchtlingen in der Schweiz. In erster Linie werden diese Menschen in den bestehenden Strukturen von Bund, Kantonen und Gemeinden untergebracht. Die Notfallplanung des Bundes sieht Platz für 9000 Personen vor. Aktuell werden darum die bestehenden Reserven aktiviert und teilweise auch zusätzlicher Raum für die Unterbringung von Flüchtlingen geschaffen. Nach der ersten notfallmässigen Unterbringung ist es möglich, dass die Schweiz längerfristigen Wohnraum für diese Menschen bereitstellen muss. Dann könnten Geflüchtete auch bei Privatpersonen untergebracht werden.
Zählt der Bund also auf Private, um Flüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen?
Beim Staatssekretariat für Migration (SEM) zeigt man sich berührt und beeindruckt von der grossen Solidarität und Hilfsbereitschaft der Schweizerinnen und Schweizer gegenüber der ukrainischen Bevölkerung. Aber ob überhaupt und wie viele Flüchtlinge dereinst privat untergebracht werden müssen, könne momentan nicht abgeschätzt werden, sagt SEM-Kommunikationschef Reto Kormann. Das sei davon abhängig, wie lange der Krieg andauert und wie viele der Geflüchteten in der Schweiz Zuflucht suchen werden. «So seltsam es also angesichts dieser grossen Hilfsbereitschaft klingen mag», sagt Kormann, «im Grunde müssen wir hoffen, möglichst keines dieser Angebote nutzen zu müssen.» Denn das würde bedeuten, dass der Krieg und damit die Flucht der ukrainischen Bevölkerung aus ihrer Heimat ein Ende gefunden hätten.
Welche Voraussetzungen gibt es, um Flüchtlinge aufzunehmen?
Wichtig ist gemäss der Schweizerischen Flüchtlingshilfe ein abschliessbares Schlafzimmer, damit sich Geflüchtete zurückziehen können. Für drei erwachsene Personen sollte mindestens ein Zimmer vorhanden sein. Auch der Zugang zu Badezimmer und Küche muss gegeben sein. Falls du Hund, Katze oder andere Haustiere hast, solltest du das bei der Anmeldung vermerken.
Wo kann man sich melden, wenn man Flüchtlinge aufnehmen möchte?
Landesweit koordinieren die Schweizerische Flüchtlingshilfe (fluechtlingshilfe.ch) und Campax (campax.org) private Unterbringungsmöglichkeiten. Der Bund arbeitet mit beiden Organisationen eng zusammen.
Wie läuft es ab, wenn ich mich registriert habe?
Sowohl bei Campax als auch bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe können sich potenzielle Gastgeber jetzt schon melden. Die Flüchtlingshilfe kontaktiert die Gastfamilien, sobald der Bedarf an privaten Unterbringungsmöglichkeiten feststeht.
Was geschieht, wenn Bedarf da ist?
Beide Organisationen werden abklären, ob die Gastfamilie geeignet ist, was die gegenseitigen Erwartungen sind und ob die Unterbringung längerfristig gewährleistet werden kann. Wenn dies der Fall ist, kommt es zu einer Vermittlung und einer Begleitung von Gastfamilien und Geflüchteten. Die professionelle Begleitung der Geflüchteten ist wichtig. Diese Menschen sind aus einem Krieg geflohen. Sie sind oftmals traumatisiert.
Darf ich aussuchen, ob ich einen Mann, eine Frau oder eine Familie möchte?
Du kannst angeben, wie viele Personen du aufnehmen möchtest. Präferenzen zu den Geflüchteten können im Anmeldeformular vermerkt werden.
Lerne ich die zugewiesenen Flüchtlinge vorgängig kennen?
Wer sich als Gastfamilie registriert, wird in die entsprechende Datenbank aufgenommen. Sobald eine Vermittlung möglich ist, werden die Flüchtlingshilfe oder Campax wieder Kontakt mit dir aufnehmen. Bei der Flüchtlingshilfe ist es so, dass die Gastfamilie zu einem Kennenlerngespräch eingeladen wird. Dabei werden nach Bedarf interkulturelle Dolmetscherinnen anwesend sein. Es ist wichtig, dass sich beide Seiten wohlfühlen.
Bekomme ich Geld?
Eine private Unterbringung ist freiwillig. Daher zahlt der Bund nicht. Die Kantone können selbst entscheiden, ob sie Gastfamilien in speziellen Situationen entschädigen wollen. Aktuell ist das nicht der Fall.
Wer zahlt für die Verpflegung?
Auch für Zmorge, Zmittag und Znacht kommt die Gastfamilie auf.
Wie lange bleiben die Flüchtlinge?
Das ist unklar. Der Bund rechnet allerdings damit, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine wohl längerfristig in der Schweiz bleiben werden. Wer als Gastfamilie Geflüchtete aufnehmen will, soll sich für mindestens drei Monate verpflichten.
Wie ist der rechtliche Status von Flüchtlingen aus der Ukraine?
Geflüchtete aus der Ukraine können frei in die Schweiz einreisen und sich hier während 90 Tagen legal aufhalten. Der Bundesrat hat ausserdem beschlossen, dass erstmals der Sonderstatus S aktiviert wird. Der definitive Entscheid fällt in diesen Tagen. Dieser Sonderstatus berechtigt Ukrainerinnen und Ukrainer zum Aufenthalt in der Schweiz, ohne dass ein aufwendiges Asylverfahren durchlaufen werden muss. Damit ist auch ein rascher Zugang zum Arbeitsmarkt möglich.
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