Getunter Bundesratsjet kostet 109 Mio und fliegt nahe am Überschallbereich
Bund präsentiert seinen «Palast der Lüfte»

Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse hat am Mittwoch in Belp BE den neuen Bundesratsjet präsentiert. Im Februar ist die Bombardier Global 7500 erstmals im Einsatz.
Publiziert: 29.01.2025 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2025 um 12:46 Uhr
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Die Global 7500 sei der weltweit grösste Geschäftsjet mit der grössten Reichweite, wirbt Hersteller Bombardier.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Neuer Bundesratsjet präsentiert: Bombardier Global 7500 ab Februar im Einsatz
  • Luxuriöser Innenbereich mit 19 Sitzplätzen und Ruheabteil für die Crew
  • Kosten: 109 Millionen Dollar, inklusive militärisches Funksystem und Abwehrsystem
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Das tönt nicht schlecht: «Steigern Sie Ihr Flugerlebnis und entdecken Sie die uneingeschränkte Freiheit und den massgeschneiderten Luxus des Global-7500-Flugzeugs – einer neuen Klasse von Business-Jets», wirbt Hersteller Bombardier.

Den Bundesrat hat das überzeugt. Er hat sich für den Kauf des «weltweit grössten Business-Jets mit der grössten Reichweite» entschieden.

Vieles bleibt aus Sicherheitsgründen geheim

Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse hat am Mittwoch in Belp BE den neuen Bundesratsjet präsentiert. Im Februar ist die Bombardier Global 7500 erstmals im Einsatz. Wohin die Reise führt, wollten die Verantwortlichen von Armasuisse an einem Medienanlass aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Aktuell findet noch die Ausbildung der Piloten und des Bodenpersonals statt.

Ab Stange kostet die Global 7500 rund 75 Millionen US-Dollar. Das aber reichte dem Bundesrat nicht. Er liess noch ein paar Extras einbauen: ein militärisches Funksystem, ein Abwehrsystem, Bodenmaterial und Ersatzteile. Das alles kostet. Unter dem Strich: satte 109 Millionen Dollar. Innerhalb der Bundesverwaltung war denn auch rasch von einem «Palast der Lüfte» die Rede.

Bund baut Selbstschutzsystem selber ein

Herstellerin Bombardier schwärmt von einem «luxuriösen Innenbereich». Die Kabine sei mit 16 Metern die längste ihrer Klasse. Die Global 7500 erreicht ein Reisetempo von bis zu 982 Stundenkilometern – nahe am Überschallbereich. Der Jet verfügt über 19 Sitzplätze. Für die Crew gibt es neu ein Ruheabteil.

Bis Ende Jahr baut Armasuisse noch ein sogenanntes Selbstschutzsystem ein. Dieses schützt das Flugzeug etwa gegen schultergestützte Lenkwaffen, wie Bernhard Lehmann, der Kommunikationsverantwortliche des Lufttransportdienstes des Bundes, sagte. Es sei ein Schutz gegen die «wahrscheinlichsten Alltagsgefahren».

Der neue Bundesratsjet ist in Belp stationiert. Dort ist er draussen parkiert, in zwei Jahren soll gemäss Armasuisse ein Hangar zur Verfügung stehen. Bei Bedarf kann das Flugzeug auch in Payerne VD untergebracht werden. Die Jets des Lufttransportdienstes kommen bei Bundesratsreisen, beim Transport von anderen Magistratspersonen, aber auch bei Evakuationen, der Soforthilfe bei Umweltkatastrophen sowie in humanitären Notlagen im Ausland zum Einsatz.

Bundesrat liess sich extra Finanzkniff einfallen

Rein technisch hat der Jet eine Reichweite von 14'000 Kilometern, was Bern bis nach Sydney in Australien reicht. Die Sache hat nur einen Haken: Die Startpiste in Bern ist zu kurz, um den Flieger vollgetankt von dort aus starten zu lassen. Der Bundesrat müsste auf einen anderen Flugplatz ausweichen. Immerhin Flüge nach Los Angeles oder Tokio sind problemlos direkt ab Bern möglich.

Das liess den Bundesrat unbeeindruckt. Er wollte den neuen Jet unbedingt. Weil das Geld aber schon da knapp war, liess er sich einen Finanzkniff einfallen: Die Kosten wurden auf den letzten Drücker noch als Nachtrag ins Budget 2023 reingedrückt. In seiner Vorlage gab der Bundesrat das Buebetrickli sogar zu. «Der Kaufpreis soll aufgrund der angespannten Haushaltslage in den Jahren 2024 und 2025 vollumfänglich im Rechnungsjahr 2023 beglichen werden.»

Heute umfasst die Schweizer Staatsluftfahrzeugflotte noch zwei Flieger: die 21 Jahre alte Cessna Citation Excel 560XL, die durch den neuen Jet ersetzt werden soll, und eine Falcon, die von Medien bereits «Pannenjet» genannt worden ist. Mehrfach mussten Bundesratsmitglieder wegen technischer Defekte Reisen abbrechen und verpassten sogar Staatsbesuche. Die Falcon aber soll erst später ersetzt werden – aus Spargründen.

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