Dienste von SRK-Suchdienst-Leiterin Nicole Windlin (46) derzeit besonders gefragt
Sie hilft Geflüchteten, ihre Familie zu finden

Für viele Asylsuchende ist das Rote Kreuz die letzte Hoffnung. Sie suchen nach Angehörigen, die sie auf der Flucht verloren haben. Die Hilfe ist sehr gefragt.
Publiziert: 22.05.2023 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 21:37 Uhr
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Der Dienst «Trace the Face» des IKRK bietet Flüchtlingen die Möglichkeit, nach ihren Angehörigen zu suchen.
Foto: Screenshot IKRK
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Sie suchen nach ihrem Sohn, ihrem Ehemann, der Schwester. Über 55'000 Menschen versuchen über die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung derzeit ihre Angehörigen zu finden. Sie wurden auf der Flucht nach Europa auseinandergerissen oder können das Familienmitglied nicht mehr erreichen, weil ihnen das Handy abgenommen wurde. Ihre letzte Hoffnung ist, dass ein Angehöriger ihr Foto online oder auf einem Plakat in einem Rotkreuz- oder Rothalbmond-Büro sieht und Kontakt aufnimmt.

Seit zehn Jahren bietet die Hilfsorganisation den Online-Dienst «Trace the Face» für Geflüchtete an. Er ist auch für Nicole Windlin (46) und ihr Team ein wichtiges Tool. Sie ist Leiterin des Suchdiensts des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), der Menschen bei der Suche nach Angehörigen hilft.

Mehr Jugendliche auf der Suche

In letzter Zeit steige die Zahl der Jugendlichen, die sich bei ihnen melden, sagt Windlin. Knapp 1300 Menschen hat der Suchdienst vergangenes Jahr bei der Suche nach Angehörigen unterstützt. Viele waren minderjährige Geflüchtete, die Mehrheit aus Afghanistan.

Die Hilfe bei der Suche nach Angehörigen ist sehr gefragt. «Wir haben leider aktuell sehr lange Wartefristen», so Windlin.

Auch Schweizern wird geholfen

An den Suchdienst des Roten Kreuzes wenden sich vor allem Flüchtlinge – aber nicht nur. «Rund 15 Prozent der Anfragen kommen von Schweizerinnen und Schweizern», sagt Leiterin Nicole Windlin. Beispielsweise hilft das Rote Kreuz ehemaligen Verdingkindern bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern oder Geschwistern. Zudem erhalte man auch immer wieder den Auftrag, Halbgeschwister zu finden – und sucht bis heute nach Menschen, die im Zweiten Weltkrieg verschwunden sind. Finanziert wird der Suchdienst über Spenden. Für die, die Angehörige suchen, ist der Dienst gratis.

An den Suchdienst des Roten Kreuzes wenden sich vor allem Flüchtlinge – aber nicht nur. «Rund 15 Prozent der Anfragen kommen von Schweizerinnen und Schweizern», sagt Leiterin Nicole Windlin. Beispielsweise hilft das Rote Kreuz ehemaligen Verdingkindern bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern oder Geschwistern. Zudem erhalte man auch immer wieder den Auftrag, Halbgeschwister zu finden – und sucht bis heute nach Menschen, die im Zweiten Weltkrieg verschwunden sind. Finanziert wird der Suchdienst über Spenden. Für die, die Angehörige suchen, ist der Dienst gratis.

Auch Hafizullah* (17) aus Afghanistan musste sich gedulden. Er hat Anfang Jahr in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt und sucht seinen Bruder (15). Sie waren in unterschiedliche Richtungen gerannt, als sie an der iranisch-türkischen Grenze Schreie und Schüsse gehört hatten. Seither fehlt vom Bruder jede Spur.

Auf der Flucht getrennt

So wie Hafizullah machen sich die meisten jugendlichen Flüchtlinge gemeinsam mit Familienangehörigen auf die Flucht, verlieren sich aber. In einem Gespräch mit den Geflüchteten versuchen Windlin und ihr Team erst einmal möglichst viele Infos zu erhalten – und geben der Person Tipps, wie sie selbst nach ihren Angehörigen suchen kann.

Von der Möglichkeit, ein Foto von sich auf der «Trace the Face»-Homepage zu veröffentlichen, hat auch Hafizullah Gebrauch gemacht. Rotkreuz- und Rothalbmond-Mitarbeitende können auch gezielt auf die Suche nach einer Person gehen. Doch oftmals ist das schwierig. Die Wartelisten für die Informationsabfragen bei Behörden seien in der Türkei sehr lang, erklärt Windlin. «Und im Iran ist aufgrund der aktuellen politischen Sicherheitslage keine Suche möglich.»

Auch wegen Schwierigkeiten wie diesen ist die Erfolgsquote des Suchdiensts nicht hoch. Knapp 300 Menschen – rund jede achte Person – konnte ihre Familie 2022 finden. Im Fall von Hafizullah hatten sie noch keinen Erfolg.

* Name geändert

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