Wird sie nach Rücktritt von Barbara Schmid-Federer zur grossen Retterin?
Sommaruga soll das Rote Kreuz übernehmen

Einflussreiche Kreise portieren die ehemalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga als mögliche Retterin des grössten Schweizer Hilfswerks.
Publiziert: 04.06.2023 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2023 um 11:06 Uhr
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Ihr wird die Führung des zerstrittenen Hilfswerks zugetraut: Alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga könnte die Führung des Schweizerischen Roten Kreuzes übernehmen.
Foto: keystone-sda.ch

Die Querelen um das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Seit Freitag steht das grösste Hilfswerk der Schweiz weitgehend führungslos da. Die ehemalige Mitte-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer hat ihren Rücktritt als SRK-Präsidentin bekanntgegeben. Nach monatelangen Querelen und Kritik an ihrem Führungsstil räumt sie das Büro per sofort.

Schon zuvor war der langjährige Direktor Markus Mader abgesetzt worden. Doch um die Organisation wieder auf Kurs zu bringen, brauche es mehr, sagen Insider. Für einen Neuanfang müsse der gesamte Rotkreuzrat Platz machen, finden Vertreterinnen und Vertreter der vier Rettungsorganisationen sowie von den 24 Kantonalverbänden, die das Rückgrat des Schweizerischen Roten Kreuzes bilden.

Erste Gespräche seien positiv verlaufen

Es könnte tatsächlich zu einem Coup kommen! So könnte alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63) das trudelnde SRK übernehmen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Die Sozialdemokratin verfügt als ehemalige Spitzenpolitikerin über ein beispielloses Netzwerk. Sie hat Führungserfahrung und ist als ehemalige Konsumentenschützerin und Swissaid-Präsidentin auch in der NGO-Welt zu Hause. Sie soll als neue Identifikationsfigur für das SRK heftig umworben werden.

Dass erste Gespräche und mindestens ein Treffen mit der ehemaligen Spitzenpolitikerin stattgefunden haben, sollen mehrere Quellen bestätigen. Selber war Sommaruga nicht zu erreichen. Doch die Gespräche sollen positiv verlaufen sein. Die alt Bundesrätin habe ein Engagement für das Hilfswerk nicht ausgeschlossen und habe Interesse signalisiert.

Ein schwieriges Amt

«Sie wäre mit ihrem Profil eine Idealbesetzung», heisst es aus dem SRK-Umfeld. Sommaruga ist Ende des letzten Jahres aus der Landesregierung zurückgetreten. Sie wolle sich vermehrt der Pflege ihres erkrankten Ehemannes Lukas Hartmann (78) widmen.

Sollte Sommaruga tatsächlich zusagen, übernimmt sie ein schwieriges Amt. Zuletzt war es ein regelrechter Schleudersitz. Barbara Schmid-Federer ist bereits die zweite Person, die nach kurzer Zeit das Handtuch wirft. Bereits ihr Vorgänger, der ehemalige Zürcher FDP-Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (66), warf den Bettel hin.

«Das wäre ein sehr positives Zeichen»

Das föderal aufgebaute SRK gelte als anspruchsvoll zu führende Institution, schreibt die «NZZ am Sonntag» weiter. Seit Jahren kriselt es zwischen der Zentrale und den Kantonalverbänden. Dieser strukturelle Konflikt schwelt schon lange. Daher brauche es an der SRK-Spitze eine höchst integre Persönlichkeit, die das Gesamtinteresse im Auge habe und die verschiedenen Interessen ausbalancieren könne.

Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) zeigt sich gegenüber der «NZZ am Sonntag» denn auch höchst erfreut über den Namen Sommaruga. Der Walliser ist Präsident der SRK-Rettungsorganisation «Redog»: «Eine ehemalige Bundesrätin als Präsidentin wäre ein sehr positives Zeichen und würde das SRK stärken.» (dba)

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