Bundesrat lässt sich Luxus-Jet über 100 Millionen kosten
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Am Flughafen Bern-Belp:Hier hebt eine Global-7500-Maschine ab

Unklar, wo es beim «Palast der Lüfte» harzt
Bundesratsjet weiterhin in Antalya gegroundet

Ein weiteres Pannen-Flugzeug für den Bund? Der erst vor vier Monaten in Betrieb genommene Bundesratsjet ist in Antalya gestrandet. Auch in der Vergangenheit kämpfte der Bund mit Problemen bei seiner Flotte für die Regierenden.
Publiziert: 14.04.2025 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 17:35 Uhr
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Ausgeflogen! Der neue Bundesratsjet steckt seit Samstag in der Türkei fest.
Foto: PETER KLAUNZER

Darum gehts

  • Bundesratsjet steckt in Antalya fest, technische Abklärungen laufen
  • 100-Millionen-Franken-Jet wurde erst vor vier Monaten in Empfang genommen
  • 2021 gab es gar eine Pannenserie
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Endstation Antalya? Der Bombardier Global 7500 des Bundes, erst kürzlich neu gekauft, steckt in der Türkei fest. Seit Samstag ist das «Staatsluftfahrzeug» – respektive der Bundesratsjet – ausser Betrieb. Als Aussenminister Ignazio Cassis (64) und Delegation von Ankara nach Antalya reisten, kam es laut Angaben der Schweizer Armee zu einer «kurzzeitigen Leistungsreduktion an einem der Triebwerke». Hat die Schweiz bereits das nächste Pannen-Flugzeug?

Auch am Montagvormittag ist noch nicht klar, wo es harzt. Wie Armeesprecher Mathias Volken auf Anfrage von Blick mitteilt, würden aktuell zusammen mit Hersteller Bombardier die technischen Abklärungen durchgeführt. «Ob und in welchem Umfang eine allfällige Reparatur erforderlich ist, wird sich daher erst nach Abschluss dieser Abklärungen zeigen», sagt Volken.

Bereits seine Grösse ergab Probleme

Der Bund nahm den «weltweit grössten Businessjet mit der grössten Reichweite» vor kaum vier Monaten überhaupt erst in Empfang. Bereits kurze Zeit später kam es erstmals zu Problemen: Das 100-Millionen-Prunkstück passte nicht in die bundeseigenen Hangars auf dem Flughafen Bern.

Bis dort ein grösseres Gebäude erbaut ist, muss der Bundesratsjet für rund zwei Jahre auf den Militärflugplatz in Payerne VD ausweichen. Und bei Ignazio Cassis’ Lateinamerika-Reise konnte das Luftfahrzeug nicht in der bolivianischen Stadt El Alto landen – denn diese war für den Jet zu hoch gelegen. Bis Ende 2025 solle der «Palast der Lüfte» jedoch nachgerüstet werden, teilte damals das Verteidigungsdepartement mit.

Das Bombardier-Gefährt ist nicht die erste Bundesmaschine mit Problemen. In Erinnerung bleibt etwa die äusserst unbeliebte Pilatus PC-24, die Bundesrat Ueli Maurer (74) 2014 quasi per Handschlag mit dem damaligen Pilatus-Chef Oscar Schwenk (1944–2023) bestellte – weitere Abklärungen wurden nicht durchgeführt. Als der Bund die Maschine 2019 erhielt, fiel sie bei Regierung und Staatsangestellten komplett durch – unter anderem wegen eines ungemütlichen Klapp-WCs. Nach zwei Jahren wurde das 9 Millionen Franken teure Flugzeug bereits wieder verkauft.

Cassis erwischt es erneut

Der Pilatus-Fehlkauf sollte eigentlich die altgediente Cessna Citation Excel ersetzen, die damals bereits 17 Jahre auf dem Buckel hatte. Diese stand 2021 selbst am Anfang einer Pannenserie: Als die damalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga (64) nach einem Treffen in London mit über 40 weiteren Umweltministern wieder in ihre Heimat fliegen wollte, streikte ein Triebwerk der Cessna auf dem Flughafen Northolt. Der Bundesratsjet musste vor Ort repariert werden.

Sommaruga musste stattdessen auf die Falcon 900 umsatteln. Das Flugzeug, das die Schweiz vor zwölf Jahren Fürst Albert II. von Monaco (67) abkaufte, musste im selben Jahr gleich doppelt notlanden. Der damalige Bundespräsident Guy Parmelin (65) verpasste dadurch ein Treffen mit dem japanischen Kaiser. Und Aussenminister Cassis strandete wegen eines technischen Problems zuerst in Sibirien und war danach gezwungen, zurück in die Schweiz zufliegen, statt sich mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi zu treffen.

Man darf hoffen, dass Cassis den Zwischenfall gut verarbeitet hat. Denn nach dem «Grounding» am Samstag musste er erneut mit der Falcon 900 in die Schweiz zurückfliegen. Der Lufttransportdienst des Bundes (LTDB) entsandte sie nach Antalya, um ihn und seine Begleiter abzuholen.

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