Bundesrat lässt sich Luxus-Jet über 100 Millionen kosten
0:36
Am Flughafen Bern-Belp:Hier hebt eine Global-7500-Maschine ab

Startpiste in Belp ist für neuen Bundesrats-Jet zu kurz
Weit kommt der «Palast der Lüfte» nicht

Der Bundesrat will sich einen Ultralangstreckenjet kaufen. Dumm nur, dass er diese Strecken von Bern aus gar nicht fliegen kann: Die Piste auf dem klassischen Regierungsflughafen Belp ist zu kurz, um vollgetankt zu starten.
Publiziert: 01.09.2023 um 08:03 Uhr
|
Aktualisiert: 01.09.2023 um 13:18 Uhr
1/6
Die Global 7500 sei der weltweit grösste Geschäftsjet mit der grössten Reichweite, wirbt Hersteller Bombardier.
Foto: zVg

Es ist ein Luxusjet der Sonderklasse, den sich die Landesregierung da leistet: Wie Blick berichtete, will der Bundesrat spätestens 2025 sein Regierungsflugzeug, die 21 Jahre alte Cessna Citation Excel 560XL, durch eine Bombardier Global 7500 ersetzen, den «weltweit grössten Businessjet mit der grössten Reichweite».

103 Millionen Franken will die Regierung dafür ausgeben, weshalb in der Bundesverwaltung schon über den «Palast der Lüfte» gespottet wird. Für das Geld soll es aber «uneingeschränkte Freiheit und massgeschneiderten Luxus» geben, wie der Hersteller wirbt.

25 Meter zu kurze Piste

Nun, so uneingeschränkt wird die Freiheit nicht sein – jedenfalls, wenn sie in Bern beginnen soll. Zwar hat der Ultralangstreckenjet rein technisch eine Reichweite von 14'000 Kilometern, was von Bern bis nach Sydney in Australien reicht. Aber die Startpiste in Bern ist zu kurz, um den Jet vollgetankt von dort aus starten zu lassen. 

Bombardier gibt als reine Startstrecke 1755 Meter bei maximalem Abfluggewicht, auf Seehöhe und bei Standardtemperatur an. Die Piste in Bern hat aber lediglich 1730 Meter nutzbare Länge. 25 Meter zu wenig also.

Zudem werde zur reinen Startstrecke immer auch ein Sicherheitszuschlag in der Pistenlänge zum Abheben benötigt, damit der Jet etwa bei Triebwerksausfall notfalls noch auf der Startbahn sicher zum Stehen kommen kann, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet. Das wäre in Bern mit der kurzen Piste überhaupt nicht möglich.

Zu den Nachbarn geht es weiterhin

Die Global 7500 müsste also entweder von Zürich, Basel oder Genf aus starten, wenn beispielsweise Aussenminister Ignazio Cassis (62) wieder Richtung Ozeanien will, um die erst kürzlich vertieften Beziehungen zum Südsee-Staat Niue zu pflegen.

Von Bern aus wird es für Cassis und Co. wohl bei Paris, Rom und Berlin bleiben. Da kann der Bundesrat nur hoffen, dass die grüne Welle bei den Wahlen im Oktober abebbt – nicht, dass die Öko-Parteien noch zulegen und dann als erstes Kurzstreckenflüge verbieten. 

Nach Tokio reicht es laut Flughafen

Der Flughafen Bern weist daraufhin, dass man von Bern auch weiter fliegen könne als nur nach Berlin. Der Bombardier Global 7500 sei nur bei maximaler Reichweite von 14'000 Kilometern in Bern eingeschränkt. Flüge nach Los Angeles oder Tokio sind problemlos direkt ab Bern möglich. Der Flughafen habe auch mehrere private Kunden, welchen mit diesem Flugzeugtyp in Bern operieren.

Und auch für den Bundesrat gibt es eine Lösung: Mit dem Militärflughafen in Payerne VD steht der Landesregierung ein weiterer Flughafen in Nähe zur Bundesstadt zur Verfügung. Und dort ist die Piste länger. Dann steht der «uneingeschränkten Freiheit» nichts mehr im Weg. (sf)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?