Bund muss sich teuer einmieten
Neuer Bundesratsjet passt nicht in die Hangars in Bern

Der neue Bundesratsjet ist ein echtes Prunkstück. Das Problem: Der Flieger ist deutlich grösser als seine Vorgänger und passt nicht in die bundeseigenen Hangars in Bern-Belp. Nun braucht es eine neue Lösung – und die kostet den Steuerzahler zusätzlich.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 09:15 Uhr
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Die Global 7500 sei der weltweit grösste Geschäftsjet mit der grössten Reichweite, wirbt Hersteller Bombardier.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Neuer Bundesratsjet braucht neuen Hangar in Bern-Belp
  • Zwischenzeitliche Stationierung in Payerne aufgrund fehlender Unterbringungsmöglichkeit
  • Kosten für den Jet: 103 Millionen Franken, neuer Hangar: 7-8 Millionen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Es ist das Prunkstück des Bundeslufttransportdiensts: Mit der Global 7500 von Bombardier hat sich der Bundesrat den «weltweit grössten Business-Jet mit der grössten Reichweite» gegönnt. Kostenpunkt: rund 103 Millionen Franken. Ende Januar hatte das Bundesamt für Rüstung Armasuisse auf dem Flughafen Bern-Belp den neuen Flieger vorgestellt.

Der Jet verfügt über 19 Sitzplätze und erreicht ein Reisetempo von bis zu 982 km/h – nahe am Überschallbereich. Zudem hat er eine Reichweite bis zu 14'000 Kilometern, was bis nach Sydney in Australien reicht. Das aber war dem Bundesrat nicht genug. Er liess noch ein paar Extras wie ein militärisches Funksystem oder ein Selbstschutzsystem einbauen. Ein Wunderwerk der Technik.

Flughafen-AG springt in die Bresche

Die Sache aber hat einen Haken: Mit einer Länge von 33,83 Metern, einer Spannweite von 31,79 Metern und einer Höhe von 8,14 Metern ist der neue Luxus-Flieger deutlich grösser als die bisherigen Bundesratsjets. Und das hat Folgen: Der neue Bundesratsjet hat keinen Platz in den bundeseigenen Hangars auf dem Flughafen Bern! Es braucht eine neue Lösung.

In die Bresche springt die Flughafen Bern AG. Ihr grösster Hangar stammt noch aus den Gründerjahren Ende der 1920er-Jahre – und soll nun durch einen bereits bewilligten Neubau ersetzt werden. «Das Projekt wurde schon vor vier Jahren aufgegleist, völlig unabhängig vom neuen Bundesratsjet», sagt Flughafen-CEO Urs Ryf. 

Doch erst jetzt, da sich der Bund einmieten will, macht der Flughafen Nägel mit Köpfen. «Für uns war klar: Sobald wir einen Mieter haben, setzen wir das Projekt um», so Ryf. Immerhin geht auch der Neubau ins Geld. Die Kosten werden auf mehrere Millionen Franken geschätzt. Wieder reingeholt werden soll das Geld über die Miete. Für den Bund hat dies zusätzliche Ausgaben zur Folge.

Jet muss für zwei Jahre ausweichen

Bis der neue Hangar in Bern aber steht, rechnet der Bund mit rund zwei Jahren. Für diese Zeit muss der neue Bundesratsjet auf den Militärflugplatz in Payerne VD ausweichen, wie Armeesprecherin Delphine Schwab-Allemand bestätigt. Das Verteidigungsdepartement sei von Anfang an über den in Bern geplanten Ersatzneubau informiert gewesen – und damit über die Verzögerung. Erst anschliessend wird das Staatsluftfahrzeug fix in Bern-Belp stationiert sein.

Doch auch die zwischenzeitliche Auslagerung ins Waadtland soll nicht gratis zu haben sein. Denn auch in Payerne müsse sich der Bund einmieten, weil die eigenen Hangars auf dem Militärflugplatz ebenfalls zu klein seien, heisst es aus Armeekreisen zu Blick. Der neue Bundesratsjet wird zum teuren Spass!

Schon für Jet-Kauf musste Bund in Trickkiste greifen

Besonders störend: Die angespannte Finanzlage des Bundes hätte den Kauf des neuen Jets eigentlich gar nicht erst zugelassen. Der Bundesrat musste sich erst einen Finanzkniff einfallen lassen: Die Kosten wurden auf den letzten Drücker noch als Nachtrag ins Budget 2023 reingedrückt. In seiner Vorlage gab der Bundesrat das Buebetrickli sogar zu. «Der Kaufpreis soll aufgrund der angespannten Haushaltslage in den Jahren 2024 und 2025 vollumfänglich im Rechnungsjahr 2023 beglichen werden.»

Zum Einsatz kommen die Flugzeuge des Lufttransportdiensts bei Bundesratsreisen, beim Transport von anderen Magistratspersonen, aber auch bei Evakuationen, der Soforthilfe bei Umweltkatastrophen sowie in humanitären Notlagen im Ausland.

Heute umfasst die Schweizer Staatsluftfahrzeugflotte noch zwei Flieger: die 21 Jahre alte Cessna Citation Excel 560XL, die durch den neuen Jet ersetzt wird, und eine Falcon, die von Medien bereits «Pannenjet» genannt worden ist. Mehrfach mussten verschiedene Bundesratsmitglieder wegen technischer Defekte Reisen abbrechen und verpassten sogar Staatsbesuche. Die Falcon aber soll erst später ersetzt werden – aus Spargründen.

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