Am Frauenstreiktag vom Mittwoch war die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern ein bestimmendes Thema. Nach wie vor verdienen Frauen in gleichen Positionen oft weniger als ihre männlichen Kollegen – wenn auch umstritten ist, wie viel weniger.
Als Grund wird häufig genannt, dass Frauen in Lohngesprächen schlechter verhandeln – aber stimmt das?
Fachleute sind sich uneinig. «Frauen haben oft keinen Spass oder keine Erfahrung in Lohnverhandlungen und gehen gerne davon aus, dass das Angebot fair, transparent und für alle gleich ist», sagt Yvonne Baumgartner (56), von der Personalvermittlungsfirma Cielo. Ihrer Erfahrung nach verhandeln Frauen also schlechter als Männer.
Frauen treten heute selbstbewusst auf
Anders sieht das Mattias Mölleney (63), ehemaliger Personalchef der Swissair und Unternehmensberater. «Früher haben Frauen wohl wirklich tendenziell schlechter verhandelt. Doch der Unterschied wurde immer kleiner, heute treten Frauen ebenso selbstbewusst auf wie männliche Bewerber».
Wissenswertes zu Löhnen und Lohnungleichheit
Einig sind sich die Experten bei den Tipps. Das wichtigste sei – unabhängig vom Geschlecht – den eigenen Marktwert zu kennen. Nur so könne man gut und erfolgreich verhandeln! «Dafür sollten sich Frauen vermehrt über das Thema Lohn austauschen und bei Verhandlungen auch mal ein Pokerface aufzusetzen», so Baumgartner.
Tipps für erfolgreiche Lohnverhandlungen
Das kannst du tun, um deine Chancen bei Lohnverhandlungen zu erhöhen – nicht nur, wenn du eine Frau bist:
Der richtige Zeitpunkt: In vielen Unternehmen wird im 3. Quartal des Jahres das Budget erstellt. Das ist der richtige Zeitpunkt, um das Gespräch mit dem Chef zu suchen.
Die richtige Vorbereitung: Was macht dich fürs Unternehmen wertvoll? Notiere Zahlen und Fakten, um deine Forderung zu begründen – erfolgreich abgeschlossene Projekte, zusätzlich übernommene Aufgaben, Weiterbildungen. Informiere die Chefin vorher, dass du über den Lohn reden willst. So kann auch sie sich vorbereiten.
Realistische Einschätzung: Zur erfolgreichen Lohnverhandlung gehört, dass man den Markt kennt. Was ist für einen Arbeitnehmer deines Alters in deiner Funktion mit deiner Erfahrung und in deiner Region angemessen? Dazu kannst du dir Hilfe bei kostenlosen Lohnrechnern holen:
Die Gegenseite beginnen lassen: Lass die Chefin den ersten Vorschlag machen – auch im Bewerbungsprozess. Falls das nicht möglich ist, zähle nochmals deine Argumente auf, warum du mehr Lohn verdienst und nenne erst dann die konkrete Forderung. Macht der Vorgesetzte einen Vorschlag, denke einen Moment darüber nach und mach ganz ruhig einen höheren Gegenvorschlag. Auch dabei zuerst die eigenen Qualitäten aufzählen und dann die Summe nennen.
Boni und Co.: Wenn beim Jahreslohn nichts zu machen ist, versuche, andere Lohnbestandteile zu verhandeln: Boni, Einmalzahlung, ÖV- oder Handy-Abo, eine Kostenbeteiligung an einer Weiterbildung.
Dran bleiben: Wenn es nicht beim ersten Mal klappt: dranbleiben! Frag deine Chefin, welche Ziele du erreichen musst, um im nächsten Jahr eine Lohnerhöhung zu bekommen. Und versuch dann erneut.