Nicole Platels (43) Handgelenk schmückt ein Tattoo. «Toi, moi, nous» steht da zu lesen. «Du, ich, wir»: So einfach kann man Nestwärme umschreiben – die vielen Kindern und Jugendlichen fehlt.
Offiziell beginnt sie erst im März als Direktorin der Stiftung Pro Juventute. Doch schon jetzt kennt Platel alarmierende Zahlen: «Der Bedarf an Beratungen wegen Suizidgedanken ist bei uns im letzten Jahr noch einmal um 26 Prozent gestiegen. Wir sind aus diesen Gründen jeden Tag mit neun Kindern und Jugendlichen in Kontakt.»
Mehr zur psychischen Gesundheit
2022 waren es noch sieben bis acht Beratungen pro Tag, 2019 täglich erst drei bis vier, erklärt Platel im Gespräch mit Blick. «Stark zugenommen haben auch Beratungen wegen selbstverletzendem Verhalten – hier haben wir 48 Prozent mehr. Steigend ist auch der Beratungsbedarf wegen Krisen – hier haben wir einen Zuwachs von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.»
In besonders schweren Fällen hilft Pro Juventute Kindern und Jugendlichen, Unterstützung in einer Psychiatrie zu erhalten: 2023 gab es 166 Kriseninterventionen, also praktisch alle zwei Tage eine. Platel: «Auch diese Zahlen sind gegenüber 2022 gestiegen. 2019 waren es noch 57 Kriseninterventionen.»
Offenes Ohr für Sorgen
Pro Juventute ist vor allem für die Hotline 147 bekannt. Seit 25 Jahren finden Kinder und Jugendliche hier ein offenes Ohr – egal, ob es um Liebeskummer oder um Suizidgedanken geht. «Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr sind wir da. Darauf können wir stolz sein. Es ist aber eine bedenkliche Entwicklung für die ganze Gesellschaft, dass die Zahlen steigen und sich Jugendliche immer gestresster fühlen», findet Platel.
Bislang war die Juristin als Managerin für den Ringier-Verlag tätig, der auch Blick herausgibt. Ihr neuer Job hat viel mit Problemen und Krisen zu tun. Warum tut sie sich das an? «Ich bin Mutter von zwei Töchtern und wünsche allen Kindern und Jugendlichen ein glückliches Leben. Sie sollen nach den Sternen greifen und ihre Träume verwirklichen können. Bei Pro Juventute sorgen wir dafür, dass Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten schnell geholfen wird. Das motiviert mich», sagt Platel, die mit dem Westschweizer Ex-Schwimmer Yves Platel (46) verheiratet ist.
Lange Wartezeiten für Therapieplätze
Die Stiftung steht gut da, die Geschäftsstelle in Zürich-Oerlikon ist so bunt wie das Logo der Stiftung. Doch auf die neue Direktorin warten viele Baustellen. Etwa die Antwort auf ein Postulat der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats: Wie will der Bundesrat die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken? Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat seit Anfang des Jahres mit Elisabeth Baume-Schneider (60) eine neue Vorsteherin. «Wir sind gespannt, wie ihre Antwort ausfällt. Wir möchten sie auch einladen, sich ein Bild von der wichtigen Arbeit des 147 zu machen», sagt Platel.
Seit letztem Jahr gilt ein neues Gesetz: Psychotherapeuten müssen nicht mehr unter Aufsicht eines Arztes arbeiten. So sollen Patientinnen und Patienten schneller an einen Therapieplatz gelangen. Ob sich durch diese Massnahme die Wartezeiten tatsächlich reduziert haben, kann Platel noch nicht abschliessend sagen. «Es ist wichtig, dass Kinder mit Suizidgedanken schnell und unkompliziert einen Therapieplatz bekommen. Ich kann noch nichts zu möglichen Auswirkungen sagen. Wir hören aber nach wie vor häufig über die Hotline 147, dass Kinder und Jugendliche mitunter lange auf einen Therapieplatz warten müssen.»
Erfahrung wie man mit Druck umgeht
In ihrer Jugend war Platel Profi-Sportlerin. Zweimal nahm sie als Schwimmerin an den Olympischen Spielen teil, 1996 in Atlanta und 2004 in Athen. Viele Jugendliche klagen über Stress – wie ist sie damals mit dem Leistungsdruck umgegangen? «Im Profisport lernt man Resilienz. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Nach Rückschlägen musst du weitermachen, damit du wieder Erfolg hast. Diese Erfahrungen fördern Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit.»
In letzter Zeit standen Sportvereine wiederholt wegen Missbrauch, Machtmissbrauch und Grenzverletzungen in der Kritik. «Es ist ein schmaler Grat als Trainerin oder Trainer, die Sportlerinnen und Sportler zu Höchstleistungen zu bringen, sie dabei aber nicht zu überfordern», sagt Platel. «Ich hatte das Glück, ein gutes Umfeld zu haben. Ich weiss aber, dass es ein starkes Machtgefälle zwischen Athletinnen und Athleten und Trainerinnen und Trainern geben kann. Es ist wichtig, hier immer wieder neu zu sensibilisieren.»
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
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Aus ihrer Zeit als Profi kennt Platel auch prominente Schwimmerinnen wie Charlène von Monaco (46) oder Franziska van Almsick (45). «Manche Bekanntschaften werden zu Freundschaften und überdauern Sportkarrieren, manche nicht. Doch wenn man jemanden trifft, der auch an Olympischen Spielen teilgenommen hat, gibt es gleich einen gemeinsamen Nenner und eine super Connection.»
Nicole Platel griff als Olympionikin nach den Sternen. Als neue Direktorin von Pro Juventute will sie dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in Krisen Halt finden – und schon bald selbst wieder träumen können. Etwa von «Toi, moi, nous».
Doch zur Not braucht es die 147, damit sie Geborgenheit finden.
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