Nach Schmid-Federers Rücktritt als Präsidentin
Jetzt soll der gesamte Rotkreuzrat gehen

Für einen Neuanfang beim Schweizerischen Roten Kreuz reiche der Abgang von Präsidentin Barbara Schmid-Federer nicht aus. Jetzt soll der gesamte Rotkreuzrat gehen.
Publiziert: 02.06.2023 um 19:01 Uhr
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SRK-Präsidentin Barbara Schmid-Federer tritt «aus gesundheitlichen Gründen» zurück.
Foto: keystone-sda.ch
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Am Freitag trat Barbara Schmid-Federer (57) als Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) zurück – «angeblich aus gesundheitlichen Gründen». Vorausgegangen war diesem Abgang Kritik an ihrer Rolle bei der Absetzung des SRK-Direktors Markus Mader.

Doch zur Ruhe kommt das Rote Kreuz längst nicht. Um die Organisation wieder auf Kurs zu bringen, brauche es mehr, sagen Insider. Für einen Neuanfang müsse der gesamte Rotkreuzrat Platz machen, finden Vertreterinnen und Vertreter der vier Rettungsorganisationen sowie von den 24 Kantonalverbänden, die das Rückgrat des Schweizerischen Roten Kreuzes bilden, der ältesten humanitären Organisation der Schweiz.

«Es braucht jetzt eine Professionalisierung», meint einer davon. Dafür wird von den Rettungsorganisationen die Forderung kommen, die für den 24. Juni geplanten Rotkreuzrat-Wahlen zu verschieben und den Rat völlig neu zu besetzen. Ein entsprechender Antrag ist laut Blick-Informationen in Vorbereitung.

Es herrscht die Befürchtung vor, es ändere sich nichts, wenn die heutigen Vizepräsidenten Matteo Pedrazzini und Hans Jürg Steiner an Bord bleiben. So forderte die frühere SRK-Kadermitarbeiterin Ruth Voggensperger auf Radio SRF, dass die beiden ebenfalls demissionieren sollen. Andere fänden es wie geschildert besser, reinen Tisch zu machen. Sonst stünden die verbleibenden Ratsmitglieder in der Kritik.

Kommission soll neue Leute finden

Nun müsse eine unabhängige Kommission nach geeigneten Kandidaten suchen. Nur so könne der Neuanfang gelingen. «Mit dem heutigen Konstrukt geht es nicht mehr weiter», sagt eine Vertreterin einer SRK-Organisation. Schliesslich hatte ein Untersuchungsbericht rund um die Absetzung des früheren SRK-Direktors Markus Mader nicht bloss festgestellt, dass Schmid-Federer «wenig Eignung und Willen zur Führung» gezeigt hatte. Der Bericht kritisierte den gesamten Rotkreuzrat.

Der Anfang des heutigen Übels liegt aus Sicht verschiedener Personen fast auf den Tag genau 23 Jahre zurück. Am Mittwoch, 7. Juni 2000, gaben das Schweizerische Rote Kreuz und das australische Unternehmen Central Science Laboratory (CSL) bekannt, dass das SRK dem Konzern den Industrieteil des Zentrallaboratoriums in Bern verkauft.

Millionen fürs SRK

Der Blutplasma-Deal spülte dem Roten Kreuz 860 Millionen Franken in die Kasse. Und die Stadt Bern freut sich seither, mit der CSL Behring ein Pharmaunternehmen mit mehr als 1800 Mitarbeitenden zu beherbergen.

Doch innerhalb des Schweizerischen Roten Kreuzes weckte der neue Reichtum Begehrlichkeiten. Die Berner Zentrale wuchs. Die Kantonalverbände klagten immer stärker über ihren Machtverlust.

Es war ein «Putsch»

Schon im Abgang des SRK-Präsidenten Thomas Heiniger (66) im Herbst 2021 manifestierte sich der Konflikt innerhalb der Organisation. Der vormalige Zürcher FDP-Regierungsrat hatte das Rote Kreuz bloss zwei Jahre lang präsidiert. In der Medienmitteilung zu seinem Abgang wurde der Zwist freimütig eingeräumt. Es gebe innerhalb der SRK verschiedene Auffassungen zum «zentralistischen versus föderalistischen Ansatz».

Heute sprechen manche von einem «Putsch» seitens der früheren CVP-Nationalrätin und vorherigen Präsidentin des SRK Kantons Zürich, Barbara Schmid-Federer, gegen Heiniger. Mit einer ehemaligen Kantonalpräsidentin an der Spitze des Rotkreuzrats habe es ja nicht gut gehen können, heisst es heute.

Spenden massiv eingebrochen

Nun aber findet ein Umdenken statt. Denn seit den Querelen rund ums Absägen des langjährigen Direktors Mader im Dezember 2022 sollen laut Involvierten die Spenden auf nationaler Ebene «massiv» eingebrochen sein. Gegenüber den Zeitungen von «CH Media» aber relativiert Schmid-Federer nun wieder. Die anhaltende Loyalität der Spenderinnen und Spender habe bisher gravierende Folgen verhindert.

Gegenüber dem SonntagsBlick hingegen hatte das SRK bestätigt: Zwar seien die bestehenden Spender «bisher loyal geblieben», doch bei der Neuspender-Gewinnung lägen die Werte «signifikant tiefer als im Vorjahr». Und von privaten Grossgönnern gebe es Rückmeldungen, «dass sie bis zur Klärung der Situation mit Spenden zuwarten».

Und auch in einzelnen Kantonen harzt es laut Blick-Informationen bei den Spenden. Darum merkten jetzt verschiedene Kantonalverbände, dass es so nicht weitergehen kann. «Denn beim Schweizerischen Roten Kreuz brennt es lichterloh!», meint eine Quelle.

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