«Höhepunkt der Ansteckungen kommt noch im Januar»
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Taskforce-Chefin Tanja Stadler:«Höhepunkt der Ansteckungen kommt noch im Januar»

Verkürzung auch für Isolation
Bundesrat tendiert zu Fünf-Tage-Quarantäne

Die Omikron-Welle droht die Wirtschaft lahmzulegen. Der Bundesrat entscheidet am Mittwoch über die Verkürzung von Quarantäne und Isolation. Im Vordergrund stehen fünf Tage – und zwar schon ab Donnerstag. Zudem sollen die geltenden Massnahmen verlängert werden.
Publiziert: 11.01.2022 um 16:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2022 um 10:21 Uhr
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Wie weiter mit den Corona-Massnahmen? Gesundheitsminister Alain Berset legt am Mittwoch seine Vorschläge vor.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Omikron nimmt der Corona-Pandemie zunehmend den Schrecken. Obwohl die Fallzahlen in ungeahnte Höhen schnellen, bleibt die Situation in den Spitälern noch relativ stabil. Die Zahl der Covid-Patienten auf der Intensivstation ist in den letzten Tagen unter die kritische 300er-Grenze gesunken.

Die Entwicklung ist aber trügerisch: Taskforce-Chefin Tanja Stadler (41) warnt, dass die Omikron-Welle ihren Höhepunkt im Januar erst noch erreicht. Einhergehend mit einer massiven Belastung der Spitäler. Die Zahl der Covid-Intensivpatienten könnte wieder deutlich steigen – mit bis zu 300 neuen Patienten wöchentlich.

150'000 fehlen am Arbeitsplatz

Ein schwierige Ausgangslage für den Bundesrat, der am Mittwoch über das weitere Vorgehen entscheidet. Doch trotz der neusten Szenarien steht beim Bundesrat die Hoffnung auf mildere Verläufe im Vordergrund.

Sorgen bereiten der Landesregierung eher die zunehmenden Personalausfälle durch Isolation und Quarantäne. Mittlerweile betrifft es schon über 150'000 Personen – und die Zahlen dürften durch das rasante Ansteckungszahlen noch weiter steigen.

Quarantäne-Frage im Zentrum

Die Quarantäne-Frage wird denn auch «zum wichtigen Diskussionspunkt», wie SVP-Bundesrat Ueli Maurer (71) im «Eco Talk» von SRF sagte. «Es ist tatsächlich angezeigt, dass man die Quarantänefrist überdenkt.»

Was das genau heisst, wollte er aber nicht ausdeutschen. Dem Vernehmen nach will Maurer aber beantragen, die Quarantänepflicht in einem ersten Schritt auf fünf Tage zu verkürzen und danach ganz abzuschaffen. Ein Vorgehen, das sein Parteikollege Guy Parmelin (62) stützen soll. Auch die beiden FDP-Bundesräte dürften offen für die Fünf-Tage-Option sein, drängen doch auch die Wirtschaftsverbände und verschiedene Gesundheitsdirektoren darauf.

Mittlerweile geht man in Bundesbern davon aus, dass eine Verkürzung auf fünf Tage im Bundesrat durchkommen dürfte – und zwar für Quarantäne und Isolation. Und dies bereits ab Donnerstag! Wobei bei der Isolation eine Zusatzregel gilt: Infizierte müssen mindestens 48 Stunden symptomfrei sein, sonst müssen sie doch länger in Isolation bleiben.

Für Stadler sind fünf Tage ok

SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49) könnte Maurer ein Schnippchen schlagen, indem er die Verkürzung gleich selber vorschlägt. Zeigen die bisherigen Daten zu Omikron doch, dass die Infektion mehrheitlich mild verläuft und schneller abklingt. Selbst Taskforce-Chefin Stadler sieht die Fünf-Tage-Regel mittlerweile als gangbaren Kompromiss.

Das Quarantäne-Wirrwarr der Kantone
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Die Regeln im Überblick:Das Quarantäne-Wirrwarr der Kantone

Die Diskussion um eine Verkürzung oder gar eine Abschaffung der Quarantäne hat in den letzten Tag an Fahrt gewonnen. Es geht darum, eine Lahmlegung der Wirtschaft – insbesondere der kritischen Infrastruktur wie Gesundheitswesen, Versorgung oder öffentlicher Verkehr – zu verhindern. Dass es gleich auf eine weitgehende Abschaffung der Quarantänepflicht hinausläuft, ist aber eher unwahrscheinlich. Diese Option dürfte im Bundesrat später jedoch wieder auf den Tisch kommen.

Vorerst keine Verschärfungen

Das Schliessungspaket, mit dem Berset über den Jahreswechsel hin gedroht hatte, scheint hingegen vorerst vom Tisch. Die SVP- und FDP-Bundesräte haben teils auch gegen aussen hin bereits klar gemacht, dass Schliessungen für sie nicht in Frage kommen. Maurer hält sie für «nicht angezeigt». Auch Justizministerin Karin Keller-Sutter (58) will vorläufig nichts von Schliessungen wissen, ebenso Wirtschaftsminister Parmelin. Für den neuen FDP-Bundespräsidenten Ignazio Cassis (60) ist die Situation in den Spitälern entscheidend, wie er im SonntagsBlick-Interview klar machte. Und da ist die Situation «noch zu managen».

Selbst im Departement von Berset will man da nicht vorpreschen. Allerdings haben Grossveranstaltungen wie das Skirennen in Adelboden BE mit einem grossen Publikumsaufmarsch im Ausland für Kopfschütteln gesorgt. Solche Veranstaltungen liegen jedoch im Kompetenzbereich der Kantone. Deshalb sieht Berset hier auch keine Verschärfungen vor, er dürfte die Thematik aber in der anstehenden Konsultation aufbringen, um die Haltung der Kantone abzuchecken. Als Infektionstreiber gelten nämlich immer noch die privaten Treffen.

Konsultation zu Verlängerungen

Eine Konsultation braucht es sowieso, da die aktuellen Corona-Massnahmen wie die 2G-Regelung oder die Homeoffice-Pflicht am 24. Januar auslaufen. Berset will die Massnahmen weitgehend weiterführen. Am skeptischsten zeigt sich hier einmal mehr SVP-Bundesrat Maurer, doch im Gesamtbundesrat sind die Verlängerungen sonst weitgehend unbestritten.


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