Es ist ein alte Forderung: Lohngleichheit für beide Geschlechter. Doch auch 2020 wird sie nicht eingelöst. In der Schweiz verdienen Frauen im Durchschnitt 10,2 Prozent weniger als Männer. Das zeigt eine Auswertung von JobCloud und Lohncheck.ch
Die grössten Unterschiede gibt es bei Zahnarzt- und Call-Center-Angestellten. Dentalassistentinnen verdienen durchschnittlich 12,4 Prozent weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen. Bei Call-Centern beträgt der Unterschied 11,6 Prozent.
Ein Monatslohn pro Jahr
Beim Geschlechtervergleich sieht es für Telematikerinnen und Elektromechanikerinnen am besten aus. In diesen Berufen gibt es die kleinsten Lohnunterschiede. Doch die Zahlen sehen nicht viel besser aus: Die Differenz zwischen den Geschlechtern beträgt in diesen Berufen 8,6, beziehungsweise 9,1 Prozent.
Heisst: Bei einem Median-Lohn von 74'100 Franken jährlich, wie er für Telematiker bei Jobs.ch angegeben ist, verdienen Frauen fast 5900 Franken weniger. Das ist mehr als ein berufsüblicher Monatslohn. Zu den Berufen mit vergleichsweise tiefen Lohnunterschieden gehören Lehrer, Buchhalter, Grafiker und Chauffeure.
Ein grosser Schritt zur Schliessung der Salärlücke war die Einführung der Charta für Lohngleichheit durch Bundesrat Alain Berset (47) im Jahr 2016. Kantone und Gemeinden, die die Charta unterzeichnen, müssen ein Lohn-Kontrollsystem einführen. Bis heute haben 16 Kantone, 86 Gemeinden und der Bund unterzeichnet.
Hotellerie top, Luxusbranche flop
Die Auswertung zeigt auch Lohnunterschiede der verschiedenen Branchen auf. Auch beim Branchenvergleich verdienen Frauen deutlich weniger als Männer, insbesondere in der Konsum- und Luxusgüterbranche. Dort beträgt die Salärdifferenz 14,2 Prozent, im Durchschnitt monatlich 843 Franken.
In 13 Branchen beträgt die Durchschnittsdifferenz über 10 Prozent. Darunter sind auch Versicherungen, Banken, Bildungswesen und Maschinenbau zu finden. In den Branchen Tourismus, Landwirtschaft und Gastgewerbe sind die Lohnunterschiede am tiefsten. In der Hotellerie etwa beträgt dieser nur 2,4 Prozent.
Die resultierenden Werte sind relativ hoch. Erfahrungsgemäss wird die Lohnlücke kleiner, je mehr Faktoren kombiniert werden, heisst es von Seite Jobcloud. «Weitere Kriterien wie Führungsspanne, Erfahrung und andere Faktoren spielen auch eine Rolle und können zur Begründung der Lücke beitragen», schreibt Tobias Egli, Gründer von Lohncheck.ch in einer Medienmitteilung. Am Umstand der Lohnungleichheit ändert dies jedoch nichts.