Es war ein Bestechungsversuch der süssen Sorte: Der Basler Regierungspräsident Beat Jans (59) brachte den Bauern im Parlament Basler Läckerli mit, um diese von sich zu überzeugen.
Das Hearing bei der Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier markiert den Auftakt in einer ganzen Reihe von Treffen mit Fraktionen und Interessenvertretern, die Beat Jans und Jon Pult (39) überwinden müssen, bevor das Parlament am 13. Dezember entscheidet, wer von ihnen die Nachfolge von Alain Berset (51) antreten wird.
Verletzende Kampagne
Besonders die Bauern sind entscheidend. So konnte vor einem Jahr Elisabeth Baume-Schneider (59) bei den Landwirten punkten – und begann so eine unmöglich scheinende Aufholjagd, die bekanntlich im Einzug in den Bundesrat gipfelte.
Entsprechend nervös trat besonders Pult am Montagmittag vor die Landwirte. Seine PR-Agentur zur Trinkwasser-Initiative eine aggressive Kampagne gegen die Bauern geführt. Das haben sie ihm nicht vergessen. Der Bündner Nationalrat musste viele Fragen zu seiner damaligen Rolle beantworten.
«Steife Brise» erlebt
«Die Kampagne hat uns verletzt», sagt Bauern-Präsident Markus Ritter (56) im Anschluss. Pult habe gesagt, dass er beim Pitch der Kampagne – also der Bewerbung um den Auftrag – aktiv dabei gewesen sei, so Ritter.
Nicht nur deshalb gilt Pult für viele Bauern als unwählbar, wie mehrere im Nachgang gegenüber Blick bestätigen. Der Nationalrat habe vor den Landwirten knallhart die SP-Parteilinie vertreten und sich wenig kompromissbereit gezeigt.
Pult selbst sagte im Anschluss, er stehe für eine ökologische und soziale Landwirtschaft. «Ich habe einfach versucht, ich selbst zu sein.» Anders als Jans hat er auf Geschenke verzichtet. «Ich habe mich selbst mitgebracht.»
Magistraler
Beat Jans hingegen habe sich vor den Bauern magistraler gezeigt, sagen Landwirte. Eigentlich müsste das Hearing bei den Bauern für Jans ein Heimspiel sein – er hat eine Ausbildung zum Landwirt absolviert und kann noch immer melken. Trotzdem galt er einst als Bauernschreck, weil er sich im Nationalrat oft gegen die Landwirte-Lobby gestellt hatte. Bei der Anhörung bei den Bauern sei das denn auch Thema gewesen. «Da ist eine steife Brise gekommen», sagte Jans danach. Als Bundesrat werde er eine andere Rolle einnehmen, habe er den Bauern versprochen, so der Basler.
Mehr zur Bundesratswahl
Jans sei kompromissbereit und lösungsorientiert aufgetreten. Diesen Wechsel nehmen ihm aber nicht alle ab. «Ich bin mir nicht sicher, ob das ehrlich gemeint war», sagt ein Nationalrat.
Beide seien unwählbar?
In der Landwirtschaftspolitik sei Jon Pult im Nachteil, sagt Mitte-Nationalrat Priska Wismer-Felder (53) gegenüber Blick TV. SVP-Nationalrat Mike Egger (31) nannte es ein «schwieriges Hearing». «Im Vorfeld hat man vier Jahre lang gegen die Landwirtschaftspolitik gearbeitet, jetzt ist man sehr offen. Für mich passt das nicht zusammen.»
Deutlicher wird SVP-Nationalrat Marcel Dettling (42): «Aus Sicht der Landwirtschaft sind beide unwählbar.» Auch die Basler Süssspeise von Jans sind nicht überall gut angekommen. «Mit solchen Tricks locke ich jeweils meine Schafe an», sagt Dettling.
Für viele Bauern, gerade aus der SVP, sind beide Kandidaten nur schwer wählbar. Trotz der Zweifel hat Jans aktuell die Nase leicht vorn, weil er sich als gelernter Landwirt in die Sorgen und Nöte seiner Berufskollegen besser einfühlen kann. Doch es stehen noch etliche Hearings an, in denen auch Pult noch punkten wird.
Schon am Dienstag stehen Anhörungen bei GLP, SVP, Grünen und FDP an. Und auch dort dürften nicht nur die knallharten politischen Positionen im Vordergrund stehen. Sondern Sympathie und vielleicht wieder Basler Läckerli.