Vor Zoll in Konstanz gesichtet
Warum sind deutsche Kanonen auf Schweizer Strassen unterwegs?

Ein deutsches Artilleriesystem auf hiesigen Strassen sorgte für einiges Erstaunen. Das Eindringen auf Schweizer Hoheitsgebiet hat allerdings seinen Grund.
Publiziert: 04.04.2024 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2024 um 11:03 Uhr
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Die Panzerhaubitze M109 hat ihr Ablaufdatum eigentlich schon lange erreicht. Bisher aber fehlten die Mittel für einen Ersatz.
Foto: Keystone
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Da haben die Pendler am Mittwoch vor dem Zoll Konstanz (D) aber nicht schlecht gestaunt: Mitten in der Warteschlange thronte ein wahrer Stahlkoloss über allen anderen Fahrzeugen. Das Artilleriesystem RCH 155 AGM des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann in München-Allnach bringt stolze 39 Tonnen auf die Waage. Es feuert Munition vom Kaliber 155 Millimeter bis zu 54 Kilometer weit und schafft auf der Strasse bis zu Tempo 100.

Nur, warum wird ein deutsches Panzerfahrzeug mitten durch die Schweiz kutschiert? Blick-Recherchen zeigen: Das Artilleriesystem ist in den vergangenen Tagen vom Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) in Thun BE auf Herz und Nieren geprüft worden. Das deutsche Modell ist einer von drei verbliebenen Kandidaten, von denen einer in den kommenden Jahren die M109-Panzerhaubitze der Schweizer Armee ersetzen könnte.

Schweiz droht, Verteidigungsfähigkeit zu verlieren

Tatsächlich ist der Handlungsbedarf dringend. Die Schweizer Panzerhaubitzen haben ihr Ablaufdatum eigentlich schon lange überschritten. Schon in wenigen Jahren werden sie endgültig ausser Gefecht sein. Ähnlich wie der Schützenpanzer M113, der wegen technischer Probleme bereits vorläufig ausser Betrieb genommen werden musste.

Vor den Medien warnte Armeechef Thomas Süssli im Februar bereits davor, dass die Armee ihre mechanisierten Mittel verlieren könnte – gerade auch wegen knapper Finanzmittel. Ab 2030 drohen gravierende Fähigkeitslücken. Ohne indirektes Feuer auf Distanz haben die Bodentruppen in einem Gefecht keine Chance. Der Ukraine-Krieg zeigt dies deutlich. Die Schweiz aber droht, ihre Verteidigungsfähigkeit endgültig zu verlieren.

In der Schweiz wird nur Mobilität getestet

Das will das Verteidigungsdepartement (VBS) von Bundesrätin Viola Amherd (61) unbedingt verhindern. Armasuisse führt daher vorab im Raum Thun praktische Versuche mit den drei verbliebenen möglichen neuen Artilleriesystemen durch – allesamt Prototypen. Getestet werden in der Schweiz unter anderem die Mobilität auf den Strassen und im Gelände, die Manövrierbarkeit oder die Überwindung von Hindernissen.

Die Tests mit der RCH 155 AGM sind nun abgeschlossen. Am Mittwoch sei das Fahrzeug zurück nach München transportiert worden, erklärt Armasuisse. Geht alles nach Plan, will das VBS die Beschaffung des auserkorenen Artilleriesystems dem Parlament mit dem Rüstungsprogramm 2026 beantragen.

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